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Les Docks: Auf nach Paris!

Nina Zöpnek berichtet zwar des Öfteren aus Amsterdam, aber manchmal zieht es sie auch in die Fremde. So hat es sie auch nach Paris verschlagen, um dort abseits von Louvre, Tuilerien und Co. das wunderbare Kulturprojekt »Les Docks« und seine Ausstellungen zu entdecken.

Urbane Kunst at it's best. © Foto: Nina Zöpnek
Urbane Kunst at it's best. © Foto: Nina Zöpnek
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Als Student genießt man gewisse Freiheiten, auf die man mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann mit ein wenig Wehmut zurückblickt. Doch geht es nicht nur darum, diese Freiheiten zu besitzen, sondern man muss sich ihrer bewusst sein und sie nutzen. Eine dieser Freiheiten ist die Spontaneität. Und da sich in jenem Moment ein Überschuss an Zeit und eine nagende Sehnsucht nach Paris paarten, buchte ich zwei Nachtbus-Tickets von Amsterdam nach Paris und retour. Zwischen der Hinfahrt und der Rückfahrt würde ich siebzehn Stunden in der wohl schönsten Stadt Europas verbringen können. Ein ganzer Tag in der Stadt der Kunst, der Mode und der Liebe, der sich genüsslich vor mir erstreckte und mir in all seinen Nuancen gänzlich zur Verfügung stehen würde.

Begonnen hat jener Tag am Quai de Bercy, einem Bahnhof an der Seine im Südosten der Stadt. Es war noch dunkel und ich konnte es kaum erwarten, von hier am Fluss entlang zu Fuß in die Stadt zu spazieren während sich langsam die Sonne über die charakteristisch graublauen Dächer heben würde.

Dem Stadtzentrum noch kaum näher gekommen präsentierte mir Paris schon den ersten kunstgeladenen Moment des noch jungen Tages. Neben mir erstreckte sich eine Street-Art-Ausstellung über mehrere Wände auf einer Länge von 100 Metern. Nur ein relativ unscheinbares Schild verriet mir, wo ich mich gerade befand: Les Docks – Cité de la Mode et du Design. Das ist eine Plattform für kulturellen Austausch mit Ausstellungsflächen, Restaurants und Clubs. In einem Industriegebäude aus dem Jahr 1907 gelegen, welches ursprünglich für die Aufbewahrung verschiedener Güter verwendet wurde, befindet sich heute, dank dem Projekt Paris Rive Gauche ein Schauplatz für die urbane Kreativszene der Stadt. Rive Gauche ist eigentlich der Ausdruck für einen Pariser Stadtteil aus der Vergangenheit – einer Zeit, in der dieser Begriff noch mit der Bohème in Verbindung stand und als Montparnasse noch Treffpunkt der kreativen Köpfe war, inklusive Jean-Paul Sartre, Pablo Picasso, Gertrude Stein und vieler anderer. Eine Wiederbelebung auf ähnlichem Niveau versucht das städtebauliche Projekt, nur dass die Rive Gauche nun vom 6. ins 13. Arrondissement gerutscht ist.

Die kreativen Köpfe der neuen Rive Gauche sind zeitgenössische Künstler, darunter diverse Street Artists oder der Landschaftsarchitekt Christophe Ponceau. Im Zwielicht des nahenden Sonnenaufgangs präsentierten sich mir Interpretationen des Themas Wasser von acht verschiedenen Graffiti-Künstlern, die entweder die romantische Empfindung des nassen Elements auf unserer Haut thematisierten (Frères Coulures), fantasiereiche Wassergeschöpfe erschaffen hatten (Saïr) oder die logistische Herausforderung des Wassertransports im Untergrund unserer Städte darlegten.

Gleich nebenan standen Bäume in Jutesäcken auf Holzpaletten, eher an eine Baumschule erinnernd als an ein im ersten Moment ersichtliches Kunstwerk. »The Bulk Garden« ist ein von Christophe Ponceau geschaffener Mikro-Wald aus Ginkgo Bäumen, jener Art, die die Atombombe in Hiroshima überlebte und als Symbol für die überstrapazierte, aber meist anpassungsfähige Natur gilt.

Beide Ausstellungen thematisieren Elemente der Natur sowie unsere Versuche, sie zu dominieren und behandeln Themen und Objekte, welche im Trott des Alltags dazu neigen, unterzugehen. Ähnlich wie dieser Ausstellungsort dazu neigt, unterzugehen.

Daher sollten wir alle, egal ob Student oder nicht, der Spontaneität eine Chance geben, mit offenen Augen durch die Straßen gehen und die Trampelpfade verlassen, um auf neue Blickwinkel zu stoßen.

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