Meldungen zum Kunstgeschehen

Size matters. Scale and measure in photography – Eine Online-Ausstellung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut

Die Photothek des Kunsthistorischen Institutes in Florenz – Max-Planck-Institut führt kontinuierlich Fotokampagnen durch und stellt digitale Kopien in hoch auflösenden Formaten der Wissenschaft zur Verfügung. Die neue Online-Ausstellung widmet sich anhand von 70 Aufnahmen der Frage von Maß und Maßstab in der Fotografie.

Maß und Maßstäblichkeit im Hinblick auf die Wiedergabe des dargestellten Objektes gehören zu den zentralen Fragen der Fotografie. Die fotografische Aufnahme ist wie ein Fenster zur Welt, die auf der in Relation zum Original meist kleinen Fläche des Papierabzugs einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit wiedergibt, welche der Fotograf durch das Objektiv der Kamera eingefangen hat. Durch die Möglichkeit, von einem einzigen Negativ zahlreiche in ihrer Größe variierenden Abzüge herzustellen, entsteht zudem ein Spiel der Größenverhältnisse zwischen realem Objekt und fotografischer Aufnahme, das beliebig fortsetzbar ist. Gerade im Hinblick auf die kunsthistorische Dokumentarfotografie sind dies entscheidende Punkte, da sie die Rezeption des Betrachters entscheidend beeinflussen können.

Die Ausstellung nähert sich der Frage nach Maß und Maßstäblichkeit in der Fotografie unter verschiedenen Gesichtspunkten. So ist die Sektion mit dem Titel »Maßband« dem Thema der Einbeziehung von Referenzpunkten hinsichtlich der Größenverhältnisse in fotografischen Aufnahmen gewidmet. Mit Hilfe von eingefügten Maßskalen in den Fotografien sollte dem Betrachter eine Vorstellung von der eigentlichen Größe des dargestellten Objektes vermittelt werden, die der Papierabzug negiert. Dieses Verfahren ist bereits vor dem Zeitalter der Fotografie in zahlreichen Zeichnungen und Drucken angewendet worden und entsprach einem allgemeinen, wenn auch ambivalenten Interesse an metrischen Systemen, welches sich in Frankreich Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt hatte. So hat Goethe die Vermessung von Kunstwerken als Grundlage für ihr Verständnis entschieden abgelehnt, etwa zeitgleich verschwanden die Maßskalen auch wieder aus den Kunstbüchern sowie das Interesse dafür aus den Diskussionen. Dies führte zu einer fehlenden Entwicklung von Terminologie und Standards im Studium der Dimensionen. Ab den 1830er Jahren glich die Fotografie dieses aus, indem sie häufig die Maßstäbe durch Abbildung von Referenzobjekten wie Personen, Leitern oder auch Schatten innerhalb des Bildes ersetzte. Letztere sollten helfen, ein Gefühl für den dargestellten Raum und seine Größe zu vermitteln.

Weitere Sektionen widmen sich Aspekten von Größe und Raum, von Größe und Serialität oder dem Verhältnis von Größe und Arbeitskraft. Desweiteren wird die Frage des Maßstabs und der unterschiedlichen Behandlung von Größenverhältnissen nicht nur in der Fotografie, sondern im künstlerischen Schaffen allgemein in den Blick genommen. Kleinformatige Entwürfe für später monumental ausgeführte Werke spiegeln häufig schon aufgrund ihrer differierenden Größe den prozesshaften Charakter der Werkgenese wieder. Die kleinformatige Bronzekopie des Apollo vom Belvedere aus dem Bargello in Florenz deutet hingegen auf die starke Rezeption, welche das antike Original nach seiner Wiederauffindung Ende des 15. Jh.s erfuhr. Diese inhaltlich bedeutsamen Unterschiede in der Größe werden jedoch häufig anhand der fotografischen Abzüge nicht deutlich. So hat das kleinformatige Modell Giambolognas für die Skulptur des Apennin im Park der Villa Demidoff auf dem Din A4-Abzug annähernd die gleichen Maße wie die monumental ausgeführte Plastik. Doch auch die Fotografie selbst nimmt für sich das Spiel mit dem Maßstab in Anspruch: so zeigt die Ausstellung eine Ansicht des Fondaco dei Turchi in Venedig im Format der cartes de visite, welche mit einem Negativ 19,2 x 26,4 cm im Archivio Naya in Verbindung gebracht werden kann.

Unter http://expo.khi.fi.it können Sie sich die Online-Ausstellung ansehen.

Vorschau

Die nächste Online-Ausstellung im Frühjahr 2013 widmet sich dem Nachlass Vannini Parenti.

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns