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Palazzo Grifoni Budini Gattai – Eine Online-Ausstellung der Photothek des Kunsthistorischen Institutes in Florenz – Max-Planck-Institut

Die Photothek des Kunsthistorischen Institutes in Florenz – Max-Planck-Institut präsentiert in einer Online-Ausstellung zum ersten Mal umfassend die Ausstattung des Palazzo Grifoni Budini Gattai, ein herausragendes Beispiel Florentiner Palastarchitektur, und macht damit einmal mehr bisher unzugängliche Monumente der wissenschaftlichen Forschung zugänglich.

Seit Januar 2010 befindet sich die Photothek des Kunsthistorischen Institutes in Florenz im Palazzo Grifoni Budini Gattai. Ende Dezember 2009 war die Photothek aus dem nahe gelegenen Hauptgebäude des Institutes ausgezogen, um für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen Platz zu schaffen, die voraussichtlich 2013 abgeschlossen sein werden.

Errichtet zwischen 1561 und 1565 vom Michelangelo-Schüler Bartolomeo Ammannati, wurde der Palast 1890 von der Familie Budini Gattai erworben, die die Innenräume vollständig umbauen ließ. Mit seinem aufwändig dekorierten Hauptgeschoss zählt der Palast zu den bedeutendsten und besterhaltenen Zeugnissen hochbürgerlicher Florentiner Repräsentationskultur der Zeit um 1900.

Leopoldo Gattai gehörte gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Francesco Budini zu den erfolgreichsten Bauunternehmern in den Anfangsjahren des italienischen Nationalstaates, deren Firma „Ditta Gattai Budini“ Großprojekte wie die Eisenbahnlinie zwischen Florenz und Vaglia oder den Hafen von Livorno realisierte. 1890, nach der Auflösung des Unternehmens, erwarben sie den repräsentativen Renaissancepalast an einer der prominentesten Plätze in Florenz und ließen ihn von Giuseppe Boccini, der mit seinem Entwurf auch am Wettbewerb um den „Premio Martelli“ der Florentiner Kunstakademie teilnahm, umbauen. Die wichtigste Veränderung stellte der Einbau einer monumentalen Treppenanlage dar, welche zu den neu gestalteten „Appartamenti Budini Gattai“ im piano nobile führt. Die Ausgestaltung des Treppenhauses und der beiden großen straßenseitigen Räume hat stark repräsentativen Charakter – hier wird mit der Darstellung von Tugendallegorien, Personifikationen der bildenden und darstellenden Künste sowie mit den wiederholt angebrachten Familienwappen auf die Auftraggeber angespielt. Im salone verde imitiert das Deckenbild einen Wandteppich, ein umlaufender Fries mit Gegenständen aus Kunst, Wissenschaft und Technik spielt wiederum auf die Unternehmer-Ingenieursfamilie an. Bemerkenswert ist auch der mit Temperafarben bemalte, marmorimitierende Fußboden, der Szenen ländlichen Lebens darstellt. Zu seinem Schutz wurde er für die Nutzung durch die Photothek verschalt – durch die Photokampagne der Photothek ist er nun permanent „zugänglich“.

Die beiden kleineren Räume, die sala della musica und die sala di lettura ordnen sich ob ihrer Größe und ikonographischen Ausrichtung eher dem „privaten“ Bereich zu, während der als Galerie bezeichnete Raum auf der Gartenseite des Palastes einst der Aufstellung der Skulpturensammlung der Familie Budini Gattai diente. Er wird jetzt als Vortrags- und Veranstaltungsort des Kunsthistorischen Institutes in Florenz genutzt.

Mit dem Umzug der Photothek fand in den Räumen des Palazzo Grifoni der gesamte Bestand Platz - nahezu 600.000 Abbildungen zur italienischen Kunst und Architektur von der Spätantike bis zur Moderne. Sie stehen wieder in gewohnter systematischer Freihandaufstellung für Wissenschaftler zur Verfügung. In dem unter Denkmalschutz stehenden Räumen wurde eine moderne Infrastruktur eingerichtet, die denkmalpflegerische Verantwortung und die konsequente Nutzung moderner Technologien verbindet. Mittels eines „schwebenden“ Doppelbodens werden weder die bemalten Böden noch die tapezierten und freskierten Wandflächen von den modernen Einbauten berührt.

Vor ihrem Einzug führte die Photothek eine umfangreiche Kampagne durch, die zum ersten Mal umfassend die Ausstattung des Palastes dokumentiert – damit gehört die Online-Ausstellung zur Reihe ihrer Photokampagnen, die oftmals schwer zugängliche toskanische Paläste und Villen der Wissenschaft zur weiteren Erforschung zur Verfügung stellen.

Die Ausstellung kann unter http://expo.khi.fi.it besichtigt werden.

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