Das Phänomen der Zeit ist das Thema der Tagung, die die Studenten und Promovenden der Fächer Archäologie, Ethnologie, Kunstgeschichte und Volkskunde/Kulturanthropologie an der Uni Hamburg. Von antiken Zeitkonzepten bis hin zum Phänomen der Zeitdarstellung in der Fotografie – spannenden Vorträge laden zum Diskutieren ein.
Die Fähigkeit, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu differenzieren, wird als maßgeblich für die Herausbildung eines (Selbst-)bewusstseins verstanden. Zeit ist ein wesentliches Ordnungskriterium, das im Fluss der kontingenten Ereignisse und Erfahrungen Kohärenzen und Bedeutungen stiftet. Die mit der zeitlichen Ordnung entstehenden Narrative sind wiederum von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Identitäten. Dem steht eine vielfältige und oft gegenläufige theoretische Konzeptualisierung der Zeit in Philosophie, Physik, Biologie, Soziologie oder den Kulturwissenschaften gegenüber. Offensichtlich bleibt nur, dass Menschen eine Art Erfahrung von Zeit machen können.
An diesen Prozessen sind seit jeher auch Bilder beteiligt. Unbewegte wie bewegte Bilder repräsentieren Zeit und Dauer und sind auf vielschichtige Weise in die Organisation von Zeitlichkeit oder Zeitlosigkeit verstrickt. So können sie zeitliche Verläufe oder einzelne Momente darstellen, aber auch – etwa aufgrund der gewählten Bildthemen, Darstellungsweisen oder an sie herangetragener Vorlieben und Abneigungen – Zeichen ihrer Entstehungs- oder Rezeptionszeit sein. Nicht selten wird dabei auch das Material der Bilder selbst zum Indikator für Zeit oder zum Auslöser dynamischer Zeiterfahrungen. Gleichzeitig eröffnen Bilder mit ihren jeweiligen Darstellungsstrategien unterschiedliche Erfahrungsdimensionen von Dauer wie etwa ereignishafte oder präsentische Momente und solche der Dehnung oder Faltung von Zeit.
Donnerstag, 12. November 2015
13.00 Uhr Anmeldung
13.30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Jacobus Bracker, Tim Jegodzinski
14.15 Uhr
Bilderfahrung – Zeiterfahrung
Stefanie Johns, Hamburg
14.55 Uhr Kaffeepause
15.10 Uhr
Zeichen der Zeit in den Bildern Philostrats des Älteren
Cordula Bachmann, Erfurt
15.50 Uhr
καιϱός und χϱόνος. Antike Zeitkonzepte in personifizierter Darstellung
Ulfert Oldewurtel, Hamburg
16.30 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Das Problem der kontinuierenden Darstellungsweise in der römischen Flächenkunst
Burkhard Emme, Berlin
17.25 Uhr
Along the way: Fragmentierung und Rekonstruktion der Zeiterfahrung in den Arbeiten Richard Longs
Sophie Rüth, Tübingen
18.05 Uhr Kaffeepause
18.20 Uhr
Das Erdächtnis – Bildspeicher der Zukunft
Oliwia Murawska, Münster
19.00 Uhr Umtrunk
Freitag, 13. November 2015
09.30 Uhr Anmeldung
10.00 Uhr
Die nostalgische Moderne Eugène Atgets – eine anachronistische Dokumentation
Fabian Röderer, Hamburg
10.40 Uhr
Zeit im ephemeren Werk von Andy Goldsworthy: die Rolle der fotografischen Dokumentation
Yana Belskaya, Tübingen
11.20 Uhr Kaffeepause
11.35 Uhr
Nebel, Wolken, Geister – Instabile Zeit-Bilder in der Fotografie
Nicolas Oxen, Weimar
12.15 Uhr
Intermediale Strategien zur Darstellung von Zeit bei Hiroshi Sugimoto
Idis Hartmann, Hamburg
12.55 Uhr Mittagspause
14.15 Uhr
Duration in Vain. How time complicates meaning in the videos of Keren Cytter
Jeremy Kreusch, Chicago
14.55 Uhr
Knoten in der Timeline. Zur zeitlichen Struktur bildnerischer Praktiken
Ole Wollberg, Hamburg
15.35 Uhr Kaffeepause
15.50 Uhr
Quantitative Zudringlichkeit oder qualitative Selbstvergessenheit? Über missionarische Versuche, Zeitkonzepte transkulturell zu übersetzen
Philipp Seitz, Leipzig
16.30 Uhr
Atmen in und vor Bildern – Rhythmus und Zeit in der abstrakten Moderne
Linn Burchert, Jena
17.10 Uhr Kaffeepause
17.25 Uhr
Der Historiker und der Astronom: Die Mechanik der Zeit nach George Kubler
Mateusz Kapustka, Zürich
18.05 Uhr Buffet
Samstag, 14. November 2015
09.45 Uhr Anmeldung
10.00 Uhr
Die Statua Danielis: Zeit als politische Eschatologie im Heiligen Römischen Reich
Barbara Uppenkamp, Hamburg
10.40 Uhr
Spätmittelalterliche Memoria und die Zeitlichkeit der Kunst. Das Hausbuch der Mendel’schen Zwölfbrüderstiftung, Mieke Bals Kulturanalyse und Hans-Georg Gadamers Hermeneutik
Dominic E. Delarue, Leuven/Heidelberg
11.20 Uhr Kaffeepause
11.35 Uhr
Temporalis Aeternitas: early modern Prints, Time and Memory
Anita V. Sganzerla, London
12.15 Uhr
Heterochrone Räume. Zeitkonstruktionen durch Raum und Bild am Beispiel der Kaiserthermen Roms
Lukas Rathjen, Freiburg
12.55 Uhr Mittagspause
14.15 Uhr
Ästhetische Strategien der Besetzung von Stadtraum. Kinematographische Verarbeitung metropolitaner Zeiterfahrung am Beispiel des Underground-Kinos
Berit Hummel, Berlin
14.55 Uhr
Right to Time. Synthurbanism and Politics of Time in Yugoslav Self-Management
Marija Marić, Zürich
15.35 Uhr Kaffeepause
15.50 Uhr
Phänosemiotische Zeitlichkeit. Zur temporalen Synchronisation mit interaktiven Mediensystemen
Lars C. Grabbe, Münster
16.30 Uhr
Körper – Bild – Zeit. Medizinische Bildgebung aus bildwissenschaftlicher Perspektive
Sarah Sandfort, Bochum
17.10 Uhr Kaffeepause
17.25 Uhr
Zeit zum Spielen: Der Einfluss spielmechanischer Faktoren auf die rezeptive Zeitdynamik
Brian Jonas Tibus, Münster
18.05 Uhr
Abschlussdiskussion
Tagungsort
Warburg-Haus Hamburg
Heilwigstraße 116
20249 Hamburg
Deutschland
Jacobus Bracker, Clara Doose-Grünefeld, Tim Jegodzinski, Kirsten Maack
c/o Universität Hamburg
Archäologisches Institut der Universität Hamburg
Abt. Archäologie und Kulturgeschichte des antiken Mittelmeerraumes
Edmund-Siemers-Allee 1, Westflügel
D–20146 Hamburg
mail@kulturkundetagung.de
Mehr Informationen gibt es auf der Website zur Tagung.