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Tagung: Ausstellen als Wissenschaft. Zur Zukunft des Kuratorischen, Teil I: Das Wissen der Kuratoren, am 16. Oktober 2015 in Dresden

Nicht erst seitdem Ausstellungen zu Medienereignissen werden, rücken ihre Kuratoren in den Fokus der Wissenschaft; und das Kuratieren ist schon längst mehr als nur eine Aufgabe, die Akademiker aus dem Elfenbeinturm erledigen könnten. Daher macht sich das Deutsche Hygienmuseum gemeinsam mit anderen Institutionen Gedanken über die Rolle des Kurators.

Ausstellungen sind Orte, an denen in informierender, erbauender und unterhaltender Absicht ästhetische und intellektuelle Erfahrungen gemacht werden können. So vielfältig wie ihre Themen und Exponate sind die Anforderungen an die Konzeption von Ausstellungen. Das Selbstverständnis und die Traditionen der unterschiedlichen Museumstypen bestimmen die jeweils als angemessen geltenden Präsentationsformen: So werden in Kunstmuseen die gezeigten Werke als der eigentliche Inhalt einer Ausstellung angesehen, während in anderen Museumstypen die Vermittlung von kulturhistorischem, technischem oder medizinischem Wissen im Vordergrund steht, für das die gezeigten Dinge Übersetzer oder Metaphern sind.

Auch die Rolle der Kurator_innen wird sehr unterschiedlich interpretiert. Die einen verstehen sich in erster Linie als Moderator_innen eines Prozesses, in dessen Mittelpunkt die Werke der Künstler_innen oder das wissenschaftliche Wissen stehen; andere sehen sich eher als Autoren, Regisseure oder Dramaturgen für eine eigene Form des Umgangs mit Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Das Deutsche Hygiene-Museum widmet sich in den kommenden Monaten in drei Symposien der Schlüsselrolle der Kuratorin und des Kurators im musealen Betrieb. Was und wie können Kunstmuseen und kulturhistorische Wissensmuseen in Hinblick auf ihre Ziele und Methoden voneinander lernen? Welche Bedeutung können theoretische Ansätze aus Philosophie, Soziologie oder Psychoanalyse für die kuratorische Durchdringung einer Thematik haben? Welche Konsequenzen würden sich daraus für das Kuratieren selbst und für die Struktur und Gestaltung von Ausstellungen ergeben? Stellt die Transformation von Wissen und Affekten durch Übersetzung eines Themas in einen öffentlichen Raum, eine Expertise eigener Art dar? Handelt es sich beim Ausstellen mithin um eine eigene Form von Wissenschaft? Und/oder handelt es sich um eine vornehmlich ästhetische und/oder pädagogische Praxis? Wenn ja – worin besteht sie? Lässt sich das Kuratieren einer Ausstellung lehren und lernen?

Drei Symposien des Deutschen Hygiene-Museums, Dresden

Symposium I: Das Wissen der Kuratoren: 16. Oktober 2015

Symposium II: Die Verantwortung der Kuratoren: 27. Mai 2016

Symposium III: Die Vermittlung der Kuratoren: 14. Oktober 2016

Symposium I: Das Wissen der Kuratoren

Zum Auftaktsymposium Das Wissen der Kuratoren sind sieben Protagonist_innen verschiedener Ausstellungs- und Museumstypen eingeladen, die sehr unterschiedliche Expertisen und Hintergründe in ihre Arbeit einbringen. Alle Protagonist_innen bewegen sich auf jeweils eigene Weisen an den Grenzen des klassischen Kuratierens und seiner Kritik.

Nach welchen Kriterien wählt man ein Thema? Wie geht man vor, um dieses für den Ausstellungsraum zu erschließen? Welchen Anteil haben dabei wissenschaftliche, raumästhetische oder pädagogische Perspektiven? Wie versteht man die Rolle der Kuratorin oder Kurators als Bindeglied zwischen Museum und Besucher, Künstler und Kunstwerk, Wissenschaft und Szenografie, Forscher und Pädagoge? Welche praktischen Probleme gibt es in den verschiedenen Ausstellungshäusern? Wie können der museale Raum und seine Möglichkeiten neu gedacht werden?

