Die tschechisch-deutsche Tagung auf Schloss Děčín widmet sich der Entwicklung von Kunst- und Schlosssammlungen in Sachsen und Böhmen: deren Entstehung, ihrer Prägung durch den Sammler, die Auswirkungen von Krieg und Nachkriegspolitik im 20. Jahrhundert und dem Umgang mit den Kulturgütern seit der politischen Wende. Der grenzüberschreitende Vergleich soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit Kunst- und Kulturgut in Sachsen und Böhmen im Laufe der Jahrhunderte herausarbeiten.
Die adligen Besitzer von Schloss Děčín trugen über 300 Jahre eine umfangreiche Sammlung wertvoller Kunst und Kulturobjekte zusammen. Eine Blütezeit der Sammleraktivitäten ist nach dem Dreißigjährigen Krieg in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jh. zu verzeichnen. Der Aufschwung der Schlosssammlungen ist mit dem Namen Johann Josef Thun verbunden, der in seiner Zeit zu den reichsten Aristokraten Böhmens gehörte. Prunkstück war die Bibliothek, die noch in den 1930er Jahren zu den größten der Tschechoslowakei gehörte. Das weitere Schicksal der Sammlung wurde von den Wirren des 20. Jahrhunderts bestimmt. Die Familie Thun verkaufte das Schloss 1932 an den tschechoslowakischen Staat. Seitdem diente es als Kaserne. Bis 1991 war hier die tschechische, deutsche und russische Armee stationiert. Die Sammlung wurde aus dem Schloss entfernt, zerstreut und teilweise zerstört. Erst seit der politischen Wende verleiht die Rückbesinnung auf ihre ehemaligen Schlossbesitzer und deren Sammlungen dem Schloss Děčín eine neue Identität.
Děčín steht exemplarisch für die Schicksale adliger Sammlungen im Laufe der Jahrhunderte. Auch der über Jahrhunderte gewachsene Sammlungsbestand des Schlosses Weesenstein besitzt eine interessante Geschichte. Die internationale Tagung widmet sich der Entwicklung von Kunst- und Schlosssammlungen in Sachsen und Böhmen: deren Entstehung, ihrer Prägung durch den Sammler, die Auswirkungen von Krieg und Nachkriegspolitik im 20. Jahrhundert und dem Umgang mit den Kulturgütern seit der politischen Wende. Der grenzüberschreitende Vergleich soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit Kunst- und Kulturgut in Sachsen und Böhmen im Laufe der Jahrhunderte herausarbeiten.
Zum Abschluss des Symposiums findet eine Exkursion in das Schloss Konopiště und das Lobkowicz-Palais in Prag statt.
Donnerstag, 20. Oktober 2016
13.30 Uhr – 16.00 Uhr
Begrüßung
Dr. Christian Striefler, Geschäftsführer Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen
Mgr. Marie Blažková, Bürgermeisterin der Stadt Děčín
Einführung/Vorstellung des Projekts
Dr. Andrea Dietrich (Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Weesenstein)
Ing. Iveta Krupičková (Schloss Děčín)
Sektion 1: Der Adel als Sammler. Entwicklung adliger Sammlungen bis zum Zweiten Weltkrieg
Moderation Dr. André Thieme, Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Referat Museen
Prof. PhDr. Lubomír Slavíček, CSc. (Masaryk-Universität Brno)
Adlige Sammlungen in Böhmen
Dr. Marius Winzeler (Nationalgalerie Prag)
Adlige Sammlungen in Sachsen
PD Dr. Hannelore Putz (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Kunstgenuss und Repräsentationsbedürfnis – Könige und ihre Sammlungen im 19. Jahrhundert am Beispiel Bayerns und Sachsens
16.00 – 16.30 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr–18.30 Uhr
Mgr. Kateřina Cichrová (Denkmalschutzamt Südböhmen)
Leben in und mit Sammlung im Schloss Hluboká
Margitta Hensel (Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Moritzburg)
Gemäldesammlungen in den Schlössern August des Starken. Programm und Schicksal
Mgr. Robert Mečkovský, PhDr. (Masaryk-Universität Brno)
Ausverkauf der adligen Sammlungen im Spiegel der Auktionskataloge der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit
ab 19.00 Uhr Empfang
Freitag, 21. Oktober 2016
9.00 Uhr – 10.45 Uhr
Sektion 2: Sammlungen im Zweiten Weltkrieg und die Kunstbergung
Moderation: Dr. Andrea Dietrich
Dr. Irina Alter (Universität Bamberg)
Erbeutete Kunstschätze. Theorie und Praxis der sowjetischen Trophäenkommission
Frantisek Strachwitz (Zdounky)
Erklärungen des böhmischen Adels 1938/39. Zwangsverwaltung böhmischer Schlösser im Zweiten Weltkrieg
Alexander Hänel (Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Weesenstein)
Bombensicher?! Sächsische Schlösser als Auslagerungsorte für Kunst und Kulturgüter
10.45 Uhr – 11.15 Uhr Kaffeepause
11.15 Uhr – 13.00 Uhr
Dr. Birgit Finger (Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, Schloss Weesenstein)
Das Versteck im Müglitztal. Kunstschätze im Schloss Weesenstein während des Zweiten Weltkrieges
Dr. Elena Kostioukovitch (Mailand)
Leutnant Leonid Rabinovitsch and his search of the Treasures of the Dresden State Gallery, May 1945
Mgr. Kristina Uhlíková, Ph.D. (Institut für Kunstgeschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaften)
Nationale Kulturkomission und die in der Tschechoslowakei von 1945 bis 1951 konfiszierten Denkmäler
13.00 Uhr – 14.30 Uhr Mittagessen und Spaziergang (Schloss- und Rosengarten)
14.30 Uhr – 16.15 Uhr
Sektion 3: Sammlungen in den Nachkriegsjahren bis heute
Moderation: Iveta Krupičková
Mgr. František Šuman (Schloss Děčín)
Die Sammlungen der Familie Thun-Hohenstein im Schloss Děčín: Geschichte, Gegenwart, Zukunft
Jana Kocourek (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
Schlossbergung und Provenienzrecherche – Die Suche nach sächsischen Adelsbibliotheken in der SLUB Dresden
Christine Kelm (Landesamt für Denkmalpflege Sachsen)
Schlossbergungen im Spiegel der Denkmalpflege
16.15 Uhr–16.45 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr–18.30 Uhr
Prof. Gilbert Lupfer (Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
Beschlagnahmungen in sächsischen Schlössern nach dem Kriegsende 1945 und die sächsischen Museen
Marion von Sahr-Schönberg (Panitzsch)
Zum Schicksal der Kunstgüter aus Adelsbesitz nach 1990 – Verkauf, Rücknahme und museale Präsentation
JUDr. Miroslav Popelář
Restitution der adligen Sammlungen in der Tschechischen Republik – Das Beispiel der Familie Lobkowicz
ab 19.00 Uhr Abendessen im Schlossrestaurant und Nachtführung im Schloss (dt./tschech.)
Samstag, 22. Oktober 2016
8.30 Uhr – 19.00 Uhr
Exkursion in das Schloss Konopiště und das Lobkowicz-Palais in Prag
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei. Um Anmeldung bis zum 1. Oktober 2016 wird gebeten. Nähere Informationen zum Programm sowie zur Anmeldung erhalten sie unter www.schloss-weesenstein.de.
Die Tagung ist Teil des Projektes »Adelsschätze. Die Lust am Sammeln in Sachsen und Böhmen« der Schlösser Děčín und Weesenstein, gefördert durch die Europäische Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.