Kunstbücher für junge Leser

Paula in Paris. Ein Kunst- und Reisebuch für alle ab 5. Von Hartwig Dingfelder (Text) und Tidian Camara (Illustrationen). Hachmannedition Bremen 2007

Eine qualmende Lokomotive nähert sich dem Eiffelturm - Paula fährt nach Paris. Schon auf dem Cover des Kunst- und Reisebuchs können alle Leser ab 5 einsteigen und mitreisen. Mit der Kunsthallen-Schnecke Klara, die die Reiseleitung übernimmt, geht es auf eine wunderbare, farbenfrohe Reise. Unsere Rezensentin Patricia Potrykus über ein Kinderbuch zu Paula Modersohn-Beckers Reisen nach Paris.

Paula ist die Künstlerin Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907), die am 1. Januar 1900 für mehrere Monate die französische Metropole besuchte, es war der erste von insgesamt vier Aufenthalten. Diese Reisen beeinflussten die Künstlerin enorm. Sie tauchte ein in die Kunstwelt um 1900, sah Werke von Gaugin, Cezanne und van Gogh, lernte Rodin und Maillol kennen und war von den Mumienbildnissen im Louvre mit den großen Augen sehr beeindruckt.

Mit ihrer Freundin Clara Rilke-Westhoff, die Bildhauerin war, kam sich Paula im „riesen, riesen Paris“ manchmal wie in einem Ameisenhaufen vor. Die Stadt war voller lauter Menschen, Kutschen und „Action“, wie man heute sagen würde.

Den Kopf voller Eindrücke und Bilder kam die Künstlerin zurück in ihr beschauliches Worpswede und malte. Ihre Stillleben, Selbstbildnisse, Porträts von Kindern, Tierbilder und Landschaften zeichnen sich aus durch leuchtende, kräftige Farben und einfache Formen.

Von den Pariser Künstlern schaute sich Paula Einiges ab, aber sie hatte auch ihre eigenen Ideen und ihren eigenen Stil. Die Ohren ihrer Figuren z.B. hatten wie bei Picasso keine Schnörkel. Beiden ging es um möglichst einfache Formen, die aber trotzdem noch als Ohren oder Nasen zu erkennen sind. Picasso hatte die Idee Köpfe und Figuren aus einzelnen Formen zusammenzusetzen aber erst später. So entwickelte Paula Modersohn-Becker eine eigenständige Bildsprache, die ihre Bilder zu etwas Besonderem und sie selbst zu einer der ersten bedeutenden deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts machte.

Auch wenn das Buch nicht alles über Paula Modersohn-Becker verrät, es geht ja in erster Linie um ihre Reisen nach Paris, ergänzt die angehängte Biografie die Lebensstationen. So erfahren die Kinder von Paulas Ausbildung zur Lehrerin, ihrer heimlichen Verlobung mit Otto Modersohn, den sie kurz danach heiratete und von Paulas frühem Tod mit nur 31 Jahren nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde.

Das 40 Seiten starke Buch entstand begleitend zu der Ausstellung „Paula in Paris. Paula Modersohn-Becker und die Kunst in Paris um 1900“, die von Oktober 2007 bis Februar 2008 in der Bremer Kunsthalle zu sehen war. Es zieht auch den erwachsenen Leser sofort in seinen Bann. Die witzigen Illustrationen als Collagen aus neuen und alten Fotografien, Gemälden, Werbeplakaten, Zeichnungen, Sprechblasen und Einschüben in „Kinderschrift“ von Tidian Camara, sind sehr passend und lassen den Betrachter eintauchen in die Atmosphäre um 1900. Kurze, aber prägnante und informative Texte von Hartwig Dingfelder, die kindgerecht das Leben und Werk der Künstlerin wiedergeben, tragen dazu bei, dass das Buch von der ersten bis zur letzen Seite ein Augenschmaus mit Inhalt ist. So können Kinder (und auch Erwachsene) auf amüsante Art und Weise wirklich etwas lernen.
Très bien!

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