Durchscheinende Elemente in der Architektur stehen im Mittelpunkt der von der Professue für Theorie und Geschichte der modernen Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar veranstalteten Tagung. Sie untersucht, welche Wirkung das Diaphane auf Licht und Raumwirkung, aber auch auf den Blick des Betrachters hat.
Das Diaphane, das Durchscheinende, ist elementar für die Wahrnehmung des architektonischen Raumes. Im Gegensatz zur Transparenz verunklart, verschleiert, streut das diaphane Material Licht und damit Räume — wie auch den Blick des Betrachters. Zugleich affiziert diese Diffusion den Körper des Betrachters. Die diaphane Architektur lässt die Räume, die Körper und die Oberflächen verschmelzen. Grenzen verschwimmen und Texturen werden weich. Das durchschienene Bauteil zieht den Blick auf sich, doch es erschwert, es verhindert gar den Durchblick. Diese Eigenschaften lassen das Diaphane zu einer architektonischen Qualität werden, die auf besondere Weise die Bildlichkeit der Architektur in Frage stellt: Ist das Diaphane ein Beleg für die Architektur als Bild? Oder handelt es sich nur um eine Applikation, ein Attribut der Architektur selbst, also um etwas genuin architektonisches, genuin räumliches – oder ist dies vielleicht gar kein Widerspruch? Kann nicht vielmehr das Bild — ausgehend von der diaphanen Architektur — ebenfalls als architektonisch, räumlich, auf den Körper bezogen gedacht werden?
Ziel der Tagung ist es, das Diaphane als einen Aspekt der Bildlichkeit von Architektur zu erörtern und umgekehrt über das Diaphane die Bildlichkeit (oder Bildhaftigkeit) der Architektur fassbar zu machen und so die Annäherung an einen aus der Architektur selbst entwickelten Bildbegriff fortzuschreiben.
Dabei schließt die Konzeption der Tagung sowohl an die aktuelle philosophische Forschung zum Begriff des Diaphanen, als auch an kunsthistorische, medien- und architekturtheoretische Fragestellungen an. Hintergrund des Tagungskonzeptes ist die Frage, ob und wie die phänomenologische Wahrnehmung von Architektur — eine Wahrnehmung, die existentiell mit dem Körper in Bewegung verbunden ist — mit einem kunst- und medientheoretischen Bildbegriff zusammengedacht werden kann, der in den letzten zehn Jahren eine extreme Aufweitung erfahren hat. Nicht zuletzt die Künste selbst und ihre Partizipativität haben hier die Grenzen zwischen den Gattungen verschwimmen lassen. Die Frage, ob Architektur bildhaft oder gar bildlich werden kann, soll daher im Rahmen der Tagung untersucht werden. Und dies an einem Aspekt, der die Architektur, ihre Materialität, den Betrachtenden und den Körper in Bewegung betrifft: dem Diaphanen.
Freitag, 20. Januar 2017
16.00 Uhr
Prof. Dipl.-Ing. Dipl.-Des. Bernd Rudolf, Dekan Fakultät Architektur: Begrüßung
16.15 Uhr
Dr.phil.des. Dipl.-Ing. Ulrike Kuch: Einführung
Sektion I: Die Bildlichkeit der Architektur
(Moderation: Claudia Tittel)
16.45 Uhr
Prof. Dr. Jörg H. Gleiter (Architekturtheorie, TU Berlin): Die Bildlichkeit der Architektur, die Phänomenologie und das Diaphane
17.30 Uhr
Mag. Arch. Christina Jauernik/ Dipl. Ing. Simon Oberhammer (Architektur/Architekturtheorie, Akademie der Bildenden Künste, Wien): Die diaphane Figur
18.15 Uhr
PD Dr. Angela Lammert (Kunstgeschichte, Akademie der Künste Berlin): Die Bildlichkeit der Architektur
18.45 Uhr
Diskussion
Samstag, 21. Januar 2017
8.45 Uhr
Begrüßung (Ulrike Kuch)
Sektion II: Theorie des Diaphanen
(Moderation: Simon Frisch)
9.00 Uhr
Dr. Renate Maas (Kunstgeschichte, Leuphana-Universität Lüneburg): Die Theorie des Diaphanen und die Architektur
9.45 Uhr
Prof. Dr. Stepan Vaneyan (Kunstgeschichte, Lomonossow-Universität Moskau): Diaphanie – Phänomenologie und Instrumentalität
10.15 Uhr
Diskussion
10.45 Uhr Kaffeepause
Sektion III: Das Diaphane zwischen Kunst und Architektur
(Moderation: Ulrike Kuch)
11.15 Uhr
Prof. Dr. Kurt W. Forster (Architekturtheorie/ Kunstgeschichte, Yale University, New Haven [CT]): Ansicht – Durchsicht – Einsicht
12.00 Uhr
Prof. Dr. Carolin Höfler (Kunstgeschichte, TH Köln): Verdämmernde Räume. Verhandlungen zwischen Substanz und Täuschung
12.30-13 Uhr
Diskussion
13-14 Uhr
Mittagspause
Sektion IV: Das Diaphane als mediale Qualität der Architektur
(Moderation: Sabine Zierold)
14.00 Uhr
Dr. M.Arch. Lutz Robbers (Architekturtheorie, Jade-Hochschule Oldenburg): »Neues Leben und Überfluß«: Mies, Montage und die Frage der architektonischen Bildlichkeit 1923/24
14.45 Uhr
Dr.des. Evelyn Echle, M.A.: (Architekturtheorie/ Filmwissenschaft, ETH Zürich): »Ich seh’ etwas, was du nicht siehst...« Filmische Szenen vor transluzenten Fenstern
15.30 Uhr
Dr. Claudia Tittel (Kunstgeschichte/ Medienwissenschaft, Bauhaus-Universität Weimar): Medienfassaden zwischen Transparenz und Opazität
16.00 Uhr
Schlussdiskussion (Moderation: Ulrike Kuch)
Veranstaltungsort: Oberlichtsaal im Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar, Geschwister-Scholl-Straße 8, 99423 Weimar.
Abstracts der Vorträge sowie weitere Informationen finden Sie unter www.uni-weimar.de.