Ausstellungsbesprechungen

Nach 1970 - Österreichische Kunst aus der Albertina, Albertina Wien, bis 11. Januar 2009

Mit der Ausstellung „Nach 1970 - Österreichische Kunst aus der Albertina“ setzt die renommierte Wiener Ausstellungshalle eine Reihe fort, die sie im Vorjahr mit "Kunst nach 1970" begonnen hat, wobei diese Schau besonderes Augenmerk auf die Kunstszene vor Ort legt. Unsere Autorin widmet sich in ihrer Besprechung der Künstlerin Adriana Czernin.

In dieser sehr gelungenen Präsentation werden etwa 220 Werke von 33 Künstlern gezeigt, die einen interessanten Querschnitt der zeitgenössischen österreichischen Kunst zeigen und damit einen weiteren Einblick in die insgesamt über 30 000 Arbeiten umfassende Sammlung an Gegenwartskunst der Albertina geben. Die interessante Architektur der neu eröffneten Räumlichkeiten im 2. Obergeschoss der Albertina, die einen Rundgang durch die Ausstellung zu einem wahren Entdeckungslauf im positiven Sinne machen, lassen die Vielfältigkeit und den Ideenreichtum der zeitgenössischen Künstler Österreichs hervorragend zur Geltung kommen. Unter den gezeigten Künstlern finden sich Arbeiten von Siegfried Anzinger, Günter Brus, Adriana Czernin, Gunter Damisch, Adolf Frohner, Sonja Gangl, Maria Lassnig, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Franz Ringel, Hubert Scheibl,Franz West, Erwin Wurm, Franz Zadrazil u.a.

An dieser Stelle soll den Arbeiten von Adriana Czernin besondere Beachtung geschenkt werden. Geboren wurde die Künstlerin 1969 in Sofia/Bulgarien. Sie lebt und und arbeitet in Wien und in der Steiermark. Ihre großformatigen Bunt- und Bleistiftzeichnungen ziehen den Betrachter magisch in ihren Bann. Das Thema scheint schnell erfasst: die Frau und ihr Umfeld. Schöne, makellose Frauen, festgehalten in Momentaufnahmen einer Bewegung, versinken in einem Meer von Blumenmustern und Ornamenten. Es ist ein zeitloser, fantasievoller Raum ohne Vergangenheit und Zukunft. Doch nichts ist so, wie es scheint. Die Bilder können von Schönheit und Harmonie erzählen, aber auch von Konflikten und Aggression. Die Frauenkörper wirken dreidimensional, doch die florale Umgebung ist ganz flach. Augenfällig ist die üppige Ornamentik: manchmal große Blüten, meist jedoch eher kleinteilige florale oder geometrische Muster, die sich immerfort wiederholen. Und manchmal scheint es, als ob sich die Frauen in der Ornamentik verlieren, fast auflösen. Es wird schnell klar: Adriana Czernin hat sich lange und sehr intensiv mit Ornamentik auseinandergesetzt. Und wer die Künstlerin persönlich kennenlernen konnte, weiß auch, dass sich die Ähnlichkeit der Frauenfigur in den Bildern mit der Künstlerin nicht leugnen lässt. Doch kann man hier nicht von einem klassischen Selbstportrait sprechen. Es ist auch nicht Anliegen der Künstlerin, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Die Künstlerin hat bei der Schaffung ihrer Arbeiten eine genaue Vorstellung von der Person, deren Haltung und deren Position im Bild. Dazu fotografiert sich die Künstlerin selbst und verwendet die Diapositive als Vorlage für ihre Bilder. 

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Diese intensive Auseinandersetzung mit der floralen Ornamentik erinnert, und das ganz besonders vor dem bedeutungsvollen Hintergrund Wien, an die Vertreter des Japonismus und des Jugendstils. Konkret nahm auf Adriana Czernins Bilder der bulgarische Künstler Ivan Milev Einfluss. Der im deutschsprachigen Raum weniger bekannte Künstler lebte und arbeitete Anfang des 20. Jahrhunderts und fand in Bulgarien zu einer eigenen Form des Jugendstils.

Ornamente in allen erdenklichen Facetten hatten Adriana Czernin schon früh fasziniert. Bereits während ihrer Kindheit in Bulgarien sammelte sie Stoffreste, Geschenkpapiere, Tapeten und Bücher mit ornamentalen Musterungen. So ist ihr ornamentaler Fundus heute so groß, dass sie aus ihm für ihre künstlerische Arbeit endlos schöpfen kann. Im Moment beginnt in den Arbeiten von Adriana Cernin das Ornament sogar die menschliche Figur mehr und mehr zu verdrängen. Die Zukunft wird zeigen, ob der Abschied von der Frauenfigur in ihren Arbeiten ein Abschied für immer war.

Die Arbeiten von Adriana Czernin und weitere 32 Künstlern sind noch bis zum 11.1.2009 in der Albertina Wien zu sehen. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbank.


Weitere Informationen

Öffnungszeiten

Täglich 10-18 Uhr
Mittwoch 10-21 Uhr

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