Das Schweizerische Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) veranstaltet ein internationales Symposium zum Kunstbetrieb. Unter dem bewusst weit gefassten Titel «Kunst & Karriere» fokussiert die Tagung – kulturökonomisch nach den Bereichen Produktion, Distribution, Konsumtion und Tradition gegliedert – die komplexen wirtschaftlichen, soziokulturellen und politischen Verflechtungen im Feld der Kunst in Vergangenheit und Gegenwart. Die Tagung findet am Zürcher Sitz von SIK-ISEA statt.
«Art is art. Everything else is everything else», erklärte Ad Reinhardt 1958 zum Auftakt seines Statements «25 Lines of Words on Art». Ausgeblendet bleibt in dieser auf Purismus zielenden Tautologie das entwicklungsgeschichtliche Moment: Der Kunstbegriff ist beweglich geworden, was heute noch in den Bereich «alles anderen» fällt, mag sich das Kunstsystem morgen schon angeeignet und zu Kunst transformiert haben.
In dem halben Jahrhundert seit Reinhardts Postulat hat sich der Schauplatz der auf die bildende Kunst bezogenen Prozesse und Entwicklungen in ungeahntem Mass ausdifferenziert, erweitert und verändert. Eine wachsende Zahl von Akteuren, die Ausbildung neuer Rollenmodelle und alternativer Handlungsstrategien, institutioneller Wandel und die stetig wachsende Bedeutung des ökonomischen Faktors verweisen zwar durchaus auf den tiefgreifenden Strukturwandel der jüngsten Vergangenheit. Der Kunstbetrieb – um einen von der Kultursoziologie theoretisch aufgeladenen Begriff zu verwenden – ist jedoch kein neu entstandenes Phänomen, sondern prägt sich als relationales Feld von Produktion, Distribution, Konsumtion und Rezeption in allen Epochen der westlichen Kunstgeschichte aus. So spannen die Tagungsbeiträge den zeitlichen Horizont von der Hochrenaissance bis zur Gegenwart und beleuchten das Betriebssystem Kunst sowohl anhand einzelner Fallstudien wie auch aus diskurstheoretischer Warte.
Donnerstag, 27. Mai
09.00 Uhr Begrüssung durch Hans-Jörg Heusser
Moderation: Juerg Albrecht
09.15 Uhr Michael Schmid: Das Privatarchiv der Kunstschaffenden
09.45 Uhr Diskussion
10.00 Uhr Bettina Gockel: Kunstproduktion und Kunsthandel im Porträt: Gainsboroughs «James Christie»
10.30 Uhr Diskussion
10.45 Uhr Pause
11.15 Uhr Alexis Joachimides: Carle Vernet. Die Geburt des Dandy aus den Zwängen des Kunstmarktes
11.45 Uhr Diskussion
12.00 Uhr Peter Schneemann: The Englishness of Tracey Emin
12.30 Uhr Diskussion
12.45 Uhr Mittagspause
Moderation: Regula Krähenbühl
14.15 Uhr Alexandre Kostka: «Bemalte Kanonen»? Die Schweiz als Schauplatz deutscher und französischer Kunstpropaganda im Ersten Weltkrieg und die Auswirkungen auf die Kunstlandschaft der Nachkriegszeit
14.45 Uhr Diskussion
15.00 Uhr Sabine Kampmann: School of Saatchi – Die neue Macht der Sammler
15.30 Uhr Diskussion
15.45 Uhr Pause
16.15 Uhr Bernadette Walter: Gewinnoptimierung: Anleitungen zum erfolgreichen
Selbstmarketing für Künstler
16.45 Uhr Diskussion
17.00 Uhr Julia Gelshorn: Vernetzen und Verknüpfen – Modelle künstlerischer Arbeit
17.30 Uhr Diskussion
17.45 Uhr Pause
Abendvortrag
18.30 Uhr Donald Kuspit: Paradoxes and Problems of Corporate Sponsorship and Digital Reproduction of Art
19.30 Uhr Ende des ersten Symposiumstages
Freitag, 28. Mai
Moderation: Beat Wyss
9.30 Uhr Patricia Mainardi: Popular Prints, High Art, and Comics
10.00 Uhr Diskussion
10.15 Uhr Laurent Langer: James de Pourtalès, collectionneur et commanditaire de tableaux contemporains
10.45 Uhr Diskussion
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr Jörg Scheller: Pauschalmagie? Versuch über Anachronismen und
Redundanzen im zeitgenössischen Kunstdiskurs
12.00 Uhr Diskussion
12.15 Uhr Wolfgang Ullrich: Takeovers und Deutungsmonopole? Wenn Unternehmen Kunst konsumieren
12.45 Uhr Diskussion
13.00 Uhr Mittagspause
Moderation: Oskar Bätschmann
14.30 Uhr Matthias Oberli: Maler, Mörder, Monster: Caravaggios Karriere im Spiegel seiner Kritik
15.00 Uhr Diskussion
15.15 Uhr Juerg Albrecht: Gemalte Kunstgeschichte. Viten – Legenden – Theorien
15.45 Uhr Diskussion
16.00 Uhr Pause
16.30 Uhr Michael North: «So schön wie Rembrandt». Kunst- und Kulturkonsum in der Geschichte
17.00 Uhr Diskussion
17.15 Uhr Beat Wyss: Jackson Pollock in der Sixtina
17.45 Uhr Diskussion
18.00 Uhr Apéritif
19.30 Uhr Ende des Symposiums