Wenn von den überregionalen Inspirationsquellen für die Kunst und Kultur Süddeutschlands die Rede ist, wird meist an erster Stelle auf Italien verwiesen. Dennoch lassen sich über Jahrhunderte hin verschiedenste Verbindungen in die Niederlande und nach Flandern feststellen, die die Kunst, Kultur und Wissenschaft südlich der Mainlinie mitgeprägt haben. Die Jahrestagung des Arbeitskreises Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte e.V. widmet sich diesen Beziehungen.
Im Mittelalter waren es vor allem dynastische Kontakte, die den Austausch förderten. Zwischen 1353 und 1429 bestand durch das Teilherzogtum Straubing-Holland eine direkte politische Verbindung der Wittelsbacher in die Niederlande, die die Mobilität der Künstler und Handwerker zwischen den zwei weit entfernten Territorien begünstigte. Mit der sogenannten Doppelhochzeit von Cambrai (1385) schloss Herzog Albrecht I. ein Heiratsbündnis mit dem Herzogtum Burgund, dessen materielle Zeugnisse einige Prunkstücke der Münchner Schatzkammer sind, wie etwa das Bildnis-Medaillon von Philipp dem Guten von Burgund, der 1454 bei den Bayerischen Herzögen zu Gast war.
Als Höhepunkt der prägenden niederländischen Präsenz kann die Zeit um 1600 gelten, als zahlreiche niederländisch- und flämischstämmige Künstler im Dienst der süddeutschen Höfe und Städte zu deren kulturellen Blüte beigetragen haben. Die Talente von Malern, Stechern, Architekten und Bildhauern wie Friedrich Sustris, Peter Candid, Johann Sadeler, Hubert Gerhard, Adriaen de Vries und berühmter Musiker, wie Orlando di Lasso, konnten sich damals unter der Patronage der Wittelsbacher und Fugger entfalten. Auf dieses Phänomen hat bereits 2005 die Ausstellung „In Europa zu Hause - Niederländer in München um 1600" in den Staatlichen Graphischen Sammlungen München aufmerksam gemacht. Zu gleicher Zeit entwickelten sich auch rege wissenschaftliche Kontakte zwischen den intellektuellen Zentren Ulm und Leiden, besonders im Bereich der Mathematik.
Das andauernde Interesse für die niederländische und flämische Kunst spiegeln auch die süddeutschen Kunstsammlungen wider. Bereits 1616 bestellte Maximilian I. Gemälde bei Peter Paul Rubens. Am Ende des 17. Jahrhunderts nutzte Kurfürst Max Emanuel seine Position als Statthalter der Spanischen Niederlande (1692-1706), um zahlreiche holländische und flämische Gemälde zu erwerben, darunter 12 Bilder von Rubens und 13 von Van Dyck. Weitere 32 Stücke der Rubenssammlung der Alten Pinakothek zeugen von dem eindeutigen Bekennen für die niederländische und flämische Malerei des Pfalzgrafen Johann Wilhelm, die als Erbe nach München gelangte. In München diente die hervorragende Sammlung der niederländischen und flämischen Malerei später dann als Inspirationsquelle für zahlreiche Künstler der beginnenden Moderne.
Donnerstag, 12.10.2017
ab 12:00 Uhr
Anmeldung im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, Raum 242
13:00 - 15:00 Uhr
Führungen, Alte Pinakothek, Barer Str. 27, Treffpunkt vor dem Eingang
15:30 - 17:30 Uhr
Mitgliederversammlung, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, Raum 242
18:30 Uhr
Eröffnung und Grußworte von Peter Alexander Vermeij, Generalkonsul der Niederlande in München, und Koen Haverbeke, Generaldelegierter der Regierung Flanderns in Deutschland
19:00 Uhr Abendvortrag
Konrad Ottenheym, Reisende Baumeister aus den Niederlanden 1500–1700. Mechanismen und Strategien frühmoderner Künstlermigrationen
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10 (der Raum wird später bekannt gegeben)
20:00 - 20:30 Uhr
Konzert
20:30 Uhr
Empfang
Freitag, 13.10.2017
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, Raum 242
09:00 - 10:30 Uhr
1. Sektion: Rolle der Auftraggeber
Moderation: Aleksandra Lipińska
9.00-9.45 Uhr
Susan Maxwell, Flanders Ascendant? The Shift to the North in Ducal Patronage of Early Modern Bavaria
9.45-10.30 Uhr
Damian Dombrowski, Brabantia in Franconia. Julius Echter von Mespelbrunn und die niederländische Skulptur
10:30 - 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 - 12:30 Uhr
Parallel stattfindende Workshops in der Alten Pinakothek bzw. in der Staatlichen Graphischen Sammlung:
12:30 - 13:30 Uhr Mittagspause
13:30 - 15:00 Uhr
Moderation: Stephan Hoppe
13.30-14.15 Uhr
Peggy Große, Niederländische Künstler in Nürnberg: Nicolas Neufchatel und Johann Gregor van der Schardt
14.15-15.00 Uhr
Marius Mutz, Arma et litterae? Akteure, Medien und Funktionen militärarchitektonischen Wissenstransfers von den Niederlanden nach Bayern (1550–1579)
15:00 - 15:30 Uhr Kaffeepause
15:30 - 18:00 Uhr
2. Sektion: Rezeptionswege, -Medien und Akteure
Moderation: Philippe Cordez
15.30-16.15 Uhr
Svea Janzen, Nicht Alles, was glänzt, ist Gold. Zur Rezeption der Ars Nova in Bayern
16.15-17.00 Uhr
Sonja Vilsmeier, Sense and Sensibility in Seventeenthcentury German Art: Johann Ulrich Mayr (1630–1704)
17.00-17.45 Uhr
Inke Beckmann, Ein Flame in Bayern – Einflüsse und Voraussetzungen für das künstlerische Schaffen Peter Jakob Horemans (1700–1776)
17:40 - 18:30 Uhr Kaffeepause
18:30 - 19:30 Uhr
Abendvortrag: Bernhold Schmid, Orlando di Lasso (Arbeitstitel) - Zentralinstitut für Kunstgeschichte
20:30 Uhr Konferenzessen
Samstag, 14.10.2017
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, Raum 242
09:00 - 10:30 Uhr
3. Sektion: Künstlerische und wissenschaftliche Rezeption
Moderation: Katharina Hiery
9.00-9.45 Uhr
Eveliina Juntunen, Rezeption als künstlerische Strategie – zu Formen der Aneignung niederländischer Kunstwerke durch deutsche Künstler um 1900
9.45-10.30 Uhr
Rieke van Leeuwen, Beyond Gerson in Bavaria
10:30 - 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 - 11:45 Uhr
Postersektion
11:45 - 12:45 Uhr
Paneldiskussion: Vermittlung niederländischer Kunst an deutschen Universitäten
Moderation: Ulrich Pfisterer
Teilnehmerinnen: Dagmar Eichberger, Birgit Ulrike Münch, Karin Leonhard
12:45 - 13:00 Uhr
Schlussworte
13:00 - 14:00 Uhr Mittagspause
14:30 - 16:30
Parallele Führungen im Bayerischen Nationalmuseum und in der Münchner Residenz
Die Tagung wird organisiert von Prof. Dr. Stephan Hoppe (email@stephan-hoppe.de) und Prof. Dr. Aleksandra Lipińska (aleksandra.lipinska@kunstgeschichte.uni-muenchen.de)
Weitere Informationen zur Tagung und zur Anmeldung unter www.ankk.org