Ausstellungsbesprechungen

Madeleine Mangold: »Blick zurück nach vorn«

Die Galerie im Kulturzentrum Saalbau zeigt bis zum 16. März 2008 mit »Blick zurück nach vorn« in einer Überblicksschau das vierzigjährige Schaffen Madeleine Mangolds. Von Anfang an suchte die saarländische Künstlerin mit den Händen etwas Plastisches, im Raum Erfahrbares hervorzubringen.

Während die Themen innerhalb der vier Dekaden durch einen markanten Wandel geprägt sind, bildet das Arbeitsmaterial Ton die für die Künstlerin bedeutende Konstante. Mit Ton, so Dr. Françoise Mathis-Sandmaier in ihrer Eröffnungsrede, »sind schnelle Erfolge zu erzielen und doch braucht es Jahre, um ihn zu überlisten.« Und bis heute bestünden »genau darin Herausforderung und Anreiz für die Künstlerin, sich auf die ebenso willige wie eigenwillige Materie einzulassen.«

Ihren Anfang nimmt die keramische Arbeit Madeleine Mangolds mit recht konventionellen Objekten wie Schüsseln, Tellern und Vasen, die im Licht durchfluteten, weißen Ausstellungsraum, an Wänden oder auf Sockeln wirkungsvoll präsentiert werden. Interessant ist dabei zu beobachten, wie die Künstlerin mit dem Thema im Laufe der Zeit umgeht. Während sich die Anfänge, das heißt die 70er Jahre, gerade in der Ornamentik noch sehr filigran und am Detail orientiert zeigen, sind die Wandplatten zwei Jahrzehnte später in ihrer Formensprache gelöster, expressiver und zeugen, gerade was die Farbigkeit anbelangt, von einem ausgeprägten Feingefühl.

Doch hat sich Madeleine Mangold zu Beginn ihres keramischen Schaffens nicht ausschließlich jenem eher »dekorativen« Aspekt verschrieben. Vielmehr sind es gerade die bizarren, fantastischen Formerfindungen jener »Aufbruchsjahre«, die das aufmerksame Auge des Betrachters in den Bann ziehen. So begegnen uns - beispielsweise mit den im Raum freistehenden, fast zwei Meter hohen »Figurationen« - Werke, die sich durch ein kontrapunktisches Formenspiel auszeichnen. In jenem ausbalancierten Wechselverhältnis (von Hohl- und Vollform, von weichen, fließend-ondulierenden und harten, starren Formationen sowie von Bodenhaftung und Schwerelosigkeit) artikulieren sich urtümliche Energie und Vitalität, die an archaische Kunst denken lassen. Die Plastiken verlieren sich jedoch keineswegs in Abstraktion oder geben ihre figurale Erscheinungsform zur Gänze auf, sondern sie bringen die Metamorphosen zum Ausdruck, von denen auch das Leben geprägt wird. Somit ist diesen Keramiken eine Körperlichkeit eingeschrieben, die sich in dem Spannungsverhältnis von naturnahen und amorphen Formen zu behaupten weiß.

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Die Künstlerin hat ihre Umwelt seit jeher mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen und sie dann in ihre eigene Sprache übersetzt. Und so begegnet uns auf einem weißen Sockel, ein in der Formensprache stark reduziertes, beinahe fragiles Gebilde, das als »Pflanze« mehr erahnbar denn sichtbar ist. Während zu Anfang vor allem die wuchtigen, massigen Formen jenen Transfer übernahmen, gelingen Madeleine Mangold in den 80er Jahren keramische Arbeiten, die sich einem neuen, dynamisierten Duktus bedienen. War es zehn Jahre zuvor eine Energie, welche die Figurationen wie in einen Kokon eingewoben und sie von innen heraus stark gemacht hat, so verlagert sich diese Kraft nun in den äußeren Bereich: Die Formen öffnen sich und greifen in den Raum, um dort ihre energetische Potenz entfalten zu können.

In den vergangenen Jahren dann lenkte Madeleine Mangold zusehends ihre Aufmerksamkeit auf die Dingwelt: Ob nun eine Zange, ein Mikroskop oder ein Doppelstecker, sie alle sind – so Mathis-Sandmaier – »Produkte der Warenwelt wie der Zivilisation« und vielleicht sind sie gerade deswegen für die Künstlerin zu darstellungswürdigen Gegenständen geworden. Während die Quelle der Inspiration in früheren Arbeiten selten »fassbar« war, bezieht Madeleine Mangold den Betrachter nun sehr deutlich in ihre Transformationen ein. Aus dem gewohnten Kontext befreit, isoliert und monumentalisiert, muten die Gegenstände befremdlich an. Mathis-Sandmaier weist darauf hin, dass diese Objekte »[j]enseits der ästhetischen Selbstbehauptung und Dimension […] zu Reflexionen« anregen, die bisweilen sogar an elementaren Fragen der Existenz rühren können. Während die gefesselte »Zange« die Ohnmacht spiegelt, mutieren, uns scheinbar vertraute, »Pin-Nadeln« – nun in Übergröße – zu zwiespältigen Helfershelferinnen und thematisiert das »Mikroskop« schließlich das Streben nach Durchblick.

Mangold macht sich also Gegenstände zu Nutzen, die sie zunächst belebt und dann in einen uns bisweilen befremdlichen Kontext setzt. Doch es ist gerade die damit einhergehende Spannung, die dem Betrachter die Aussage umso prägnanter vor Augen führt und ihn zum Nachdenken anregt.

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Die Galerie im Kulturzentrum Saalbau hat mit »Madeleine Mangold. ›Blick zurück nach vorn‹« eine Ausstellung konzipiert, die durch ihren chronologisch-lockeren Zusammenhalt dem Besucher Freiraum für eigene Eindrücke und Ideen gewährt. Es ist eine spannende und facettenreiche Präsentation entstanden, die durch eine wohldurchdachte Struktur und besonders durch eine hervorragende Werkauswahl beeindruckt. Vier Jahrzehnte Keramikarbeit, das ist für die Künstlerin, um mit Mathis-Sandmaier zu sprechen, »[k]ein Blick zurück im Zorn, vielmehr ein motivierter Blick noch vorn«. Mit erfrischend jugendlicher Verve gelingt es Madeleine Mangold die verstaubten Vorstellungen von Keramiken ins Leere laufen zu lassen und ihnen innovative, vielfältige, sich konstant weiter entwickelnde Arbeiten entgegenzustellen. Fazit: Eine Schau, die Lust auf mehr macht!

 

 

Weitere Informationen


Öffnungszeiten
Mittwoch bis Freitag 11-17 Uhr
Samstag und Sonntag 14-17 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen, sowie am Samstag, 8. März

Eintritt
frei

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