Auf der Tagung stehen Fragen nach dem Verhältnis von Kirche und Staat bei der Entwicklung kirchlicher Kunst und Architektur nach 1933 im Mittelpunkt der Diskussion: Wie hat sich die Kunstpolitik der Kirchen nach Hitlers Machtergreifung verändert? Welche Spielräume bestanden für die kirchlichen Auftraggeber und die Künstler, die im Dienste der Kirche arbeiteten? Welche Netzwerke und welche Finanzierungsmodelle wurden genutzt?
Im Zuge der Umsetzung des Reichskulturkammergesetzes verloren die christlichen Kirchen in Deutschland ihre kunstpolitische Selbständigkeit.
Die kirchlichen Kunstvereine wurden den neu gebildeten Reichsgemeinschaften christlicher Kunst unterstellt, die ihrerseits in die Reichskammer der bildenden Künste integriert wurden. Die kirchliche Kunst war damit ein Teil des NS-Systems geworden und unterstand der administrativen Kontrolle durch die staatlichen Behörden.
Die Folgen der politischen und strukturellen Veränderungen für die kirchliche Kunst und Architektur sind bisher nur in Ansätzen untersucht worden. In 30-minütigen Vorträgen sollen jeweils exemplarisch und forschungsbasiert einzelne kirchenkünstlerische Positionen und Aufträge, Konfliktfälle oder Kooperationen zwischen Kirche und Staat, kirchenkünstlerische Zeitschriften, Publikationen, Ausstellungen oder die Arbeit von Kunstvereinen und Institutionen aus den Jahren 1933 bis 1945 vorgestellt und diskutiert werden. Es soll deutlich werden, wie der kirchliche Kunstbetrieb nach 1933 organisiert war und wie er sich zum staatlichen Kunstbetrieb verhielt.
Freitag, 09. November 2012
14.00 Martin Papenbrock (Karlsruhe)
Begrüßung und Einführung
14.30 Jasmin Hartmann (Berlin)
Der Kunstdienst der Evangelischen Kirche im Nationalsozialismus
15.15 Sandra Wagner-Conzelmann (Darmstadt)
Otto Bartnings Engagement für die Evangelische Kirche im Dritten Reich
16.00 Kaffeepause
16.30 Martin Papenbrock (Karlsruhe)
Die Katholische Reichsgemeinschaft christlicher Kunst
17.15 Yvonne Al-Taie, Lucia Scherzberg (Saarbrücken)
Parallelen zwischen theologischen Themen und künstlerischen Darstellungen in der NS-Zeit
18.00 Josephine Gabler (Passau)
(Kult-)Raum und Inhalt. Kirchliche und religiöse Plastik in den 1930er Jahren
Samstag, 10. November 2012
09.30 Beate Rossié (Berlin)
Kirchenbau und kirchliche Kunst der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin – zeitspezifische Ausdrucksformen, ideologische Prägungen, Entstehungshintergründe
10.15 Konstantin Manthey (Berlin)
Kirchenbau im Bistum Berlin zwischen 1933 und 1939. Betrachtungen zur Architektur und Ausstattung von Kirchen unter besonderer Berücksichtigung des Wirkens von Diözesanbaurat Carl Kühn (1873-1942)
11.00 Kaffeepause
11.30 Martina Sitt (Kassel)
Kloster Breitenau im Nationalsozialismus
12.15 Luigi Monzo (Karlsruhe)
Der italienische Kirchenbau während des Faschismus, 1922-1945
13.00 Schlussdiskussion
Tagungsort:
Karlsruher Institut für Technologie, Fakultät für Architektur, Englerstr. 7, Gebäude 20.40, Hörsaal 9, 76131 Karlsruhe
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Papenbrock: martin.papenbrock@kit.edu