Ausstellungsbesprechungen

Max Beckmann. – Druckgrafik 1914–1924

Mit rund 130 grafischen Arbeiten präsentiert die Karlsruher Kunsthalle eine umfassende Ausstellung über das Schaffen Max Beckmanns zwischen dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und des Stilwandels Mitte der 1920er-Jahre. Da Beckmann sich um 1925 auch mehr der Malerei zu- und von der Grafik abwendet, wird hier auch weniger ein bloßer Ausschnitt aus dem Werk, sondern ein Überblick über das im wesentlichen frühe grafische Schaffen gezeigt.

Mit der Verwendung der Kaltnadelradierung, Lithographie und Holzschnitt bediente der Leipziger Künstler die klassischen Leittechniken.

 

 

Beckmann ist der Solitär in der deutschen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Seine großformatigen Triptychen gehören zu den Inkunabeln der Moderne, seine Gemälde sind existenzialistische Chiffren, die allenfalls einen Sonderweg innerhalb des Expressionismus darstellen – und der mündet in der Kunst des Exils. Dass Max Beckmann auch ein großartiger Grafiker ist, wird in diesem Licht etwas verschattet wahrgenommen, zumal die Druckgrafik im Spätwerk kaum noch eine Rolle spielt. So konzentriert sie sich auf die prägende Erfahrung des Ersten Weltkriegs.

 

 

Einen roten Faden bilden die Selbstbildnisse – Beckmann ist nach Dürer und Rembrandt ein unermüdlicher Chronist seiner selbst –, die den Künstler allerdings über die Grafik hinaus lebenslang begleiteten. Doch entfaltet sich eine fast ungeheure Bandbreite, die in einer Art »transzendenter Sachlichkeit« (Beckmann) die in visionären Arbeiten den Schrecken des Krieges und die Gewalt in der Nachkriegszeit wiedergeben. Um was es ihm besonders in der Grafik geht, schrieb der Künstler an Reinhard Piper im Jahr 1917: »Es gelingt mir, mich allmählich immer wesentlicher auszudrücken und das gibt mir Halt und Ruhe in diesem großartigen Wahnsinn in dem wir jetzt noch stärker leben wie früher.« Allein der dokumentierte Zeitraum von zehn Jahren umfasst insgesamt fast 150 Blätter, bevorzugt Radierungen – gut die Hälfte davon ist auch im Besitz der Kunsthalle. 

 

 

Die Ausstellung nähert sich diesem grafischen Werk thematisch an. Auf die (1) »Kriegsjahre 1914–18« mit figurativen Wimmelbildern – darunter die gespenstisch verrätselte »Auferstehung«, die ihr Pendant in dem monumentalen Gemäldefragment in der Stuttgarter Staatsgalerie hat – folgt als Nachwirkung des schrecklichen Mordens die Lithographienfolge (2) »Die Hölle«. Ein weiterer Raum ist den (3) illustrierten Büchern gewidmet: Kasimir Edschmids Novelle »Die Fürstin«, Gedichte der heute vergessenen Lili von Braunbehrens, die Beckmann eigens für die Ausgabe ausgewählt hatte, Clemens Brentanos Kunstmärchen »Fanferlieschen Schönefüßchen« und Beckmanns eigener Komödie »Ebbi«. Die Arbeiten der folgenden Räume befassen sich mit (4) »Paaren und Paarungen« sowie mit Beckmanns (5) Bildnissen; der Radierfolge (6) »Jahrmarkt« als Beitrag zur seinerzeit beliebten Zweit- und Schattenwelt der Gaukler und Masketräger ist ein Kapitel zugedacht. Danach begegnet der Betrachter den (7) Selbstbildnissen und den – im Werk eher seltenen – (8) (Stadt)-Landschaften. Abgeschlossen wird die Schau mit der (9) »Berliner Reise«, einer Litho-Mappe, die in die ruhigere, ja klassizistische Phase der 20er-Jahre weist, und dem städtischen Thema (10) »Das große Menschorchester«.

 

 

Über den Rang Max Beckmanns in der Kunst besteht kein Zweifel. Karlsruhe weist einmal mehr darauf hin, dass der Künstler nicht nur als Maler, sondern auch als Grafiker bedeutend war.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten

Dienstag–Freitag 10–17 Uhr

Samstag/Sonntag 10–18 Uhr

 

Eintritt (nur Wechselausstellung)

5,- EUR / Ermäßigt  3,- EUR

 

Führung

Freitag–Sonntag 15 Uhr

 

Sonderführungen

Themenführungen finden statt, u.a. über die Höllendarstellungen (29. März), über die Selbstbildnisse (17. April); auch Führungen in französischer Sprache (29. April)

 

Gruppenführung:

Anmeldung unter Tel. \"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"\"0721/92633-70\"\" oder

E-Mail muse@kunsthalle-karlsruhe.de)

 

Veranstaltungen

Sonntag, 3. April 2005, 17 Uhr:

»Ebbi – eine Komödie«

Szenische Lesung der Kunst und Bühne e.V. aus Hannover

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