Tagungen

Symposium: Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?, am 18. und 19. September 2015 in Berlin

Im Januar 2015 hat sich die internationale Initiative projekt bauhaus begründet, der Gestalter, Kuratoren und Forscher aus aller Welt angehören. Ziel der Plattform ist es, eine lebendige Debatte zur Aktualität des Bauhauses zu führen. In einem auf fünf Jahre angelegten Arbeitsprozess bis zum 100-jährigen Jubiläum 2019 soll eine kritische Inventur der Bauhausideen vorgenommen werden. Zu Beginn jedes Jahres stellt das „projekt bauhaus“ eine Frage zur Diskussion. 2015 lautet die Frage: Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?

Kann Gestaltung Gesellschaft verändern? Wie können wir in die sich stets fortschreitende Modernisierung emanzipative Ideen einschreiben? Hat sich der Anspruch des Bauhauses und der klassischen Avantgarden, durch Gestaltung Gesellschaft positiv zu verändern, eingelöst? Wie können wir uns heute in neuer Weise vorstellen, Wandel und Zukunft zu gestalten? Was sind gezielte, aber doch ergebnisoffene Arbeitsformen? Welche Rolle spielt Co-Produktion? Wie kann man sein eigenes Dasein gestalten? Welche Rolle kommt dem Gestalter zu? Oder hätte heute eher die Abwesenheit von Gestaltung ein befreiendes Moment?

Symposium und Ausstellung stellen aktuelle Positionen im Kontext mit historischen Modellen vor und zur Diskussion. Im Zentrum stehen hierbei Ziele, Rollen und Methoden von Gestaltung und Gestaltern in gesellschaftlichen Prozessen.

Eine Pop-up-Ausstellung im Foyer des HKW präsentiert ergänzend exemplarische Projekte zum Thema – von den revolutionären Wohn-, Lebens- und Organisationsmodellen der Klassischen Moderne bis zu den interventionistischen, dialogischen Praktiken heutiger „architecture engagée“.

Alle Vorträge werden simultan englisch–deutsch / deutsch–englisch übersetzt.

Programm

Freitag, 18.09.2015

14 Uhr
Begrüßung und Einleitung
Philipp Oswalt

14.15 – 17.15 Uhr
Gestalten wofür? Wir beginnen mit der Frage nach Zielvorstellungen und Transformationsmodellen, die das Verhältnis von Gestaltern zu gesellschaftlichen Prozessen prägen. Ausgehend von einer kritischen Rückbetrachtung auf die klassische Avantgarde werden exemplarische und kontroverse Positionen der Gegenwart in den Blick genommen.

  • a. Das Modell des Künstler-Ingenieurs als Welterlöser (Boris Groys, New York/Karlsruhe)
  • b. Technologische Erneuerung (Gui Bonsiepe, Florianópolis/Buenos Aires)
  • c. Spatial Agency (Lara Schrijver, Antwerpen)
  • d. System Transitions (John Grin, Amsterdam)

Moderation: N.N.

17.45 – 20.45 Uhr
Gestalten der Aufmerksamkeit
Wie werden Wahrnehmungen in Alltag und Gesellschaft, wie werden Debatten, Wünsche und Entscheidungssituationen gestaltet? Die Gestaltung von Gesellschaft beginnt nicht erst mit alltagsweltlichen Situationen, sondern mit der Frage, wie Aufmerksamkeiten fokussiert und das Denken und gesellschaftliche Auseinandersetzungen konfiguriert werden.

  • a. Kritische Theorie  (Karin Wilhelm, Berlin)
  • b. Kritik (Bureau d’Etudes, Paris)
  • c. Wunschproduktion  (Planbude Hamburg)
  • d. Framing / Moralischer Konsum (Birger Priddat, Witten/Herdecke)

Moderation: Dorothea Hauser, Hamburg/Berlin

21 – 22 Uhr
Abendveranstaltung
Tomás Saraceno im Gespräch mit Philipp Oswalt

Samstag, 19.09.2015

11 — 14 Uhr
Gestaltung des Selbst
In den letzten Jahren ist zunehmend das Individuum selbst in den Fokus des Designdiskurses gerückt, ob im Sinne von Selbstoptimierung oder Co-Produktion. Gesellschaften figurieren nicht nur die individuellen Existenzen, sondern die Individuen konstituieren mit ihren Praktiken Gesellschaften, wie es Norbert Elias mit dem Begriff der Figuration umrissen hat. Die individuelle Existenz als Designfrage ist gleichermaßen Versprechen und Gefahr.

  • a. Der „neue Mensch“ in der klassischen Moderne (Margarete Vöhringer, Berlin)
  • b. Dasein is design. Eco-relational and mental design (Henk Oosterling, Rotterdam)
  • c. Konsum als Design (Wolfgang Ullrich, Leipzig/München)
  • d. Selbstdesign (Andreas Bernard, Lüneburg/Berlin)

Moderation: Heinz Bude, Kassel

15 — 18 Uhr
Gestaltung von Situationen
Gestalterische Interventionen in gesellschaftliche Situationen verändern Räume. Dabei ist der Gestalter nur ein Akteur von vielen; auch die Dinge selbst wirken auf Prozesse und Gestaltung zurück. Die bisherige Trennung von Gestalter und Nutzer, Produzent und Konsument, Mensch und Natur löst sich auf. Reallabore und Szenarien zielen auf Transformationen, ohne finale Endzustände zu definieren. Sie sind gezielt, aber zukunftsoffen.

  • a. Luigi Snozzi, Locarno
  • b. Konstellationen der klassischen Avantgarde (Thomas Flierl, Berlin)
  • c. Szenarien für Stadt-Natur-Systeme (Christian Salewski, Zürich)
  • d. Change Labs (ZUS (Zones Urbaines Sensibles), Rotterdam)

Moderation: Lara Schrijver, Antwerpen

19 – 20.30 Uhr
Abschlussdiskussion: „Autonomie, Camouflage oder Emanzipation? Die Rolle der Gestaltung in der Gesellschaft“

Das Symposion endet mit einer kontroversen Debatte, die grundsätzlich der Stellung des Gestalters in der Gesellschaft hinterfragt: Hat Gestaltung ein gesellschaftlich emanzipatorisches Potenzial oder ist sie autonom auf sich bezogen? Wirkt eine engagierte Kunst nur als Camouflage für politische Konflikte, die damit nicht angegangen, sondern lediglich ästhetisiert werden?

Impulsvortrag Reinhold Martin, New York
Mit Teilnehmern der vorherigen Panels
Moderation: Bernd Scherer und Philipp Oswalt, Berlin

Alle Informationen auf einen Blick
PDF Handout

Pressekontakt:
Astrid Herbold
Presse- und öffentlichkeitsarbeit
presse@projekt-bauhaus.de
Tel. +49 (0) 173-51 71 433

Veranstalter:
projekt bauhaus
c/o ARCH+ Verein zur Förderung des Architektur- und Stadtdiskurses e.V.
Auguststraße 69
D 10117 Berlin
www.projekt-bauhaus.de

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