Ausstellungsbesprechungen

Museum of Broken Relationships, Interkulturelles Zentrum Heidelberg, bis 14. Februar 2017

Ein ganzes Museum für gescheiterte Beziehungen? Ja, das gibt es. Dabei handelt es sich um ein Kunsprojekt der Kuratoren Olinka Vištica und Dražen Grubišić, das aus der eigenen Trennung des Paares heraus entstand. Sie schufen ein Museum, in dem jeder sein Erinnerungsstück an verflossene Liebschaften, ehemalige Freund und andere zerbrochene Beziehungen aufbewahren lassen kann, und stellen die Stücke mitsamt ihrer Geschichte aus. Ist das voyeuristisch? Oder eine clevere Bewältigungsstrategie? Bianca Straube ist dieser Frage auf den Grund gegangen.

Eine gescheiterte Beziehung, ein gebrochenes Herz – nahezu jeder kennt das und hat es mindestens einmal durchlebt. Trennungen und Liebeskummer sind Phänomene, die Menschen verschiedener Herkunftsländer, Kulturkreise und Generationen gleichermaßen beschäftigt. Das »Museum of Broken Relationships« macht den Herzschmerz und seine alltäglichen Spuren zum Ausstellungsthema. Die aus Zagreb stammende Wanderausstellung der Kuratoren Olinka Vištica und Dražen Grubišić ist weltweilt unterwegs und nun im Interkulturellen Zentrum in Heidelberg zu sehen.

Es ist weder Kunst im herkömmlichen noch im Duchampschen Sinne, die hier präsentiert wird. Nein, es sind Alltagsgegenstände, die Alltagsgegenstände bleiben. Doch an ihnen haften Erinnerungen an vergangene oder gescheiterte Beziehungen, Ehen oder Freundschaften. Seit 2006 sammelten die Kuratoren jene Überbleibsel aus allen Teilen der Welt, und jeder, der mag, kann sein Erinnerungsstück an eine zerbrochene Beziehung in die Hände der Kuratoren geben. Ein kleiner Text erzählt jeweils die persönliche Geschichte hinter dem ausgestellten Objekt. Auch in Heidelberg startete das Interkulturelle Zentrum einen Aufruf zur Abgabe des »Beziehungsballastes«. Die Motivation für die Beitragenden könne laut Kuratoren unterschiedlich sein: »reiner Exhibitionismus, therapeutische Entlastung oder einfach Neugierde«.

Der Objektbestand setzt sich folglich zum Teil aus den Erinnerungsstücken der Heidelbergerinnen und Heidelberger zusammen. Sie spiegeln die Internationalität der Stadt wider – Studierende aus aller Welt aber auch ältere Generationen, die ihre Jugendliebe in Heidelberg trafen, schickten ihre Gegenstände und die dazu gehörigen Geschichten ein. Die veranschaulichen, wie unterschiedlich der Umgang mit gescheiterten Beziehungen sein kann. Die Gegenstände wirken romantisch, kitschig, tragisch oder gar skurril. Ein glitzerndes Rentier steht für das erste und letzte Weihnachten, das ein junges Ehepaar miteinander verbrachte. Ein Kompass erzählt von einer Beziehung, die in die falsche Richtung navigierte. Dass man unschöne Andenken an den ehemaligen Partner in einigen Fällen niemals loswird, beweist eine Herpes-Creme, die eine Frau seit ihrer letzten Beziehung regelmäßig benötigt.

Trennungen werden nicht nur von Trauer beherrscht, sondern auch von Wut – die Asche eines verbrannten Hochzeitskleides zeigt wie stark die Erinnerungen an jenes Symbol der Ehe geknüpft sein können. Häufig werden als Gründe für das Beziehungsende die Distanz zum Partner, Untreue, unterschiedliche Vorstellung von Liebe aber auch der Tod und Krieg genannt. Einige Exponate erzählen beispielsweise vom Kroatienkrieg. Ein Soldat, der sich in seine Sozialarbeiterin verbliebte, schildert wie sie ihm täglich seine Unterschenkelprothese anlegte. Die Prothese wird in der in Ausstellung gezeigt und der Soldat offenbart in wenigen kurzen Sätzen, dass sie stabiler als die Beziehung gewesen sei.

Man betrachtet die Ausstellung mit Mitgefühl, Neugier und manchmal auch einem Schmunzeln. Ist es voyeuristisch sich derart für den Herzschmerz anderer zu interessieren? Die Organisatoren der Ausstellung sagen Nein. Es gehe dabei vielmehr um ein mögliches Ritual für den Abschied. Einen Abschied, den man nicht alleine durchstehen, sondern, wie auch bei Hochzeiten und Beerdigungen, in einer Gemeinschaft erleben und verarbeiten kann.

Das »Museum of Broken Relationships« besitzt ein bemerkenswertes Konzept, das Partizipation und Diversität miteinschließt. Es bietet dem Besucher, unabhängig von Alter und Kultur, einen außergewöhnlich persönlichen Zugang zu einem universalen Thema: den menschlichen Beziehungen. 2011 wurde die ständige Ausstellung in Zagreb mit dem »European Museum of the Year Award« ausgezeichnet. In Heidelberg ist die Wanderausstellung noch bis zum 14. Februar in der Alten Tabakfabrik zu sehen und unbedingt zu empfehlen.

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