Buchrezensionen

Pfeiffer, Anna und Biedermann, Margit: Formen + Felder. Schwarze Kunstwerke aus der Sammlung Biedermann, Villingen Schwenningen, Revellio Verlag 2006.

Düster ging es zu in der Ausstellung der Städtischen Galerie, für die vier exzellente Künstler zusammengefunden haben: Bodo Korsig, Gerhard Langenfeld, David Nash und Martin d’Orgeval.

Korsigs Holzschnitte, deren synapsen- oder amöbenhafte Darstellungen Rätsel aufgeben, korrespondieren mit den verkohlten Holzskulpturen David Nashs, genauso wie die Schwarzweiß-Fotografien des Franzosen Martin d’Orgeval und die »Schwarzproben« von Gerhard Langenfeld. Aber Schwarz ist nicht nur die interessanteste (Nicht-)Farbe, sondern darüber hinaus schlicht ein spannendes Thema für die Gegenwartskunst – wie jüngst die Münchner Ausstellung »Black Paintings« zeigte. Waren da die geschwärzten Positionen so renommierter Maler wie Ad Reinhardt zu sehen, stehen in Villingen-Schwenningen brillante Künstler auf dem Programm, deren Namen nicht allesamt geläufig sind: Bodo Korsig und David Nash sind spätestens seit einiger Zeit durch grandiose Ausstellungen in Bietigheim beziehungsweise Schwäbisch Gmünd keine Schattenexistenzen mehr, bei Gerhard Langenfeld und Martin d’Orgeval darf der eine oder andere noch neue Entdeckerfreuden genießen. Gemeinsam ist allen, dass sie aus der Kunstsammlung Biedermann stammen, schwarztonige Formen und Felder präsentieren und ein Meeting eben in der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen hatten.

Die Arbeiten von Bodo Korsig (geb. 1962) vermitteln der Form und dem Gehalt nach Strukturen zwischen Amöben und archaischen Zeichen, Insekten und Symbolen. Manch einer mag auch den Schuldarstellungen des Nervensystems in den Sinn kommen, die Korsig in großformatigen Holzschnitten und plastischen Werken umzusetzen versteht (tatsächlich beschäftigt sich der Künstler seit Jahren mit Neurobiologie). Wenig zimperlich umgeht er meist den Weg über die Druckpresse und nimmt gleich eine Dampfwalze, um das Format flächendeckend zu bewältigen. Dabei achtet Korsig jedoch penibel darauf, dass der Druck akkurat in den Schwarzweißflächen bleibt, Zwischentöne – etwa durch Verwischungen – sind hier unerwünscht.

Der kreative Akt im Werk David Nashs (geb. 1945) ist die Zerstörung, freundlicher ausgedrückt eine Art der Metamorphose: Hölzer aller Art reduziert er auf schlichte geometrische Einzelformen – die im Gesamtbild durchaus zu komplexen Strukturen gefügt erscheinen – und setzt sie dem Feuer aus, auf dass sie phönixgleich neu erstehen. Natur und Denaturierung stehen hierbei in einem wechselseitigen Wirkungsfeld. Die Themen des Künstlers kreisen um Natur, Wachstum und Vergänglichkeit, wobei ihm das Holz als Ausgangsmaterial natürlich entgegenkommt (Holz, so meint Nash, »unterrichtet mich«).

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In vorwiegend titellosen Serien entfaltet Gerhard Langenfeld (geb. 1955) seine streng abstrakten Bilder, die mit »farbigem« Schwarz in der Nachfolge Ad Reinhardts die erhabene Spannung von schwarzen in schwarzen Feldern als monochromes Ensemble erzeugt. Langenfeld triumphiert mit seinen meditativ angehauchten Arbeiten über den grellen, schrillen Alltag. Aus dem bislang vorgestellten Schema fällt Martin d’Orgeval (geb. 1973) nicht nur technisch heraus, da er nicht aus der Abstraktion schöpft, um eine Dingwelt zu kreieren, sondern weil er umgekehrt von der konkreten Fotografie zur formal abstrahierten Collage findet. Das wird dadurch noch verstärkt, dass die Einzelbilder ihren realen Bezug regelrecht leugnen.

Das Schwarz wird selten nur besungen; wie schön es allerdings zum Klingen gebracht werden kann, zeigen die Werke der drei Künstler.

 

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