Buchrezensionen, Rezensionen

Susanne Paus/Peter Zweil: Paradiese am Reiseweg. Niederländische Reisewege, Verlagshaus Wohlfarth 2010

Passend zur heiligen Nacht morgen präsentiert Ihnen Günter Baumann diesen hübschen Bildband über Gartenparadiese in den Niederlanden.

Paradiese am Reiseweg © Cover Verlagshaus Wohlfahrth
Paradiese am Reiseweg © Cover Verlagshaus Wohlfahrth

Eine hübsche Reihe über Gartenreisen hat der Duisburger Mercator-Verlag im Programm, in der dieses Jahr die »Paradiese am Reiseweg« über – so der Untertitel – »Niederländische Gartenträume« neuaufgelegt worden ist. Auch wenn es nicht ganz als Konkurrenz zu Karin Greiners und Sabine Mey-Gordeyns »Geheime Gärten von Amsterdam« (München 2010) auftritt, reizt der Band doch zu Vergleich, insbesondere weil sich eines der fünf Hauptkapitel (Limburg, Zeeland, Gelderland, Nord-Holland, Amsterdam) mit den Gärten in der niederländischen Hauptstadt befasst. Zwar ist ausgerechnet dieses nur eine Art Epilog oder selbsternannte »Zugabe« aus der landesweiten Gartenparade, doch vermittelt der kleine Streifzug entlang der Grachten und Hofjes einen lebendigen Eindruck der notorisch unterschätzten »grünen« Stadt Amsterdam. Natürlich kann der üppig bebilderte DVA-Band von Greiner/Mey-Gordeyn mehr in die Tiefe gehen, aber Susanne Paus, die sich innerhalb der Mercator-Reihe auch schon im Münsterland und am Niederrhein umgesehen hat, und ihr Mann Peter Zweil machen das mit signifikanten Fotos, einem kursorischen Rundumblick und vor allem einer schön lesbaren Sprache wett. Man mag bedauern, dass die Grachtenmetropole insgesamt zu kurz kommt, doch immerhin will das Autoren- und Fotografenduo den Leser im ganzen Land herumführen. Das ist allerdings faszinierend genug: Jeder kennt die Legenden und Fakten, die um die volkstümlich besungenen Tulpen kursieren, nur seltsamerweise hat man meist die touristischen Verkaufsplantagen oder gar nur den Blumenmarkt vor Augen und weniger die prachtvollen Gärten, die unzähligen Blumensorten ein Zuhause bieten, wie ein Blick in das florale Register zeigt.

Die einzelnen Beiträge sind gegliedert in einen höchst unterhaltsamen Text, selbstredend Unmengen an Fotos, locker gestreute Bonmots aus der Weltliteratur und einen griffigen Serviceteil, der über Anschrift, Anfahrt, Öffnungszeiten und – nicht zu verachten – sehr knappe Ausflugstipps informiert. In der Bilderflut geht mitunter das Kulturgut der Gartenkunst unter, was nicht wirklich zu kritisieren ist. Doch werden zuweilen Kunstsammlungen genannt, die bildlich leider außen vor bleiben – so würde man gerne mehr sehen von Kasteel Wijlre, wo der renommierte Architekt Wiel Arests ein Glas-Beton-Edelstahl-Kleinod für die Kunst errichtete, das zusammen mit dem ganzen Gartenareal Arbeiten von Ad Dekkers oder Guiseppe Penone beherbergt. Auch die teilweise historischen Herrenhäuser verdienten den einen oder anderen, tiefer gehenden Einblick, aber es scheint so zu sein, dass das Zielpublikum ein eher botanisches Interesse an den gezeigten Gärten hat. Dennoch lässt sich das Buch auch für kunst- und kulturhistorisch interessierte Leser empfehlen als schlichtweg schöne Zwischendurchlektüre, als mustergültig gestaltetes Buch, das Lust auf mehr macht, die der zusätzliche Serviceteil auch am Ende des Buches anregend befriedigt – auf beeindruckende Weise verstehen es die Autoren, in ein, zwei Zeilen ein charakteristisches Schlaglicht auf die Städte zu werfen, die auf dem Weg zu den Gartenanlagen liegen. Kurzum: ein schönes Buch, das sich auch als niveauvolles Geschenk zu Weihnachten empfiehlt.

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