Ausstellungsbesprechungen

Marilyn Monroe, Kunsthaus Apolda Avantgarde, bis 29. Juni 2014

Es gibt wohl niemanden, der sich dem Charme Marilyn Monroes entziehen kann. Bis heute ist die Schauspielerin die am meisten fotografierte Frau. Was war ihr Geheimnis? Rowena Fuß hat sich in Apolda auf Spurensuche begeben.

Tom Kelley, Milton Greene, Bert Stern, George Barris und Allan Grant: Sie alle fotografierten die Monroe. Ina Brockmann, die Kuratorin der Schau, vergleicht die Begegnung zwischen Fotograf und Schauspielerin mit einem Funkenschlag. »Marilyns größter Reiz war der einer Kindfrau, die scheinbar über ihre eigene Anziehungskraft stolpert«, schreibt die Monroe-Biografin Ruth-Esther Geiger über deren Wirkung auf die Fotografen. Das Zitat an der Wand über der verspielten Aufnahme einer nackten Marilyn mit einem halbdurchsichtigen Chiffonschleier von Bert Stern ist eines von vielen, die den Besucher bei seinem Gang durch die Ausstellung begleiten.

Insgesamt rund 90 Fotografien erzählen die Geschichte des Bildes »Marilyn Monroe«. Es ist ein Konstrukt oder ein Alter ego, an dessen Erschaffung Hollywood und die Fotografen genauso einen Anteil hatten wie Norma Jean Baker. Denn so hieß die Diva mit bürgerlichem Namen. Diese »Frau von nebenan« bekommen wir nur in wenigen Aufnahmen zu sehen. Eine zeigt sie eng an ihren dritten Ehemann, den Schriftsteller Arthur Miller, gekuschelt. Doch sobald Norma Jean geschminkt und gestylt war, wurde sie zu Marilyn, der Fleisch gewordenen Verführung. Davon zeugen frühe Bilder, die sie als Pin up zeigen, ebenso wie das bereits erwähnte von Stern. Es ist Teil einer Serie, die der New Yorker Fotograf für die Vogue sechs Wochen vor dem Tod der Schauspielerin 1962 realisierte. Als »The Last Sitting« ging sie in die Geschichte ein. Stern wählte als Kulisse ein Zimmer im Bel Air-Hotel in L.A. In der völlig ungezwungenen Atmosphäre entstanden am ersten Tag jedoch keineswegs die Modefotos, die das Magazin erwartete. Stern knipste Aktfotos, die Marilyn enthüllen, ohne sie zu entblößen. Hier wie anderswo fällt auf, wie wandlungsfähig die Schauspielerin war und wie schnell sie Mimik und Gestik an eine neue Rolle anpassen konnte. Gerade noch kokett mit dem halbdurchsichtigen Stück Stoff gespielt oder den Besucher frech angegrinst – nur bekleidet mit einer bunten Perlenkette –, erscheint sie in den darauffolgenden Darstellungen plötzlich nachdenklich. Sie ist nun ein professionelles Mannequin, das eine Kollektion präsentiert. Denn nach dem ersten unbefriedigenden Shooting schickte die Vogue Stern nochmals ins Hotel. Dieses Mal bewaffnet mit einem Haufen Haute Couture und umgeben von einem großen Stab.

Doch gleichgültig in welcher Pose oder Klamotte, Marilyn Monroe zeigt sich in den ausgestellten Fotografien in starkem Kontrast zu den damals gültigen Hollywood-Standards. Dies wird besonders in den Ansichten von Milton Greene deutlich. Er zeigt eine aus vollem Halse lachende Marilyn in einem Korbsessel. Sie trägt einen türkisblauen Freizeitanzug und hält eine Limonade in der Hand. Ganz leger hat sie zudem ihren linken Schuh zur Seite gekickt. Das Foto stammt aus einer Episode in ihrem Leben, in der sie sich mit der Gründung einer eigenen Produktionsfirma von den großen Hollywood-Studios und den immer gleichen Rollen befreien wollte. Greene unterstützte sie darin und wurde ihr Partner. Vermutlich auf Betreiben Arthur Millers fiel er nach nur zwei Jahren 1956 jedoch in Ungnade und im Jahr darauf existierte Marilyn Monroe Productions nur noch auf dem Papier. Es ist nur eine der vielen Tragödien, die das Leben des Stars kennzeichneten. Viel zu früh starb sie mit 36 Jahren unter mysteriösen Umständen. Ihr Vermächtnis aber, die Verknüpfung von Individualität und Image, prägt bis heute unsere Faszination für sie. »Sie war großartig«. Dieser schlichten wie allessagenden Bemerkung Brockmanns wird man sich am Ende des Rundgangs daher gern anschließen.

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