Eine Lilie als Bestandteil eines Bildwerkes – dessen ist sich der Kunsthistoriker bewusst und der interessierte Laie wird es vermuten – ist nicht immer »nur« eine schöne Blüte. In den meisten Fällen ist sie ein Symbol, sie transportiert eine Botschaft, die vom Betrachter erst entschlüsselt werden will.
Nimmt man das neue handliche »Lexikon der Ikonografie« vom Seemann Verlag zur Hand, liest man von »Reinheit, Frieden und Königswürde«, die mit dieser Pflanze verbunden werden. Über die Epochen und Grenzen hinweg ist sie Bestandteil zahlreicher Kunstwerke. Mal ist sie Herrschaftszeichen, mal Attribut der Maria, um ihre Jungfräulichkeit auszudrücken.
Die Identifizierung solcher Bilder, Anekdoten und Allegorien ist der Bereich dessen, was normalerweise mit der Bezeichnung ›Ikonografie‹ gemeint ist. Das Suffix ›graphie‹ leitet sich vom griechischen Verb graphein (schreiben) ab. Die Ikonografie informiert uns darüber, wann und wo bestimmte Themen durch bestimmte Motive sichtbar gemacht wurden. Die Lehre von den Bildinhalten, also den Botschaften eines Bildes ist unverzichtbare Grundlage für die Feststellung von Datierungen und Herkunftsorten und jede weitere Interpretation, die den eigentlichen Gehalt eines Kunstwerkes ausmacht.
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Etwa 1500 Begriffe aus religiösem und profanem Kontext werden kurz definiert, ihre Entwicklungsstufen genannt und mit Beispielen unterlegt. Es stellt viele Heiligenviten dar und geht auf Helden- und Göttersagen ein, die besonders in der Renaissance neu entdeckt wurden. Dabei bleibt es – ganz im Sinne Panofskys – bei einer bloßen Nennung, wann und wo das jeweilige Motive verwendet wurde, ohne sich in einer ikonologischen Interpretation zu ergehen. 32 Themen werden in ausführlicheren mehrseitigen Artikeln besprochen, so u.a. besonders »symbolträchtige« Epochen vom Barock bis hin zum Surrealismus und außereuropäische Kulturkreise. Dem Leser wird somit ein erster Einblick in den Wandel der Ikonografie von den Anfängen bis zur Gegenwart ermöglicht.