Meldungen zum Kunstgeschehen

Miró soll leere Staatskassen füllen

Kunstsammlungen werden angelegt und auch wieder aufgelöst. Der Kunstmarkt lebt von beidem. Anfang Februar versteigert das Londoner Auktionshaus Christie’s eine Sammlung von 84 Gemälden und einer Skulptur des Spaniers Joan Miró. International kaum beachtet, schlägt diese Auktion in Portugal große Wellen. Doch es ist nicht die Größe oder der Wert der Sammlung, der dort Schlagzeilen macht. Es ist der Verkäufer der Sammlung: Der Staat Portugal selbst.

Im Jahr 2008 steckte Europa mitten in der Finanzkrise. Auch die portugiesischen Banken blieben nicht verschont. Die Portugiesische Handelsbank, kurz BNP, meldete Bankrott an. Der Staat sprang ein, sanierte die BNP mit Geldern des EU-Rettungsschirms und verkaufte sie dann zu großen Teilen an eine Bank aus Angola. Der nicht sanierbare Rest wurde in eine so genannte Bad Bank umgewandelt.

So kamen neben 7 Milliarden an zweifelhaften Krediten auch 85 Kunstwerke von Joan Miró (1893-1983) in den Besitz des portugiesischen Staates. Sie decken eine Spanne von über 70 Jahren in der Schaffenzeit des Künstlers ab. Erst 2006 hatte die BNP diese Sammlung eines japanischen Privatmannes als Geldanlage erworben. Genützt hat es wenig.

Zwei Jahre später bei der Übernahme durch Portugal wurden die gesammelten Kunstwerke auf einen Gesamtwert von 150 Millionen Euro geschätzt. Zwar wurde im Jahr 2009 ein Teil in New York ausgestellt, dieser verschwand dann aber wieder aus dem Blick der Öffentlichkeit. Nun sollen die Kunstwerke vom 4. bis 5. Februar einzeln bei Christie’s versteigert werden, für einen Startpreis von insgesamt nur 35 Millionen Euro.

An Widerstand fehlt es nicht. Die Entscheidung der Regierung unter Pedro Passos Coelho, den Kunstschatz zur Milderung der Staatsschulden zu verkaufen, ist umstritten. Die Opposition diskutiert heftig im Parlament, ein Antrag wegen »Plünderung des nationalen Vermögens« wurde bereits gestellt. Vielen geht der Ausverkauf des kulturellen Besitzes des Landes zu weit. Unterschriftensammlungen von Bürgern und portugiesischen Künstlern werden eingereicht, die nationale Presse berichtet. Noch waren alle Mühen umsonst, die portugiesische Regierung nicht zu einem Umdenken zu überreden.

Ein Grund dafür könnte sein, dass der Verkauf international kaum Aufmerksamkeit erregt. Zwar wird über die Auktion aufgrund der Bedeutung der Werke und deren Menge berichtet, jedoch finden sich nur wenige kritische Stimmen. Kunst wird gesammelt, Sammlungen wieder aufgelöst. Nichts neues, so scheint der Eindruck. Ob sich dies ändert, wird sich zeigen.

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