Im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein reger Austausch zwischen der skandinavischen und deutschen Kunstwelt. Beiderseits war das Interesse aneinander groß. Obendrein war Deutschland Referenzpunkt für die Herausbildung nationaler Identitäten in Dänemark, Finnland und Co. Diesem spannenden Thema widmet das Zentralinstitut für Kunstgeschichte seine Tagung.
Der künstlerische Ausdruck nationaler Identität vollzieht sich in einem ständigen Wechselspiel zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Im 19. Jahrhundert bildete Deutschland für jene Fremd- und Selbstkonstruktionen, die vor allem in den Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden zur Herausbildung nationaler Identitäten führten, einen maßgeblichen Referenzrahmen. Diese Entwicklung wurde u.a. getragen von zahlreichen skandinavischen Künstlern, die im 19. Jahrhundert in Deutschland wirkten, und einem wachsenden Interesse deutscher Künstler, Literaten und Architekten für die skandinavischen Länder.
Der „Norden“ bzw. das „Nordische“ stellt das die einzelnen nationalen Narrative übergreifende Topos dar. Wurde dieser in Kunst und Literatur in der Zeit davor vor allem als wild und gefährlich betrachtet, begann sich sein Image mit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Kontext der Rousseauschen Naturphilosophie zu wandeln. Damit vollzogen sich die nationalen Identitätskonstruktionen der einzelnen skandinavischen Länder also im Kontext einer Aufwertung des Topos des Nordens. Die kulturelle Definierung der skandinavischen Länder ist also im Spannungsfeld zwischen der Herausbildung einer eigenen Nationalkultur und eines die einzelnen nationalen Narrative übergreifenden „nordischen“ Charakters zu sehen.
Im Rahmen dieses Kolloquiums diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA, Skandinavien und Deutschland aus transnationaler und interdisziplinärer Perspektive das Schaffen von Künstlern und Intellektuellen im Kontext der ideologischen, künstlerischen und politischen Wechselwirkungen zwischen Deutschland und Skandinavien im 19. Jahrhundert.
Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten um Ihre Anmeldung unter norden@zikg.eu.
12.30 Uhr
Marie-Louise Monrad Møller (ZI München/Universität Leipzig): Begrüßung und Einführung / Introductory remarks
12.50 Uhr
Keynote: Bernd Henningsen (HU Berlin): „Nord oder Süd! Wenn nur die Seele glüht“ – Der Norden als Wille und Vorstellung.
13.30 Uhr
Kaffeepause
13.50 Uhr
Markus Bertsch (Hamburger Kunsthalle): Kunst als Mittel nationaler Identitätsstiftung. Überlegungen zur Dänischen Malerei des Goldenen Zeitalters
14.30 Uhr
Frank Britsche (Universität Leipzig): Die Deutsch-Schwedisch-Finnischen Feiern im 19. Jahrhundert zum Gedenken an den Dreißigjährigen Krieg und die Etablierung eines gemeinsamen Erinnerungsortes
Moderation: Christian Fuhrmeister, ZI München
15.10 Uhr
Kaffeepause
15.30 Uhr
Alice Price (Temple University Philadelphia): Reframing the Interior: German Secession, Modernism and the Skagen Artist Anna Ancher
16.10 Uhr
Nicholas Parkinson (Stony Brook University New York): De l´école allemande à l´école scandinave: The divorce of German and Scandinavian art in France
16.50 Uhr
Sine Bjordal (University of Oslo): Nationalizing the stave churches – an international process?
Moderation : Matteo Burioni, ZI/LMU München
18.15 Uhr
Abendvortrag / Evening lecture
Mari Hvattum (Oslo School of Architecture and Design): Heinrich Ernst Schirmer and the Cosmopolitan Historicism of Nineteenth Century Europe
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
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