Julius Meier-Graefe prägte die Kunstkritik seiner Zeit, aber auch die Kunstgeschichte bis in die Gegenwart. 80 Jahre nach seinem Tod ist er selbst zum Inhalt kunsthistorischer Forschung geworden, hat er doch mit seinen Schriften eine neuer Herangehensweise an Künstler der Vergangenheit geprägt. Die Tagung diskutiert Leben und Werk des großen Kunsthistorikers.
Der Kunstkritiker, Kunstvermittler und Kunsthändler Julius Meier-Graefe (1867-1935) wurde durch seine außerordentliche Aktivität auf vielen Gebieten der Kunst zu einer zentralen Gestalt des kulturellen Geschehens von der Jahrhundertwende bis zu Beginn der 1920er Jahre. Wie kein anderer etablierte er durch seine Schriften eine „neue Schule des Sehens“, die die moderne, zeitgenössische Kunst in den Vordergrund stellte, aber auch zu einer Neubewertung von Künstlern der Vergangenheit führte. Der heutige Kanon der Kunstgeschichte geht wesentlich auf seine Neuperspektivierung der Kunstgeschichte zurück.
Durch seine persönliche Verbundenheit mit Künstlern wie Edvard Munch, Henry van de Velde und Henri de Toulouse-Lautrec, als Mitbegründer der bibliophilen Zeitschrift PAN sowie durch seine aktive Förderung der neuen dekorativen Bewegung, des Jugendstils und des französischen Impressionismus, wurde Meier-Graefe zu einem einzigartigen Mentor und Anreger, zu einer kulturellen Instanz. Meier-Graefe verkörperte exemplarisch die „Generalisten“-Generation um 1900, die im Sinne eines europäischen Kulturtransfers keine nationalen Grenzen kannte. Seine lebenslange Verbundenheit mit der Kunst und Kultur Frankreichs machte ihn zu einem bedeutenden Vermittler der Moderne.
2015 jährt sich das 80. Todesjahr Meier-Graefes – Anlass, diese Grenzgängerfigur in seiner deutschen Hauptwirkungsstätte, Berlin, zu würdigen und erstmals den aktuellen Forschungsstand zu seinem umfangreichen Werk und der modernen Kunstkritik um 1900 auf einer internationalen Tagung zur Diskussion zu stellen.
Donnerstag, 12. März 2015
14:00 Uhr Eröffnung
Begrüßung: Pascal Decker, Geschäftsführender Vorstand Stiftung Brandenburger Tor und Beate Söntgen, Leuphana Universität Lüneburg
Einführung: Peter-Klaus Schuster, Vorstand Stiftung Brandenburger Tor Berlin
14:30 – 16:30 Uhr
Panel I: Meier-Graefes Kunstkritik in der Geschichte der Kunstkritik
Moderation: Andreas Beyer , Basel/Schweiz
Françoise Forster-Hahn, Riverside/USA
Der Kanon der modernen Kunst in Text und Bild: Meier-Graefes „Entwicklungsgeschichte“ und die deutsche Jahrhundertausstellung in Berlin 1906
Karlheinz Lüdeking, Berlin
Julius Meier-Graefe (und Clement Greenberg) über William Turners ‚entartete‘ Malerei
Julia Voss, Frankfurt:
Praktiken der Kunstkritik gestern und heute – eine Bilanz aus Sicht einer Kritikerin
16:30 Uhr Pause
16:45 – 18:30 Uhr
Panel II: Meier-Graefe – der kosmopolitische Grenzgänger
Moderation: Achatz von Müller, Lüneburg
Alexandre Kostka , Strasbourg/Frankreich
Meier-Graefe im Ersten Weltkrieg
Victor Claass, Paris/Frankreich:
„Hilft nichts, sie hassen mich.“ Meier-Graefe und Frankreich: ein schwieriges Verhältnis
Andreas Degner, Leipzig:
Die Verklärung der Kunstmetropole Paris – Großstadtklischees und Künstlerstilisierung in Meier-Graefes Schriften zum Impressionismus
19:30 Uhr Festvortrag
Französische Botschaft , Pariser Platz 5 (Gesonderte Anmeldung)
Florian Illies, Berlin:
Deutsch als Kunst. Zum Stil von Julius Meier-Graefe
Freitag, 13. März 2015
9:15 Uhr
Eröffnung: Stephanie Marchal / Ingeborg Becker
9:30 – 10:50 Uhr
Panel III: Meier-Graefe – der Umgang mit dem Objekt
Moderation: Holger Kuhn, Lüneburg
Jenny Anger, Grinnell, Iowa/USA
Meier-Graefe und die Materialität: Von der dekorativen Kunst bis Arnold Böcklin
Tobias Möllmer, Mainz
Julius Meier-Graefe und die Architektur
10:50 Uhr Pause
11:15 – 12:50 Uhr
Panel IV: Referenzgrößen Meier-Graefes und seiner Kritikergeneration
Moderation: Beate Söntgen, Lüneburg
Thomas Föhl, Weimar
Die Kritiker-Generation der Jahrhundertwende und Friedrich Nietzsche
Tobias Kämpf, Bochum
Charles Baudelaire und Julius Meier-Graefe
12:50 Uhr Pause
14:00 – 18:00 Uhr
Panel V: Meier-Graefe und „seine“ Künstler / Netzwerke
Moderation: Christian Freigang, Berlin
Priska Schmückle von Minckwitz, Paris/Frankreich
Im Kampf um eine neue dekorative Kunst: Julius Meier-Graefe und Henry van de Velde
Yuko Ikeda, Kyoto/Japan
Julius Meier-Graefe und Hermann Muthesius - Briefe zur Entstehungszeit der „Dekorativen Kunst“
Ingeborg Becker, Berlin
Nach Norden! Meier-Graefe und die neue Kunst des Nordlands
Oliver Kase, München
„Kistenstil“. Meier-Graefe und Max Beckmann
Stephanie Marchal, Bochum
Meier-Graefes Bildverständnis: das Beispiel Hans von Marées
Samstag, 14. März 2015
9:30 – 10:0 Uhr Eröffnungsvortrag
Achatz von Müller, Lüneburg
Julius Meier-Graefe als Kulturhistoriker. Ein Vergleich mit Jacob Burckhardt
10:00 Uhr Pause
10:15 – 13:00 Uhr
Panel VI: Kunstkritik und Kunstwissenschaft um 1900
Moderation: Claus Pias, Lüneburg
Melanie Sachs, Marburg
Vom Agieren dazwischen – Kritische Kunstgeschichte um 1900
Gottfried Schnödl, Lüneburg
Kritische Übergänge – Relationsmodelle in der Kritik um 1900
Andreas Zeising, Siegen
Kulturedukation der Kunstschriftsteller – die Verwendung des Radios zur Erweiterung des Rezipienten-Radius
13:00 Uhr Ende der Tagung
Veranstalter, Konzeption und Organisation der Tagung
Dr. Ingeborg Becker, Berlin
Dr. Stephanie Marchal, Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltungsort
Stiftung Brandenburger Tor im Max Liebermann Haus
Pariser Platz 7
10117 Berlin
Festvortrag in der Französischen Botschaft
Pariser Platz 5
10117 Berlin
Anmeldung zur Tagung und zum Festvortrag unter
MeierGraefeTagung@ruhr-uni-bochum.de
Oder telefonisch bei Claudia Lück, Stiftung Brandenburger Tor: +49 (0)30 2263 3017