Nachdem in den letzten Jahren die Düsseldorfer Malerschule mit zahlreichen Ausstellungen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit und der Forschung gerückt ist, möchte die Universität Bonn eine Bestandsaufnahme vornehmen und lädt zu ihrer Tagung ein. Zwischen Gründerzeit und beginnender Moderne sollen die Positionen der Malerschule umfassend betrachtet werden.
Die Düsseldorfer Malerschule ist erst jüngst wieder in den Fokus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung gestellt worden: 2011/12 fand im Museum Kunstpalast Düsseldorf die umfangreiche Ausstellung „Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918“ statt. Einzelausstellungen wurden u. a. zu Johann Wilhelm Schirmer (Neuss, Düsseldorf, Bonn, Jülich u. a. 2010), Caspar Scheuren (Bergisch-Gladbach 2010/11) und Adolph Schroedter (Karlsruhe 2010) organisiert. Dennoch gibt es immer noch Desiderate, insbesondere für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bis hin zum Ersten Weltkrieg. Diesem Zeitraum gilt die Tagung.
Seit 2009 baut die Dr. Axe-Stiftung Bonn in Kronenburg/Eifel eine Sammlung mit Gemälden der Düsseldorfer Malerschule auf, die sie in wechselnden Ausstellungen der Allgemeinheit zugänglich macht (www.axe-stiftung.de). In ihrem Bestand befinden sich u. a. 21 in Ölfarben und Mischtechnik ausgeführte Studien, die der Maler und Illustrator Carl Gehrts für die Ausmalung der Wände im Obergeschoss des Treppenhauses der ehemaligen Düsseldorfer Kunsthalle zwischen 1888 und 1897 ausgeführt hat. Bei einem Bombenangriff im September 1942 stark beschädigt, wurde die Kunsthalle nach dem Krieg abgerissen. Die erhaltenen Entwürfe sollen nun im nächsten Jahr, ergänzt durch Leihgaben und einer Dokumentation, aus- und vorgestellt werden (Laufzeit der Ausstellung: 26.04.–25.10.2015). Sie zeigen nicht nur ein für Kulturbauten der Kaiser- und Gründerzeit typisches Bildprogramm („Die Schicksale der Kunst im Wechsel der Zeiten“ und „Die Hauptepochen der Kunstentwicklung“), sondern zeugen zugleich vom Selbstverständnis Düsseldorfs und der Düsseldorfer Malerschule im späten 19. Jahrhundert. Gehrts’ Studien dienen als Anlass, diese Jahrzehnte der Düsseldorfer Malerschule neu zu bilanzieren, etwa im Vergleich zu Berlin, Dresden, München oder Karlsruhe.
Parallel zur Carl-Gehrts-Ausstellung in Kronenburg veranstaltet das Kunsthistorische Institut in Bonn in Zusammenarbeit mit der Dr. Axe-Stiftung eine Tagung, die Gelegenheit bieten soll, die Positionen der Düsseldorfer Malerschule in der Epoche zwischen Gründerzeit und beginnender Moderne auf breitere Grundlagen zu stellen.
Donnerstag, 14. Mai 2015 (Himmelfahrt)
15:30 Uhr
Begrüßung durch Prof. Dr. Roland Kanz und Dr. Christiane Pickartz
15:45 Uhr
Sabine Schroyen M.A., Düsseldorf: Das Kaiserfest des Künstlervereins Malkasten im Jahre 1877
16:15 Uhr
Dr. Christiane Pickartz, Köln: Carl Gehrts’ »Gastmahl des Markgrafen Gero« von 1879 – zur Rekonstruktion eines verlorenen Gemäldes anhand der Studienblätter und zeitgenössischer Quellen
16:45–17:15 Uhr Kaffeepause
17:15 Uhr
Prof. Dr. Holger Gräf, Marburg: Peter Janssens Historienzyklus in der Marburger Universitätsaula – oder die Aufhebung der hessischen Geschichte in der preußisch-deutschen Nationalgeschichte
Freitag, 15. Mai 2015
09:15 Uhr
Prof. Dr. Martina Sitt, Kassel: Der Landschafter Eugen Bracht – seine Düsseldorfer Erbschaft
09:45 Uhr
Dipl. Restaurator Börries Brakebusch, Düsseldorf und Marcell Perse M.A., Jülich: Die Schirmer-Schule und die Moderne. Aspekte zur Düsseldorfer Landschaftsmalerei im späten 19. Jahrhundert
10:15 Uhr
Dr. Dietrich Bieber, Schleswig: Arbeitsteiliges Malen bei German Grobe und Ludwig Fay – zum Fortleben einer künstlerischen Tradition in der späteren Düsseldorfer Malerschule
10:45–11:30 Uhr Kaffeepause
11:30 Uhr
Dr. Irene Haberland, Bonn: Die Fresken in Schloss Drachenburg
12:00 Uhr
PD Dr. Christian Scholl, Göttingen: Der Genius entzieht sich – Eduard Bendemanns Deckenbilder im Cornelius-Saal der Berliner Nationalgalerie
12:30 Uhr
Guido Siebert M.A., Naumburg: Auf der Suche nach dem Raum: Eduard Bendemanns Studien zur Monumentalmalerei und die Ausstellung »Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule«
14:30 Uhr
Exkursion nach Kronenburg
Samstag, 16. Mai 2015
09:30 Uhr
Dr. Michal Mencfel, Poznan: Athanasius Racyński und die Düsseldorfer Malerschule – eine Revision
10:00 Uhr
Dr. Julia Hümme, Eutin: Gregor von Bochmann: Der Maler als Zeichner
10:30–11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr
Anikó Dworok M.A., Würzburg: Ludwig Knaus und Mihály Munkácsy – eine Beziehung zwischen Genre- und Historienmalerei
11:30 Uhr
Dr. Peter Forster, Wiesbaden: Ludwig Knaus: Der Andy Warhol seiner Zeit
12:00 Uhr
Abschlussdiskussion
Tagungsort:
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Kunsthistorisches Institut
Großer Übungsraum im 1. OG (Raum 1.041)
Regina-Pacis-Weg 1
53113 Bonn
Die Tagung ist öffentlich. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.
Kontakt und Information:
Sekretariat des Kunsthistorischen Instituts
Frau Ulrike Knauf: u.knauf(at)uni-bonn.de
Tel. 0228-73-5080
www.khi.uni-bonn.de
Veranstalter und Organisatoren:
Prof. Dr. Roland Kanz, Universität Bonn
Dr. Christiane Pickartz, Dr. Axe-Stiftung Bonn