Ausstellungsbesprechungen

mehr licht!

Bemerkungen zu einer Ausstellung in der Erfurter Kunsthalle

Die Erfurter Ausstellung zeigt die Arbeiten von Reinhard Franz und von vier Absolventinnen der Bauhaus Universität. Sie soll das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, die richtige Lehre und die Rolle von Kunst in der Gesellschaft diskutieren, so heißt es im Vorwort des Kataloges. Die Werke von Friederike Lorenz, Anne Schwing, Christiane Wöhler und Nadine Wottke behaupten sich neben den Arbeiten Ihres Lehrers, sie versuchen sich ebenso wie die Arbeiten von Franz in der kritischen Beobachtung und im kritischen Kommentar. Dazu dienen bei Franz plakative Installationen wie der Schriftzug in goldenen Lettern auf roter Wand, der den Besucher empfängt: „Euer Scheiß Humanismus kotzt mich an“ und bei Nadine Wottke pornografische Motive in edler Porzellanausführung.

Bei allen Nettigkeiten, die man zu der professionellen Qualität der Arbeiten und der Ausstellungsinszenierung sagen kann, zu den gut gemachten Ausstellungskatalogen und  zu den gerade bei den jungen Künstlerinnen originellen Ideen bleibt ein merkwürdiger Widerspruch:
Reinhard Franz gilt als Provokateur, einer der Konventionen in Frage stellt , der gegen den „guten Geschmack“ verstößt, wenn er den „den Stachel löckt“, einer der sich kritisch auf die Mechanismen des Kunstbetriebes bezieht.
Nur, wenn gerade das alles längst zur Konvention geworden ist, wenn unscharfe, überbelichtete Pornofotografie oder politische Statements zur RAF das Publikum ebenso gelangweilt hinterlassen wie die Aufführungen von 98% der deutschen Schauspielbühnen, die Minna von Barnhelm wahlweise nackt oder in SS Uniform auftreten lassen um zu „provozieren“, dann ist diese Kunst brav und für den Betrieb gemacht, für die Feuilletons, für die Sparkassenstiftung, die Kulturstiftung und alle anderen Institutionen, die für die Realisation gespendet haben. Da gibt es keine Provokation, da haben wir sie, die  Betriebskunst in all ihrer Harmlosigkeit. 
Wenn sich Reinhard Franz  in der vorletzten Phase seines Studiums einen Reim darauf machen musste „Warum seine gleichaltrigen Kommiliton/inn/en aus Düsseldorf mit ihrem ultrakonservativen Programm zu den vielgefeierten Produzenten von Wandaktien für IT-Spezialisten wurden und die Kasseler Klasse immer kleiner“ wurde, dann können sich heute die Kunststudenten mit Recht die Frage stellen, warum die Studenten der  Leipziger Schule zu den gefeierten Nachwuchskünstlern zählen und die Bauhaus Universität Weimar....
Unter diesem Aspekt lohnt es sich vielleicht doch noch viel „Mehr Licht!“ in das Lehrer – Schüler Verhältnis zu bringen und sehr viel über die Rolle des Publikums und etwas weniger über die Rolle des Künstlers nachzudenken.
 
In der Ausstellung sind zwei Kataloge erhältlich.

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