Ausstellungsbesprechungen

Marilyn. Legende, Mythos und Ikone.

Mit der Ausstellung „Marilyn. Legende, Mythos und Ikone“, die noch bis zum 1. Mai 2006 im Kunsthaus Hamburg zu sehen sein wird, wurde eine behutsame, komplexe Annäherung an das „Kunstprodukt“ Marilyn Monroe unternommen.

Die am 1. Juni 1926 in Los Angeles geborene Norma Jeane Baker inspiriert und begeistert mit ihrem Charme bis zum heutigen Tag Zuschauer und Künstler gleichermaßen. Hollywood machte aus der Frau Norma Jeane Baker die Kunstfigur „MM“, den blonden Vamp, der verträumt, sinnlich, verführerisch, naiv und sexy war und die Verkörperung des Weiblichen schlechthin darstellte. So sagte der Schriftsteller und Ehemann Arthur Miller über Marilyn: „She’s all woman, the most womanly woman in the world.“

Für viele ist Marilyn Monroe Glamour-Göttin, Sexsymbol, tragische Heldin und beliebteste Popikone des 20. Jahrhunderts in einem. Dass die Faszination sogar noch bis ins 21. Jahrhundert hineinreicht, äußert sich in den zahlreichen Arbeiten von Künstlern, deren Arbeiten in der Hamburger Ausstellung zu sehen sind. Marilyn Monroe hatte zu Lebzeiten überwiegend Wirkung auf das männliche Publikum, das ihrer Traumfigur und ihrer erotischen Ausstrahlung erlag. Marilyns Image hat sich jedoch seit ihrem Tod 1962 sukzessiv gewandelt und gegenwärtig wird sie weniger wegen ihrer weiblichen Kurven, als vielmehr ihrer Ausstrahlung und ihrer selbstbewussten Haltung zu ihrem Körper und ihrer Sexualität wegen verehrt, so dass der „MM“-Mythos grenzenlos ist. Inzwischen sind es auch viele Frauen, die in Marilyn eine Kultfigur und einen Archetypus alles Weiblichen sehen und sie daher bewundern. So wurde die Monroe für Größen wie Brigitte Bardot oder Madonna zum Vorbild, das prägend auf deren eigene künstlerische Inszenierungen einwirkte.

In einem Interview aus dem Jahre 1960 sagte Marilyn selbst einmal: „Ich habe insgeheim das Gefühl gehabt, nicht vollkommen ‚echt‘ zu sein, so etwas wie eine gut gemachte Fälschung. Ich glaube, jeder Mensch fühlt das von Zeit zu Zeit. Aber in meinem Fall geht das weit, manchmal so weit, dass ich denke, ich sei im Grunde nur ein Kunstprodukt.“ [Marilyn Monroe, 1960] Hier manifestiert sich der Konflikt, der sich zwischen der öffentlichen Person Marilyn Monroe und der privaten Person Norma Jeane Baker entfaltete. Die Aussage zeigt, wie zerrissen Marilyn war und wie verzweifelt sie um die Behauptung ihrer Identität kämpfte. Die Abstraktion von Stars, die keine Individuen mehr sind, sondern semantische Wesen, die ein Konglomerat aus ihren Filmen, Auftritten, Zeitungsartikeln, Interviews und Klatschgeschichten über ihr Privatleben darstellen, macht deutlich, wie schwierig es ist, das Privatleben aufrecht zu erhalten, sich als eigenständige Person zu definieren.

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Marilyn wurde als das angesehen, was über sie an die Oberfläche und Öffentlichkeit gelangte. Dabei war es egal, ob es der Wahrheit entsprach und ob es dem Menschen Marilyn gerecht wurde. Marilyn wurde zu einem Image, das schwer auf ihr lastete und sie sagen ließ: „Ich schleppe Marilyn Monroe mit mir herum wie einen Albatros.“ Was aber machte den Menschen Norma Jeane Baker zum Mythos? Es war die Macht der Bilder, die sie zur Göttin auf den Olymp Hollywood erhob und es war dieselbe Macht, die sie zerstörte. Aber das Image der Monroe lebt in diesen Bildern fort und ist selbst für heutige Betrachter ein Faszinosum an Ausstrahlungskraft, Energie und erotischer Präsenz. Aber auch die Fragilität, die Verträumtheit und Sensibilität wird in einigen der Aufnahmen eingefangen und macht betroffen…

