Kunstspiele-Rezensionen

Prestel Kunstspiel

Der Prestel Verlag hat in der Sparte der Kunstbrettspiele viele erfolgreiche Formate entwickelt, mit denen auf spielerische Art Wissen über Kunst und Architektur vermittelt werden soll.

Autoren: Anka Hartenstein & Ole Preikschas

Neben zahlreichen Adaptionen des Klassikers Memory sind hier auch Spiele erschienen, die eher dem typischen Gesellschaftsspiel entsprechen. Zu dieser Kategorie gehört das bereits 1998 erschienene Prestel Kunstspiel.

Aufmachung & Spielverlauf
Der Spielplan ist wie ein Rundparcour gestaltet, der aus fünf verschiedenen Symbolfeldern besteht. Zusätzlich befinden sich auf dem Brett Auktions-, Aufgaben- und Bildkarten sowie ein Farbkreis und eine Farbpalette. Während des Spielverlaufes wird der Parcour mit nur einer Figur mehrmals durchlaufen. Wer an der Reihe ist, würfelt und setzt die Figur entsprechend der Augenzahl auf eines der fünf Symbolfelder. Dieses Feld zeigt an, welche Aufgaben er allein oder gemeinsam mit den Mitspielern lösen muss. Die Aufgaben vereinbaren die Spielprinzipien, die in Variationen bereits aus anderen Gesellschaftsspielen bekannt sind. Unter den Karten sind die klassischen Frage – Antwort – Karten zu finden sowie auch Karten, die kreatives Geschick erfordern, wenn etwa ein Spieler einen mit der Kunst zusammenhängenden Begriff zeichnet und die Gegenspieler ihn erraten müssen. Mit dem Auktionsspiel, einer Abwandlung des Kartenspielklassikers "17 und 4", wird auch das Glück zu einer Spielkomponente. Hat der Spieler seine Aufgabe erfüllt, erhält er einen Farbstein, den er auf seiner eigenen Farbpalette sammelt. Gewonnen hat der Spieler, der als erster seine Palette mit acht verschiedenen Farbsteinen gefüllt hat.

Pädagogisches Vorhaben
Das pädagogische Ziel des Kunstspiels ist die unverkrampfte Wissensvermittlung über Künstler und deren Kunstwerke. Das Vorhaben gelingt, weil die Informationen geschickt in den Spielfluss eingebunden werden. Viele der Fragen oder Aufgaben beziehen sich auf Karten mit Reproduktionen von Kunstwerken. Besonders gelungen sind dabei die Antworten, die unten auf den Karten vermerkt sind. Hier werden in knappen Formulierungen Zusatzinformationen geliefert, die den Spielern etwa näher bringen, warum ein bestimmtes Gemälde in der Kunstgeschichte eine bedeutende Rolle spielt. Hervorzuheben ist auch, dass die im Spiel gestellten Aufgaben relativ offen gehalten sind, z.B. indem die Antworten im Multiple-Choice-Verfahren vorgegeben werden. Der Spieler muss sich also nicht zwingend in der Kunstgeschichte auskennen, um sich beteiligen zu können. Für ein Spiel, das kunsthistorisches Wissen vermitteln will, ist es außerdem von Vorteil, dass die Spieler bei einigen Fragen gemeinsam agieren und interagieren müssen. Kommunikation ist gefragt und wird durch viele Spielvariationen gefördert und provoziert. Die dabei entstehenden Diskussionen über kunstspezifische Themen tragen damit zum Lerneffekt bei.

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Regelwerk
Das Regelwerk ist zwar nicht kompliziert, aber auch nicht auf Anhieb in allen Punkten klar zu verstehen. Besonders die Verteilung der Farbsteine bleibt manchmal unklar. Trotz allem sind die Regeln nach etwas Übung nachvollziehbar. Die Aufmachung des Spiels ist dem Zweck entsprechend gelungen. Das Spielbrett ist farblich ansprechend gestaltet und die Idee, die Punkte auf einer kleinen Farbpalette zu sammeln, ist dabei ein nettes Detail. Die Qualität der Reproduktionen auf den Bildkarten entspricht nicht jener eines Bildbandes, ist aber für die Intention des Spieles angemessen. Dass die einzelnen Aufgaben schon aus anderen Spielen bekannt vorkommen, ist nicht negativ zu bewerten, denn es scheint, als habe sich der Prestel Verlag bewusst bereits erfolgreicher Ideen bedient und sie zu einem gut funktionierenden Regelwerk zusammengefasst.

Fazit
Das Prestel Kunstspiel ist ein kommunikatives und abwechslungsreiches Spiel, das weniger den versierten Kunstkenner, sondern vielmehr den Kunstinteressierten anspricht und zur Wissensvermittlung  vor allem für jüngere Spieler ab 12 geeignet ist. Bei häufigem Spielen bekommen die Spieler mit der Zeit einen Einblick in die Kunstgeschichte, der natürlich nur punktuell sein kann. Als Beilage haben die Entwickler des Spiels eine Broschüre zugefügt, in der Interessierte noch weitere Informationen zu den Künstlern und ihren Werken nachlesen können. Mit dem Kunstspiel wird der Prestel Verlag seiner Intention gerecht, Wissen spielerisch zu vermitteln und die Kreativität zu fördern.

 

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