In einer offenen Gesprächssituation werden die Protagonist_innen Beispiele aus ihrer eigenen kuratorischen Praxis präsentieren und zur Diskussion stellen, an der sich auch die Teilnehmer des Symposiums beteiligen sollen. Ausgehend von halbstündlich wechselnden Leitfragen wird es während des Symposiums darum gehen, ein Bewusstsein für die Unterschiedlichkeit dieser Ansätze und für die dahinter liegenden Gründe zu gewinnen.

PROTAGONIST_INNEN

  • Bodo-Michael Baumunk, Freier Ausstellungsmacher
  • Dr. Ralf Beil, Direktor, Kunstmuseum Wolfsburg
  • Ellen Blumenstein, Chief Kurator, KW Institute for Contemporary Art, Berlin
  • Dr. Rose-Maria Gropp, Ressortleiterin Kunstmarkt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
  • Dr. Daniel Tyradellis, Philosoph und freier Kurator
  • Prof. Klaus Vogel, Direktor, Deutsches Hygiene-Museum Dresden
  • Matthias Wagner K, Direktor, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main

Im Gespräch mit den Protagonist_innen sollen folgenden Themenfelder angesprochen werden:

  • die Aufgaben der Museen im Verbund der anderen Bildungs- und Kulturinstitutionen
  • die Notwendigkeit und Hinderlichkeit von musealen Genres
  • Das Für und Wider einer starken oder schwachen kuratorischen Handschrift
  • die Desiderate und die spezifische Gemengelage unterschiedlichsten Wissens und
  • Erfahrungen, die es braucht, um eine Ausstellung zu denken.

Symposium I
Deutsches Hygiene-Museum, Dresden
16. Oktober 2015

PROGRAMM

10:00 Uhr
Einführung I
Suchbewegung. Einige Gedanken zum Kuratieren nach 25 Jahren Sonderausstellungen im Deutschen Hygiene - Museum
Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums

Einführung II
Ausstellen als Wissenschaft
Dr. Daniel Tyradellis, Philosoph und Kurator

10:30 -11:15 Uhr
Wissen – welches Wissen?
Impulsstatement: Ralf Beil
Woraus speist sich das Wissen des Kurators, worin besteht es?
Zeigt man nur die Früchte seines Wissens, oder kann auch der Weg dahin Teil des Ausstellens sein?
Inwiefern unterscheidet sich kuratorisches Wissen von anderen Formen des Wissens?

11:15 -12:00 Uhr
Der Besucher – welcher Besucher?
Impulsstatement: Matthias Wagner K.
Welches Bild macht man sich vom Besucher?
Was versteht man unter seinem Zielpublikum?
Das Zeigen zeigen: ironisches und reflexives Ausstellen

12:00 - 14:00 Uhr Mittagessen

Führung durch die Ausstellung „Freundschaft. Die Ausstellung über das, was uns verbindet“

14:00 – 15:00 Uhr
Vermittlung – welche Vermittlung?
Impulsstatement: Ellen Blumenstein
Der Kurator und die (Museums-)Pädagogik
Welche Rolle spielt die Betextung von Exponaten?
Was sind die Ziele einer Ausstellung?

15:00 – 16:00 Uhr
Aura – welche Aura?
Impulsstatement: Bodo Baumunk
Inwiefern unterscheidet sich das Ausstellen von Kunstwerken und anderen Exponaten, Objekte oder Dinge voneinander?
Ist die Kunstausstellung die Königin der Ausstellungen?
Welche Möglichkeiten gibt es, unterschiedliche Ausstellungstypen miteinander zu verbinden? Was sind die Vorteile, was sind die Nachteile?

16:00 – 17:00 Uhr
Die Kritik – welche Kritik?
Impulsstatement: Rose-Maria Gropp
Was sind die Kriterien zur Bewertung einer Ausstellung?
Was wird als kuratorische Leistung wahrgenommen?
Welche Rolle spielt das Kollegenurteil? Welchen Einfluss haben Geldgeber, Traditionen und Märkte auf die kuratorische Praxis?

Tagungsort: Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden

Tagungsleitung: Dr. Daniel Tyradellis

Anmeldung: tagungszentrum(at)dhmd.de

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