Das Kunsthaus Apolda zeigt in den Frühlingsmonaten eine (fast) einmalige Ausstellung: Die Bilder des berühmten ostdeutschen Künstlerehepaares Ursula und Wolfgang Mattheuer sind gemeinsam im Kunsthaus zu sehen. Das gab es zuvor nur zwei mal in der über fünfzig-jährigen Schaffensperiode der Künstler.
Das hat zweierlei Gründe: Zum einen steht bei Künstlerpaaren in der Öffentlichkeit immer ein Partner im Schatten des anderen, meist wird die Frau benachteiligt. So auch im Falle Mattheuer. Ursula Mattheuer-Neustädt wurde mitunter sogar als Wolfgang Mattheuers Schülerin vorgestellt — dabei haben sich die Beiden beim Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig Ende der 1940er kennen gelernt, gleichzeitig abgeschlossen und 1952 geheiratet. Ursula Mattheuer hat darum größeren Wert auf Einzelausstellungen gelegt, auch wenn das private Verhältnis völlig ausgeglichen war. Der andere Grund vorwiegend getrennt auszustellen sind die ganz unterschiedlichen Stile der Künstler.
Wolfgang Mattheuer wurde vor allem bekannt mit Holzschnitten, schweren oder farbintensiven Ölmalereien und Bronzeskulpturen. Von allem sind fabelhafte Beispiele im Kunsthaus Apolda zu sehen. Mattheuer war ein ausgezeichneter Künstler, der zu DDR-Zeiten viele politische Bilder, aber auch sehr persönliche Werke geschaffen hat. Herausragend ist die Statue »Gesicht zeigen«, die in der Ausstellung einen besonderen Platz bekommen hat. Auch das surrealistische Gemälde »Drinnen, Draußen und ich« ist faszinierend ob der Rahmen, Fenster und Spiegelungen, der Farben und der monumentalen Größe. Mattheuers Reisen in osteuropäische Länder, die Sowjetunion und Mexiko haben auf sein Schaffen ebenso Einfluss genommen wie die Epochen von Romantik über Biedermeier bis zum Expressionismus. Wie es Eduard Beauchamp im Ausstellungskatalog so schön formuliert: »Mattheuer hat nicht nur Jahrhundertbilder geschaffen, seine Bildsprache ist von Jahrhundertkunst [...] durchdrungen«.
Ursula Mattheuer-Neustädts Kunst unterscheidet sich erheblich von ihrem Mann. Sie zeichnet vor allem, schafft mit Bleistift und Kugelschreiber filigrane Landschaften und surreale Grafiken. Aufgrund der schlechten technischen Ausstattung in Ostdeutschland sind leider einige Bilder der Ausstellung verblasst und nicht mehr in ihrer ursprünglichen Kraft zu bewundern.
# Page Separator #
Zu Beginn ihrer Karriere nahmen Buchgestaltungen einen breiten Raum ein, später widmete sich Mattheuer-Neustädt ausschließlich freier bildnerischer Arbeit. Neben der zeichnerischen Tätigkeit drückt sie ihre Gedanken auch in sprachlicher Form aus. Die so entstandenen Gedichte werden bei einem Künstlergespräch mit Ursula Mattheuer-Neustädt am 23. April 2007 im Kunsthaus Apolda von einer Schauspielerin vorgetragen. Besonders stolz kann das Ausstellungshaus auf die persönlichen Leihgaben der Künstlerin sein — sie hat für Kuratorin Christina Dorothea Holzig und Ausstellungsproduzent Peter-Martin Kunz verborgene Schubläden geöffnet und sie auswählen lassen.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr
Montag nach Vereinbarung