Ausstellungsbesprechungen

Sehnsucht nach dem Süden. Der Weimarer Landschaftsmaler Friedrich Albert Schmidt (1846 – 1916), Kunsthalle Harry Graf Kessler Weimar, bis 9. September 2018

Pünktlich zum Sommer, setzt die Kunsthalle Harry Graf Kessler auf unsere »Sehnsucht nach dem Süden« und zeigt mit Werken von Friedrich Albert Schmidt einen Künstler aus dem Umfeld der Weimarer Malerschule. Stefanie Handke hat es sich angesehen.

 Ein Ur-Weimarer war Schmidt nicht. Geboren im Elsass, sollte er eigentlich Ingenieur werden und ins Spinnereigewerbe gehen, aber sein zeichnerisches Talent ließ es seiner Familie geraten scheinen, ihm eine Ausbildung zum Musterzeichner für Kattundrucke zu erlauben. Das war der Beginn einer Künstlerkarriere, denn eine Anstellung in Paris gab er zugunsten eines Stipendiums auf, das ihm ein Studium an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München ermöglichte. Hier lernte er bei Hermann Anschütz und Wilhelm von Dietz und fertigte bereits die ersten Landschaftsstudien an. Aber es zog ihn erneut nach Paris und er kam mit der Schule von Barbizon in Kontakt; auch reichte er Bilder zum Pariser Salon ein. Hier dominierten Strand- und Hafenszenen sein Œuvre, mit leuchtenden, warmen Farben und hellem Licht.

Auch Arnold Böcklin zählte zu seinen Lehrern, dessen Nähe er in Italien suchte und der ihm auch ein Freund wurde. Dessen Einfluss ist in manchen Bildern Schmidts kaum zu übersehen. In Weimar fällt besonders seine »Burgruine mit Zypressen« in dieser Hinsicht auf – der Betrachter fühlt sich unweigerlich an die »Toteninsel« (um 1864) erinnert. Schmidt zeigt hier eine Mittelmeerlandschaft vor dem Horizont des Meeres, die Überreste einer Burg von mächtigen, dunklen Zypressen dominiert. Nicht minder zeigt sich der Einfluss des Lehrers in »Landschaft mit Mädchen«. Dabei orientierte sich Schmidt aber eher am Landschaftsstil Böcklins – Nereiden, Nixen und Verwandte sucht man bei ihm vergeblich. Die Landschaften des gebürtigen Elsässer ähneln denen seines Freundes aber derart, dass ein »Steinbruch« (um 1859) Böcklin nur zugeschrieben ist, während die in der Ausstellung gezeigte »Italienische Landschaft« eindeutig von Schmidt stammt.

Nein, Schmidt war Landschaftsmaler durch und durch. Und so bleiben bei ihm die wenigen Personen blass; mit Gesichtern hält er sich kaum auf, sondern konzentriert sich auf die Figuren als Teil der italienischen Landschaft oder einer Hafenszene. Hier aber brillierte er mit einem Blick für Naturidyllen, der ihn auch nach Weimar begleiten sollte. 1884 besuchte Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach die Berliner Galerie des Kunsthändlers Fritz Gurlitt – und ließ prompt eine Einladung an den Maler da, sich in Weimar niederzulassen. Gesagt, Böcklin um Rat gebeten, getan und eine Wirkungsstätte für den Rest des Lebens gefunden.

Im großherzoglichen Weimar und seiner Umgebung fand Schmidt dankbare Motive: Die Weymouth-Kiefern und Wiesen des Parks kann der Besucher in der Ausstellung aus Sicht des Malers erkunden, aber auch die Chausee nach Bad Berka und ein langsam zum Frühling erwachendes Gelmeroda lassen sich entdecken, stets irgendwo zwischen Barbizon und Böcklin changierend und vor allem mit einem Blick für stimmungsvolles Licht ausgestattet. Als neuer Einfluss kam der der Weimarer Malerschule hinzu; wenngleich die Eindrücke aus dem Park an der Ilm ganz und gar nicht dem Trend hier entsprachen, so nahm Schmidt mit der Berkaer Chausee und Gelmeroda Motive auf, wie sie auch Christian Rohlfs und Karl Buchholz findet. Auch zeigen sich in seinen Werken nun impressionistische Einflüsse wie die genannten Gemälde belegen.

Von Italien kam der Maler dennoch nicht los. Die Ausstellung schließt hier mit acht Seestücken ab, darunter einige wenige datierte Werke: »Seestück, Calabrien« (27.4.1906) oder »Sonnenuntergang, Sizilien« (8.1.1906) etwa, die beweisen, dass der Künstler seinen jahrelangen Italienaufenthalt nach wie vor rezipierte. Auch hier lässt sich sein Lehrer Böcklin äußerst präsent entdecken. Und: Die acht Bilder geben lassen sie uns fühlen, die »Sehnsucht nach dem Süden«.

Fazit: Wer sich eine Auszeit nehmen will, ist in der Kunsthalle Harry Graf Kessler bestens aufgehoben. Mit Friedrich Albert Schmidt rückt sie einen Künstler in den Fokus, dessen Einflüsse in seinen Werken zwar stets erkennbar waren, die er aber offensichtlich bewusst auswählte und auf seine eigene Weise rezipierte. Das beweist zudem der schön gestaltete Katalog zur Schau, der neben einem Überblick über den Lebensweg und den künstlerischen Werdegang des Künstlern auch seine Technik in den Fokus rückt.

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