Gesammelt wurde eigentlich schon immer und stets waren Sammlungen auch ein Ausdruck des Zeitgeistes, der sich in der Ordnung einer Sammlung oder die Art der gesammelten Objekte manifestierte. Aber diese Sammlungen vermittelten auch Wissen. Wie das in der Frühen Neuzeit geschah, das untersucht die Tagung in Halle.
Wie trugen Kunst- und Naturalienkammern der Frühen Neuzeit zur Lehre und zum Lernen bei? Nach welchen Ordnungen wurden ihre Objekte gesammelt und präsentiert? Wie waren frühneuzeitliche Sammlungen miteinander vernetzt, wie standen sie im internationalen Austausch? Wie entstand in ihnen neues Wissen?
Die Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen ist ein besonders anschauliches Beispiel für diese Fragen: Sie wurde nicht nur in den Schulunterricht des Waisenhauses eingebettet, sondern es fanden auch bereits 1740 öffentliche Führungen statt. Von diesem Beispiel ausgehend, widmet sich die Tagung den Kunst- und Naturalienkammern des 17. und 18. Jahrhunderts als Lehr- und Lernorten. Untersucht wird damit eine bisher vergleichsweise wenig beachtete Facette frühneuzeitlicher Sammlungskultur. Das Interesse gilt einem breiten Spektrum von Sammlungsformen, die an Akademien, Gelehrten Gesellschaften, Universitäten, im Rahmen von Schulen, aber auch an Höfen und in Bürgerhäusern realisiert wurden.
Ein gemeinsames Symposium der Franckeschen Stiftungen, des Landesforschungsschwerpunkts „Aufklärung – Religion – Wissen“ und der Leopoldina.
Montag, 5. Oktober 2015
Franckesche Stiftungen zu Halle
Historisches Waisenhaus, Amerikazimmer, 06110 Halle (Saale)
13:30 – 13:45 Uhr Grußworte
Thomas Müller-Bahlke (Halle), Direktor der Franckeschen Stiftungen
Gunnar Berg ML (Halle), Vizepräsident der Leopoldina
13:45-14:00 Uhr Einführung durch die Organisatoren
Rainer Godel, Andreas Pečar, Holger Zaunstöck
Sektion 1: Die Sammlung als Lehr- und Lernort
14:00 – 14:45 Uhr
Zwischen museologischer Utopie und Didaktik. Leonhard Christoph Sturms „Geöffnete Raritäten- und Naturalienkammer“ (1704)
Eva Dolezel (Halle/Berlin)
14:45 – 15:30 Uhr
Privilegierte Dinge für Unterprivilegierte. Die Kunstkammer des Evangelischen Waisenhauses in Erfurt
Stefan Laube (Berlin)
15:30 – 16:00 Uhr Kaffeepause
16:00 – 16:45 Uhr
Die Sammlungen der Naturforschenden Gesellschaft Zürich als Instrument der Wissensvermittlung, 1746 – 1833
Sarah Baumgartner (Bern)
16:45 – 17:30 Uhr
Wunder und Lehre der Mineralogie: Das Kabinett von Balthazar Georges Sage zwischen 1783 und 1794
Maddalena Napolitani (Paris)
18:00 – 19:00 Uhr
Abendführung durch die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen
Dienstag, 6. Oktober 2015
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Vortragssaal, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Sektion 2: Vernetzungen und Topographien
09:00 – 09:45 Uhr
Der Gabentausch unter Sammlern als Mittel und Kondition der Verknüpfung von Wissensträgern
Marcus Stelter (Berlin)
09:45 – 10:30 Uhr
Kunst- und Naturalienkammern in Professorenhaushalten: Polyvalente Wissensräume an der Schnittstelle zwischen Geselligkeit und Gelehrigkeit
Anne Mariss (Tübingen)
10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 – 11:45 Uhr
„84 aktenkundige Sammlungen“. Zur Topographie des Leipziger Sammelwesens in der Frühen Neuzeit
Karsten Hommel (Halle)
11:45 – 12:30 Uhr
Zur Bedeutung der Vernetzung Georg Thomas von Aschs im Russischen Reich für die Erweiterung des „Academischen Museums“ in Göttingen (1771 – 1807)
Gudrun Bucher (Göttingen)
12:30 – 14.00 Uhr Mittagspause
Sektion 3: Die Ordnungen der Dinge
14:00 – 14:45 Uhr
Vom Pandechion zur Wunderkammer. Wissensmodelle in den Museen des 16. – 18. Jahrhunderts
Dorota Folga-Januszewska (Warschau)
14:45 – 15:30 Uhr
Die Kunstkammer Peters des Großen und die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften: Das Museum und die Herausbildung wissenschaftlicher Erkenntnisse (1714 – 1747)
Natalia Kopaneva (St. Petersburg)
15:30 – 16:00 Uhr Kaffeepause
16:00 – 16:45 Uhr
Shell games: Martin Lister (1639 – 1712) and the Sir Hans Sloane Collections
Anna Marie Roos (Lincoln)
16:45 – 17:30 Uhr
Orders and objects in the French natural history collection, 1760 – 1800
Emma Spary (Cambridge)
18:00 Uhr
Wissenschaftshistorisches Seminar der Leopoldina
Der Anteil der Kunst an den Ordnungen der Dinge. Praxis und Tiefendimensionen einer wechselseitigen Beziehung
Robert Felfe (Hamburg)
Mittwoch, 7. Oktober 2015
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Vortragssaal, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)
Sektion 4: Quellen und Modelle
09:00 – 09:45 Uhr
Die Kunstkammerbibliothek als Referenz der Objektsammlungen
Carola Fey (Stuttgart)
09:45 – 10:30 Uhr
“The Paper Museum of the Academy of Sciences in Saint Petersburg” (2003/2005) revisited
Debora J. Meijers (Amsterdam)
10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 – 11:45 Uhr
Eine „lebhafte Idee“ vom Glauben. Die Bedeutung von Architekturmodellen für die religiöse Erziehung um 1700
Christina Clausen (Hildesheim)
11:45 – 12:30 Uhr
Ordnung im Gehäuse – Häuser sammeln. Das Architekturmodell in Kunstkammern der Frühen Neuzeit
Sabine Heiser (Berlin)
12:30 – 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 – 14:45 Uhr
Blaupause Ritterakademie? Die Modellkammer der Georg August Universität Göttingen im 18. Jahrhundert
Oliver Zauzig (Berlin)
14:45 – 15:15 Uhr
Schlussdiskussion
Die Teilnahme steht allen Interessierten offen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Kontakt
Eva Dolezel M.A.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Landesforschungsschwerpunkt Aufklärung – Religion – Wissen / Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1, Haus 24 | 06110 Halle (Saale)
dolezel(at)francke-halle.de
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.leopoldina.org
www.francke-halle.de
www.arw.uni-halle.de
Eine Kooperation der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Franckeschen Stiftungen zu Halle und des Landesforschungsschwerpunktes Aufklärung – Religion – Wissen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.