Tagungen

Symposium: Grenzen des Wachstums. Das Kunstmuseum gestern, heute und morgen, am 26. und 27. November 2015 in Stuttgart

Schneller, höher, weiter und vor allem mehr – dieses Motto, so scheint es zuweilen, haben sich auch die Museen dieser Welt zueigen gemacht. Die Sammlungen werden immer größer, Ausstellungen umfassend medial aufbereitet und die Besucherzahlen möchten bitteschön auch entsprechend wachsen. Aber geht das wirklich und birgt dieses Denken gerade auch für die Kultur kein Risiko? Das fragt sich dieses Symposium und will rege diskutieren.

Die Kunstwelt scheint sich der Wirtschaft angepasst zu haben: Wachstum ist die einzige Erfolgsformel. Museen leisten sich immer größere Bauten, ihre Zahl nimmt jährlich zu, die Sammlungen werden erweitert und die Kunstwerke selbst passen häufig nur noch in gigantische Industriehallen. Das Rad der Wechselausstellungen dreht sich zunehmend schneller, die Preise auf dem Kunstmarkt explodieren, die Marketing-Abteilungen werden ausgebaut, es geht darum immer neue Zielgruppen anzusprechen. Ausgerechnet das Museum, das dem Sammeln, Forschen und Bewahren verpflichtet ist, scheint einer Wachstumslogik unterworfen zu sein, die der von entfesselten Märkten gleicht.

Ein Symposium, das die Staatsgalerie Stuttgart veranstaltet, möchte diese Entwicklung kontrovers diskutieren. Können Museen immer weiter wachsen? Gibt es eine Grenze des Wachstums? Wie könnte nachhaltiges Wachstum aussehen? Das Museum des 21. Jahrhunderts ist vor neue Aufgaben gestellt, die eine eingehende Diskussion dieser Fragen unumgänglich machen. Diese Diskussion führen wir bewusst nicht nur aus der Perspektive des Museums, sondern mit Kulturpolitikern, Künstlern, Architekten – und den Besuchern.

Im Zentrum steht die Frage nach einem zukunftsweisenden Museumsmodell. Wie kann etwa die Bedeutung der ständigen Sammlungen gestärkt werden? Welche Bildungsaufgaben übernimmt das Kunstmuseum im Vergleich zu anderen Institutionen? Wie sieht ein nachhaltiger Museumsbau aus, der nicht nach 30 Jahren aufgrund zu geringer Flächen, veralteter Technik und veränderter Nutzungsbedürfnisse bereits wieder obsolet ist?

Geplant sind Vorträge und Podien zu Themen wie Institutionengeschichte, Museumsarchitektur, Digitalisierung im Museum, Sammlungsstrategien sowie Frage der Ressourcenverteilung im öffentlichen Museumsbetrieb. Redner sind u. a. Walter Grasskamp, Bernhard Maaz, Bénédicte Savoy und Wolfgang Ullrich.

Eine Veranstaltungsreihe mit Backgroundführungen und Podiumsgesprächen stellt bereits im Vorfeld des Symposiums die Kernaufgaben des öffentlichen Museums vor.

Programm

Donnerstag 26.11.2015

18.30 Uhr
Das Kunstmuseum – Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion? Wie man Folgekosten erwirbt, die man nie wieder loswird
Walter Grasskamp (Professor für Kunstgeschichte, Akademie der bildenden Künste München)

Freitag 27.11.2015

Sektion 1: Museen am Limit?

9.30 Uhr
Grenzen des Wachstums: Museum – Kunstmarkt – Politik – Gesellschaft. Eine Bestandsaufnahme
Christiane Lange (Direktorin Staatsgalerie Stuttgart)

10.00 Uhr
Theresia Bauer, MdL, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst (Vortragstitel wird noch bekannt gegeben)

anschließend

Diskussion: Was sind die Forderungen und Wünsche von Gesellschaft und Politik an das Museum von heute?
Theresia Bauer, Christiane Lange Moderation: Rosemarie Gropp (F.A.Z.)

11.00 Uhr Kaffeepause

Sektion 2: Wohin mit der Kunst? Die Geschichte des Museums – eine Geschichte des Verschwindens?

11.15 Uhr
Das erschlagene Publikum. Museumsmüdigkeit seit 200 Jahren
Bénédicte Savoy (Professorin für Kunstgeschichte, TU Berlin)

11.45 Uhr
Das große Aussortieren. Architektonische Reaktionen auf die Museumsmüdigkeit
Nikolaus Bernau (Freier Autor und Architekturkritiker)

Warum investiert ein international erfolgreiches Logistik-Unternehmen in den Bau von Kunst-Depots?
Hans-Ewald Schneider oder Vertretung (Fa. Hasenkamp)

Diskussion: Wie zukunftsfähig ist die Formel: Immer größer – immer mehr?
Nikolaus Bernau, Hans-Ewald Schneider, Bénédicte Savoy , Moderation: Christiane Lange

12.45 Uhr Mittagspause

Sektion 3: Aufgaben des Museums – tägliche Grenzüberschreitungen

14.00 Uhr
Der Kunsthistoriker als Bauherr – Sammeln ohne Geld. Was Universitäten nicht lehren und weshalb das Museum eine Ausbildungseinrichtung bleiben muss
Bernhard Maaz (Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München)

14.30 Uhr
Vom Aufbruch des Museums in die digitale Welt: Chancen und Perspektiven der digitalen Erweiterung
Inka Drögemüller (International Relations / Externe Partner Städel Museum, Städel Museum, Frankfurt)

15.00 Uhr
Über die Werte der Kunst für die Öffentlichkeit
Barbara Welzel (Professorin für Kunstgeschichte, TU Dortmund)

15.30 Uhr Kaffeepause

15.45 Uhr
Das Kunstmuseum der Zukunft – eine Kreativitätsagentur?
Wolfgang Ullrich (Freier Autor, Kulturwissenschaftler und Berater)

16.15 Uhr
Diskussion: Gibt es das öffentliche Museum auch noch morgen?
Inka Drögemüller, Bernhard Maaz, Julia Voss, Barbara Welzel, Wolfgang Ullrich, Moderation: Susanne Kaufmann (SWR)

Tagungsort:
Staatsgalerie Stuttgart
Konrad Adenauer Str. 30–32
70173 Stuttgart
Deutschland

Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe zum Symposium.

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