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Studienkurs: Venedig und der Osten, vom 9. bis 17. September 2018 in Venedig

Das Deutsche Studienzentrum in Venedig veranstaltet jährlich einen interdisziplinären Studienkurs, der sich an fortgeschrittene Studierende der Geschichtswissenschaft und deren Nachbardisziplinen richtet. In diesem Jahr wird er sich dem Verhältnis der Lagunenstadt zum Osten widmen. Bewerbungsschluss: 4. April 2018.

Venedig war für viele Jahrhunderte das wichtigste Tor Europas zum Osten, durch das ein großer Teil des Handels in beiden Richtungen lief, und wo sich auch die kulturellen Einflüsse aus dem Osten am deutlichsten niederschlugen.

Die Stadt Venedig wurde am heutigen Ort im Jahr 811 gegründet, war bald vom oströmischen Reich faktisch unabhängig und wurde von diesem als befreundeter Staat behandelt. Das positive Verhältnis zum oströmischen Reich verschlechterte sich im 12. Jh. rapide, schließlich wurde beim Vierten Kreuzzug 1204 Konstantinopel von Kreuzfahrern und Venezianern erobert, geplündert und das oströmische Reich aufgeteilt. Beutestücke von ungeheurem Wert wurden nach Venedig gebracht und unter anderem an der Kirche von San Marco ausgestellt.

Mit der Wiederherstellung des oströmisch-byzantinischen Reichs 1261 begann der Einfluss von Venedig zu sinken, während Genua sich erfolgreich als Konkurrent im griechischen Raum etablierte. Gleichwohl blieb die Markusrepublik ein wichtiger Faktor im östlichen Mittelmeerraum, wo sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts mit dem Aufstieg des osmanischen Herrschaftsgebildes die politische Landschaft nachhaltig zu verändern begann. Als Folge der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 verlor die Markusrepublik ihre Position als führende Flottenmacht in der Levante, und das expandierende Osmanische Reich konnte bis zum späten 17. Jahrhundert immer größere Gebiete des venezianischen stato da mar auf der Balkanhalbinsel und im östlichen Mittelmeerraum erobern.

Die politischen Beziehungen zwischen beiden Reichen waren jedoch keinesfalls nur von militärischen Konfrontationen geprägt. Vielmehr bestanden auch enge Netzwerke zwischen den politischen Eliten am Sultanshof und am Markusplatz. Zu den bekanntesten Beispielen osmanischer Würdenträger zählte der Großwesir Mehmet Pascha Sokolović (1565–1579) oder Nurbanu (1525–1583), die Mutter von Murat III. (1574–1594). Die Kommunikation zwischen Venedig und Istanbul lief nicht nur über die gegenseitigen Gesandtschaften, sondern auch über persönliche Kontakte.

Gleichzeitig war die Stadt Venedig vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ein bedeutendes Zentrum der Griechen im Exil und vor allem auch ein wichtiger Ort des Buchdrucks, der die Griechen im Osmanischen Reich mit Büchern versorgte.

Die TeilnehmerInnen werden den Studienkurs durch einschlägige Lektüre vorbereiten. Der Studienkurs wird begleitet durch Exkursionen in Venedig zur Basilica San Marco, die Kirche Santi Giovanni e Paolo, das Staatsarchiv, das Griechische Kulturinstitut und andere Orte mit byzantinischen – oder byzantinisch inspirierten – Kunstobjekten. Weiterer Bestandteil des Kurses wird die Lektüre venezianischer Chroniken und anderer Schriftquellen mit Prof. Dr. Maria Pia Pedani, Universität Venedig, sein.

Praktische Hinweise

Am Studienkurs können fünfzehn Studierende und DoktorandInnen aus den Fächern der Geschichtswissenschaften und ihrer Nachbardisziplinen, insbesondere Byzantinistik und Turkologie/Osmanistik, teilnehmen. Voraussetzungen sind eine bestandene Zwischenprüfung in einem Magister- oder Staatsexamensstudiengang oder ein bestandenes Bachelor-Examen.

Für die Teilnahme am Studienkurs sind folgende Bewerbungsunterlagen erforderlich:
Lebenslauf, Studiennachweis, eine Hausarbeit eigener Wahl von 10 bis max. 30 Seiten, gegebenenfalls auch eine aussagekräftige Zusammenfassung des Master- oder Promotionsprojekts und ein kurzes Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers.

Die Unterlagen schicken Sie bitte in einer zusammenhängenden PDF-Datei an die Koordinatorin dott.ssa Michaela Böhringer (E-Mail: m.boehringer@dszv.it). Einsendeschluss für Ihre Bewerbung ist der 4. April 2018. Eine Benachrichtigung der TeilnehmerInnen erfolgt per Email bis Anfang Mai.

Für Kosten und Buchung in einfachen Unterkünften für acht Nächte kommt das Studienzentrum auf. An- und Abreise ist dagegen selbst zu organisieren und zu finanzieren. (Wir empfehlen Ihnen, sich über eventuelle Programme Ihrer Universität zur Deckung der Reisekosten zu informieren.)

Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Dr. Albrecht Berger (Byzantinistik, München) und Prof. Dr. Markus Koller (Osmanistik, Bochum).

Weitere Informationen unter www.dszv.it

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