Die Ausstellung des Kunsthauses Hamburg zeigt mit dieser internationalen Gruppenausstellung, wie sich FotografInnen und KünstlerInnen unterschiedlichster Stilrichtungen mit der vielschichtigen Person und dem Mythos Marilyn Monroe auseinandersetzen. Andy Warhol etwa hat Marilyn mit seiner Farbserigraphie zu einem Markenprodukt erhoben. Inspirationsquelle Warhols war dabei das berühmte Foto Marilyns, das Frank Powolny im Jahr 1952 von ihr machte. Zu sehen sind im Kunsthaus Hamburg Fotos, Gemälde, Arbeiten auf Papier, Graphik und Objekte. Dabei kommt den Fotografien neben ihrem dokumentarischen und ästhetisch-künstlerischen Wert eine bedeutende Rolle zu, da sie für das heutige Bild von Marilyn Monroe mehr Gewicht haben, als die Filme.

Marilyn Monroe verstand es überaus gekonnt, mit der Fotokamera zu flirten. Unter den zigtausend Aufnahmen bestimmen jedoch nur einige wenige unser Bild von der Künstlerin. Dokumentiert wird dies u.a. mit den Aufnahmen von André de Dienes, die er von der 19-jährigen Norma Jeane Baker aufgenommen hat und der den Beginn des Flirts mit der Fotokamera zeigt. Neben Eve Arnold, Richard Avedon, Peter Basch, Cecil Beaton, Tom Kelley, Bernhard of Hollywood und Willy Rizzo sind Fotografien von Milton H. Greene und Douglas Kirkland („One Night with Marilyn“, 17.11.1961) und die letzte Fotositzung im Juni 1962 mit Bert Stern („The Last Sitting“) zu bewundern. Marilyn selbst kommentierte die Fotos, die Kirkland von ihr gemacht hatte mit den Worten: „I can’t see any man not wanting to go to bed with that woman.“ [Marilyn Monroe] In dieser Hinsicht ist es wohl richtig als Sam Shaw, Marilyns Lieblingsfotograph, feststellte: „Marilyn created her own legend.“ Gerade durch das in der Ausstellung präsentierte facettenreiche Spektrum an Fotografien wird die Filmgöttin auf den unterschiedlichsten Ebenen erfahrbar.

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Seit über 50 Jahren hat Marilyn KünstlerInnen, wie etwa de Kooning im Jahr 1954 oder Mel Ramos, Daniel Spoerri im Jahr 2002 bis zu zeitgenössischen Künsltern wie Yuzheng Cheng und Ekkehard Tischendorf im Jahr 2005 immer wieder inspiriert, und zu Arbeiten angeregt und beflügelt. Die Ausstellung zeigt in rund 300 Exponaten die Transformation einer Person in derart vielen Manifestierungen, so dass der Betrachter von Eindrücken erfüllt und mit einem vielleicht gewandelten Bild von Marilyn Monroe die Ausstellungsräume verlassen wird. Vielleicht bestätigen die Arbeiten aber auch die persönlichen Eindrücke und festigen den „MM“-Mythos nur noch fester im Gedächtnis. Auf jeden Fall ist dem Kunsthaus Hamburg mit dieser Präsentation eine wunderbare Ausstellung gelungen, die den Betrachter vielfach bannt, ihn die Legende, die Ikone und den Mythos Marilyn Monroe neu entdecken lässt.

Begleitend zur Ausstellung ist ein reich bebildertes Katalogwerk erschienen, das in englischer Sprache den Menschen Marilyn Monroe vorstellt, ihr Leben, ihre bevorzugten Autoren, Musiker, Schauspieler, ihr bevorzugtes Parfum u.v.m. Doch am eindrucksvollsten sind sicherlich die Fotografien und künstlerischen Arbeiten, die von der Kultfigur MM angeregt wurden. Es ist ein Katlog, der zum mehrmaligen Durchblättern animiert, wobei man immer wieder an Bildern und Fotografien haften bleibt. Auch lassen die eingebrachten Zitate, ob von Marilyn selbst oder von Bekannten, Freunden oder Fotografen, das Bild der Künstlerin kaleidoskopartiger erscheinen, so dass die Fotos belebt werden und mit dem Betrachter in Dialog treten.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Di-So 11-18 Uhr, 1. Mai 11-18 uhr

Eintritt
6 € / ermäßigt 4 €

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