Im Wintersemester 2015/16 haben sich Bachelorstudierende des Fachbereichs Kunstgeschichte der Universität Leipzig mit Comics und Graphic Novels auseinandergesetzt. Ergebnis ihrer Arbeit ist neben einer Ausstellung auch die interdisziplinäre Tagung, die sich verschiedenen Zugängen zum Medium widmet und diskutiert, inwieweit Geschichte, Politik und Mythen in Comics reflektiert werden.
Obwohl Comics und Graphic Novels der Populärkultur angehören, nehmen sie seit ihrer Entstehung am politischen Tagesgeschehen und an historischen Ereignissen teil. Ihre visuelle Sprache verleiht den komplexen, oft widersprüchlichen Zusammenhängen der Geschichte eine greifbare, modellhafte Gestalt. Konkretes historisches Wissen wird in metaphorische Narrationen transformiert, Affekte und Emotionen werden in Bildformeln stabilisiert und Erfahrungen, die sich in der Geschichte wiederholt haben, in Stereotypen zusammengefasst. In der Veranstaltung werden die Transformationsprozesse vom Historischen ins Mythische und vice versa aus unterschiedlichen Fach- und Forschungsperspektiven untersucht. An ausgewählten Bildergeschichten aus verschiedenen Kulturräumen werden die Übergänge vom Individuellen ins Kollektive, vom Faktischen ins Fiktionale und vom Dokumentarischen ins Imaginäre erforscht.
Mittwoch, 27. April 2016
Universitätscampus, Universitätsstraße 1, Seminarraumgebäude, Raum 420
Sektion 1: Geschichte, Mythos, Comics – Zugänge und theoretische Positionen
Chair: Tanja Zimmermann/Kerstin Borchhardt
14:30 – 15:00 Uhr
Tanja Zimmermann/Kerstin Borchhardt: Begrüßung und Einführung#
15:00 – 15:45 Uhr
Bernd Dolle-Weinkauff (Frankfurt a.M.): Mythos und Geschichte in/als Comic-Erzählungen: Konvergenzen und Inkongruenzen
15:45 – 16:30 Uhr
Felix Giesa (Köln): Zeitgenössische Comics als „Arbeit am Mythos“
16:30 – 17:00 Uhr Kaffeepause
17:00 – 17:45 Uhr
Kalina Kupczyńska (Łódź): Im Gerangel der Genres und Diskurse – über Aspekte der historiographischen Metafiktion in Comics
17:45 – 18:30 Uhr
Monika Schmitz-Emans (Bochum): Der Erste Weltkrieg im Spiegel von Comics und Graphic Novels
19:00 Uhr Abendessen
Donnerstag, 28. April 2016
Universitätsstraße 1, Seminarraumgebäude, Raum 420
Sektion 2: Mythos Künstler – Künstlermythen
Chair: Christine Gölz
9:00 – 9:45 Uhr
Henry Keazor (Heidelberg): Zwischen Prometheus und Adam: Dave Rawsons, Pat McGreals und Chaz Truogs „Chiaroscuro – The Private Lives of Leonardo da Vinci” (1995-96)
9:45 – 10:30 Uhr
Michael Scholz-Hänsel (Leipzig): Goyas Beitrag zu visuellen Erzählstrukturen und sein ambivalentes Bild in Amelie von Wulffens Comic „Am kühlen Tisch“ (2014)
10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 –11:45 Uhr
Heike Jüngst (Würzburg): „Geschichte der Musik in Comics“ – Die Visualisierung von Musikstilen und die Darstellung von Komponisten
11:45 – 14:00 Uhr Mittagspause
Sektion 3: Gesellschaftsmythen und Stereotypen
Chair: Tanja Zimmermann
14:00 – 14:45 Uhr
Jörn Ahrens (Gießen): „Helden ohne Skrupel“: Eine Geschichte der Übertreibung
14:45 – 15:30 Uhr
Kerstin Borchhardt (Leipzig): Bipolare Bestialität: Marvels Rockefeller-Minotaurus als mythische Bildformel für das US-amerikanische Großunternehmertum
15:30 – 16:00 Uhr Kaffeepause
16:00 – 16:45 Uhr
Alfrun Kliems (Berlin): Transkodierungen: Comic und Romantik in Ostmitteleuropa
16:45 – 17:30 Uhr
Christine Gölz (Leipzig): Sowjetische (tabuisierte) Mythen sichtbar machen – drei Graphic Novels und ihre Erzählstrategien
17:30 – 18:15 Uhr
Olga Vostretsova (Leipzig): Weit weg vom Kreml: Frauengeschichten in den graphischen Reportagen von Viktoria Lomasko
19:00 Uhr Abendessen
Freitag, 29. April 2016
Universitätsstraße 1, Seminarraumgebäude, Raum 420
Sektion 4: Re-Inszenierungen historischer Ereignisse und Mythen in Comics
Chair: Kerstin Borchhardt
9:00 – 9:45 Uhr
Elisabeth Schaber (Leipzig): Weltraumeroberung und Raumfahrtgeschichte im DDR-Comic „Mosaik“ von Hannes Hegen
9:45 – 10:30 Uhr
Renata Makarska (Germersheim/Mainz): Das Gedächtnis der Solidarność: Protagonisten der politischen Wende im Comic
10.30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 – 11:45 Uhr
Christine Hermann (Wien): Der „Löwe von Flandern“ und die Goldene-Sporen-Schlacht (1302): Neuinszenierungen des flämischen Nationalmythos im Comic
11:45 – 14:00 Uhr Mittagspause
14:00 – 15:30 Uhr
Anna Haifisch und Max Baitinger (Leipzig, HGB) über ihre aktuellen Comicpublikationen.
Sektion 5: Historische Traumata und der Mythos des Traumas
Chair: Michael Scholz-Hänsel
15:30 – 16:15 Uhr
Maike Schult (Kiel): Schöpfung aus dem Nichts? Traumics und Religion
16:15 – 17:00 Uhr
Nina Heindl/Veroníque Sina (Bochum/Köln): Comics der zweiten Generation. Geschichte und konstruierte Erinnerung in Art Spiegelmans „Maus“ und Michel Kichkas „Deuxième Génération“
17:00 – 17:30 Uhr Kaffeepause
17:30 – 18:15 Uhr
Sarah Schieck (Halle): Das Trauma der dritten Generation im Spiegel der polnischen Gedächtnislandschaft: Agata Baras „Der Garten“
19:00 Uhr Abendessen
Samstag, 30. April 2016
Institut für Kunstgeschichte, Dittrichring 18-20, Raum 5/15
Sektion 6: Mythisch-historische Räume in Comics
Chair: Elisabeth Schaber
9:00 – 9:45 Uhr
Nicolas Schillinger (Berlin): Cicatrices – Trauma, Narrativ und Nation in den Graphic Novels von Li Kunwu und Gene Luen Yang
9:45 – 10:30 Uhr
Tanja Zimmermann (Leipzig): Sarajevo: Geschichte als Mythos
10:30 – 11:15 Uhr Kaffeepause
11:15 – 11:45 Uhr
Abschlussdiskussion
11:45 – 12:30 Uhr
Führung durch die Ausstellung zum Projektmodul „Mythos und Geschichte in Comics und Graphic Novels“ am Institut für Kunstgeschichte
Veranstalterinnen: Prof. Dr. Dr. Tanja Zimmermann und Dr. Kerstin Borchhardt, Institut für Kunstgeschichte, das Logo der Universität
Kontakt: Sekretariat der Kunstgeschichte (arthistory@uni-leipzig.de)