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Studienkurs der Bibliotheca Hertziana 2018: Koexistenz im Fluss – Kunst und Architektur in Palermo, Mittelalter bis Manifesta, vom 28. bis 31. Oktober 2018 in Rom

Der Studienkurs der Bibliotheca Hertziana in Rom widmet sich 2018 der Stadt Palermo und ihrerm Erscheinungsbild sowie ihrer Kunstszene. Eingeladen sind wieder fortgeschrittene Bachelor- sowie Masterstudierende, Doktorand*innen und frühe Postdocs aus der Kunstgeschichte und ihren Nachbardisziplinen. Bewerbungsschluss: 1. Juni 2018.

Seit ihrer Gründung wird die Hafenstadt Palermo durch einen nomadischen Blick definiert. Dank ihrer zentralen Lage im Mittelmeerraum durchquerten sie vielfältige und teils ineinanderfließende Bevölkerungsströme, ausgehend von den frühen griechischen, römischen, jüdischen, arabischen, normannischen, spanischen und vom italienischen Festland aufbrechenden bis hin zu den gegenwärtigen, durch globale Ungleichheiten bedingten afrikanischen, nahöstlichen und transozeanischen Bewegungen. Das Motto des städtischen Genius loci, ”Panormus conca aurea suos devorat alienos nutrit“ (Palermo das goldene Tal, verschlingt die Eigenen und nährt die Fremden) betont die Bindungskraft, wodurch die Stadt zu einem der komplexesten kulturellen Palimpseste des Mittelmeerraums avancierte.

Im Jahr 2018 tritt Palermo in seiner Funktion als Gastgeberin der Manifesta – der nomadischen europäischen Biennale für zeitgenössische Kunst – in eine neue Phase der Reflexion über die eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein. Im Einklang mit dem institutionellen Profil der Biennale wird die Manifesta 12 von ihren „kreativen Vermittler*innen“ als lokale Plattform für Debatten über dringliche zeitgenössische Fragen konzipiert. Unter dem Thema „Der Planetarische Garten – Kultivierung der Koexistenz“ wird Palermo als paradigmatischer Ort gesetzt um Koexistenz auf verschiedenen Ebenen, von der lokalen bis zur planetaren, zu diskutieren und initiieren.

Die Bibliotheca Hertziana beabsichtigt hierzu einen Beitrag zu leisten, indem sie ihren diesjährigen Studienkurs „Koexistenz im Fluss“ in der sizilianischen Hauptstadt veranstaltet. Ziel dabei ist es, ‚Koexistenz’ aus einer kunsthistorischen Perspektive anzugehen und das künstlerische Erbe der Stadt in wechselseitige Beziehung zu ihrer aktuellen Resonanz im Feld des Expositorischen zu setzen. Ausgehend von einem kritischen Umgang mit den in der Ausstellung entstandenen Denk- und Handlungsweisen werden die künstlerische Vergangenheit und Gegenwart der Stadt neu in den Blick genommen – und umgekehrt.

Die Teilnehmer*innen sind dazu eingeladen, sich auf ausgewählte Objekte, Monumente, architektonische oder landschaftliche Schauplätze und Ausstellungsdisplays vom Mittelalter bis zum Zeitgenössischen zu konzentrieren, um materielle Zeugnisse der kulturellen Komplexität Palermos hervorzuheben. Dabei sollen Formen, Symptome und Techniken der Koexistenz in Bezug auf die Mobilitätsgeschichte der Stadt über Epochen hinweg identifiziert und diskutiert werden. Folgende Themen stehen im Fokus:

  • Wie lässt sich anhand der Fallstudien kulturelle Aggregation reflektieren, und wie werden Identitäts- und Differenzvorstellungen in diesem Prozess zugeschrieben?
  • Auf welche Weise informieren politische, wirtschaftliche und soziale Bedingungen die Fallstudien und ermöglichen es, Koexistenz nicht nur in ihrer symbiotischen, sondern auch in ihrer konflikthaften Dimension zu erfassen?
  • Mit dem Besuch der Manifesta in Palermo schreibt sich die globale Mobilität von Kunstpraktizierenden in die Migrationsgeschichte der Stadt ein. Wie wirkt sich diese Überschneidung aus und inwieweit reflektiert die Institution ihre eigene Verstrickung?

Die Teilnehmer*innen werden gebeten, vor Ort 25-minütige Präsentationen zu ihrem gewählten Studienobjekt zu halten, auf der Grundlage eines zuvor einzureichenden Aufsatzes, der zu einem Reader beiträgt. Mögliche Fallstudien wären:

  • Cappella Palatina – normannische politische Rhetorik und Transkulturalität
  • Kreuzgang der Kathedrale von Monreale – ‚varietas’ und stilistische Provenienzen
  • Galleria Regionale Palazzo Abatellis – katalanische Gotik und moderne ‚promenade architecturale’
  • Oratorium des Rosario di San Domenico – konnektive Medialität und Materialität
  • Palazzina Cinese – kodifizierte Exotik um 1800
  • Botanischer Garten – (Ent-)Erdung des Fremden und des Indigenen
  • Palermos Nationale Ausstellung von 1891-2 – Narrative von Nationalität und Andersartigkeit
  • Ecomuseo Urbano Mare Memoria Viva – maritime Identität und partizipative Museografie
  • Biennalen – institutioneller Nomadismus und kulturelle Topographien
  • Manifesta 12 – ausgestellte Kunst und Ausstellungsbedingungen

Der Studienkurs ist an fortgeschrittene Bachelor- sowie Masterstudierende, Doktorand*innen und frühe Postdocs der Kunstgeschichte und verwandten Disziplinen gerichtet. Beiträge aus den Disziplinen Urbanismus, Mittelmeerraumforschung, Humangeographie oder kuratorische Forschung sind willkommen. Der Kurs wird auf Englisch gehalten. Grundkenntnisse in Italienisch sind erforderlich.

Die Bibliotheca Hertziana übernimmt die Kosten der Unterkunft und erstattet die Hälfte der anfallenden Reisekosten; zusätzlich erhalten die Teilnehmer*innen ein Tagegeld.

Bitte senden Sie bis zum 1. Juni 2018 folgende Bewerbungsunterlagen als PDF-Dokument an bewerbungen(at)biblhertz.it (Betreff: Studienkurs):

  • Zusammenfassung des vorgeschlagenen Themas/Fallbeispiels
  • Lebenslauf
  • Kurze Zusammenfassung der Masterarbeit, Dissertation oder des Postdoc-Projekts
  • Namen und Kontaktdaten von zwei Referenzen

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Mara Freiberg Simmen
sec_weddigen(at)biblhertz.it
Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte
Via Gregoriana 28, I-00187 Rom

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