Ausstellungsbesprechungen

Samurai

Das Torii des Itsukushima-Schreins zählt zu den drei schönsten Landschaften Japans. Torii sind rituelle Tore des Shinto-Glaubens.

Durchschreitet sie ein Gläubiger, nähert er sich den Kräften des alten japanischen Naturgötterglaubens (kami) an.

Asien ist im Trend. Allein ihm Rhein-Neckar-Raum werden zur Zeit zwei Ausstellungen über Fernost gezeigt: Die Samurai sind zu Besuch im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, während die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim auf eine Reise zu den Ursprüngen der Seidenstraße einladen.

Speyer hat sich in den letzten Jahren auf Überblicksthemenschauen spezialisiert und greift immer wieder mythenbeladene Kriegergruppen heraus – die Ritter waren schon zu Besuch, die Hunnen ebenfalls und im Herbst werden es die Wikinger sein. Aktuell sind also die Samurai zu Gast, die geheimnisumwobenen Schwertkämpfer aus Japan mit dem strengen Ehrenkodex und der befremdenden Harakiri-Praktik.

 In dem japanischen Buch (Ende 18.Jh.) wird die Geschichte der 47 Rônin (herrenlose Samurai) erzählt. Sie basiert auf einer wahren Begebenheit: Ein junger Landesfürst am Hofe des japanischen Shôguns wurde durch einen Konkurrenten derart provoziert, dass er sein Schwert zog. Da dies am Hof des Shôgun strengstens untersagt war, musste er rituellen Selbstmord begehen. 47 seiner Untergebenen, die nach dem Tod ihres Herrn zu Rônin wurden, rächten ihn, indem sie seinen Widersacher umbrachten. Anschließend begingen alle ebenfalls seppuku (Selbstmord). Mit ihrer Tat provozierten die 47 Krieger ein Aufbrechen festgefahrener sozialer Strukturen, denn sie stellten die Treue zu ihrem Herrn über die zum Shôgun. Deshalb nahm das einfache Volk diese Legende begeistert auf.

Mit Mythen und Legenden will die Ausstellung aufräumen und präsentiert daher zahlreiche Facetten der Lebensweise der Samurai. Der Besucher lernt die Samurai nicht nur als Krieger kennen, sondern auch – zumal in Friedenszeiten – als die gebildete Oberschicht, die mit Verwaltungsaufgaben im Reich betraut wurde und Bedeutendes zur Kultur Japans beigetragen hat: Die Tradition der Kalligrafie etwa geht ebenso auf die Samurai zurück wie die japanische Teezeremonie, Kabuki- und Nô-Theater. Ein sehr komplexes Bild der Kriegerkaste entfaltet sich, das dem mit Japan wenig vertrauten Besucher manchen unerwarteten Einblick gewährt und ganz nebenbei auch einen Querschnitt durch die Geschichte des Landes in den vergangenen 1000 Jahren bietet.

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Die Exponate werden mit gut verständlichen und aufschlussreichen Kommentaren präsentiert und mit verschiedenen, oft virtuellen Hilfsmitteln verdeutlicht. Spannend ist etwa der filmische Vergleich zwischen Samurai und Ritter: Während der japanische Krieger in etwa 16 Minuten in eine knapp 14 kg schwere Rüstung gekleidet wurde, trug der europäische Kämpfer allein mit dem Brustharnisch schon gute 15 kg Gewicht. Um die gesamte Rüstung von über 40 kg anzulegen, musste er deutlich länger ausharren.

 

links: Nô-Maske der Eifersucht und des Zorns (Han`nya), geschnitzt von Ebihara Shungen.  (Privatbesitz Japan, Foto: Peter Haag-Kirchner, Historisches Museum der Pfalz Speyer)

rechts: Nô-Maske »Ko-omote« zeigt eine adelige Frau oder eine Himmelsfee, geschnitzt von Ebihara Shungen,. (Privatbesitz Japan, Foto: Peter Haag-Kirchner, Historisches Museum der Pfalz Speyer.)

Das Nô-Theater ist im Gegensatz zum Kabuki-Theater die ästhetische Hochform der japanischen Theaterkunst. Die Samurai betrieben sie als eine der von ihnen gepflegten Kunstformen. Es gibt einen festen Kanon von Rollen, denen bestimmte Masken zugeordnet sind.

Darüber hinaus wecken ein Bambuswald und ein japanisches Haus mit Schiebewänden asiatisches Flair, eine kleine Empore deutet eine Theaterbühne an. Es gibt Masken zum Anprobieren, eine Sänfte zum Ausprobieren, ein virtuelles Buch zum Durchblättern. Die Ausstellungsmacher setzen auf (dosierte) Interaktion – ein Konzept, das sich mittlerweile bei zahlreichen Schauen in Speyer bewährt hat.

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links: Fotoporträt eines Samurai, spätes 19. Jahrhundert. Völkerkundemuseum der Universität

rechts: Eine Schauspielerin in der Rolle einer Samurai-Frau.
Foto: Hartmut Pohling – Japan-Photo.

Insgesamt ist die Ausstellung vor allem dort interessant, wo die Samurai als Krieger mit ihren Rüstungen, Waffen und Helmen präsentiert werden. Das Thema Kultur ist – sicher auch aus räumlichen Gründen – sehr allgemein gehalten und bietet dem Besucher, der mit Japan noch nicht viel zu tun hatte, einen einführenden Überblick, lässt denjenigen, der mit dieser Kultur schon vertrauter ist, aber mit dem Wunsch nach Vertiefung zurück. Allein das sehr knapp gehaltene Ende der Ausstellung – das Ende der Samurai und die Begegnung Japans mit dem Westen – ist mit Sicherheit ein Thema, das eine eigene Ausstellung füllen könnte.

 

Weitere Informationen

 

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 10-18 Uhr
Montag geschlossen

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