Kirchenbauten faszinieren auch heute noch, und stehen zugleich als Symbol für eine Gemeinschaft. In der Gegenwart sind sie in unterschiedlichsten Kontexten wieder verstärkt Thema. Die Tagung der Katholischen Privatuniversität Linz wird unterschiedliche Konzelte von Räumen und vor allem Kulträumen diskutieren.
Das Verständnis vom tradierten Kultraum als Manifestation von Transzendenz- und Gemeinschaftsvorstellungen scheint im Umbruch begriffen. Alternative Konzepte der Vergemeinschaftung, die häufig religiöse Referenzsysteme inkorporieren, entwickeln heute in (post)traditionalen Gesellschaften weitreichende mobilisierende Kräfte. Neue auratische Räume werden zu soziokulturellen Orten der Gemeinschaft und entstehen durch unscharfe Grenzen zwischen Kategorien wie Nation, Politik, Geschichte, Kultur und Religion. Die Tagung diskutiert religiös-auratische Raumkonzepte sowohl bestehender Sakraltopografien als auch neukonstituierter Kulträume in ihren ideologischen Konzeptionen im 20. und 21. Jahrhundert.
Bauen ist als Gestaltung von Gemeinschaft zu verstehen. Architektur und Städtebau sind Raumkünste, die als ästhetische Praxis Lebens- und Handlungsräume gestalten. Kultorte respektive auratische Räume heben sich aus alltäglichen Ordnungsstrukturen heraus und besitzen besondere Bedeutung für die Gemeinschaft. Als Raum sozialer Praxis und Alteritätswahrnehmung vermitteln sie kollektive Wertsysteme, die das Selbstverständnis und das soziale Handeln der Gemeinschaft prägen. Die Tagung untersucht die materielle Dimension solcher kulturanthropologischen Prozesse: Welche Architektur, welche Raumkonzepte und welche Ausstattung erfahren Orte des „Außer-Alltäglichen“, damit sie gemeinschaftsstiftende Qualitäten entfalten können? Das Verhältnis von Raum, Kult und Gemeinschaft soll aus interdisziplinären Perspektiven diskutiert werden.
Podiumsdiskussion
In vielen Gemeinden sind Initiativen zu beobachten, das gemeinschaftsstiftende Potential des Sakral-raums durch die Neugestaltung der liturgischen Orte zu erhöhen und dem Ideal der „communio“ anzunähern. Zeitgenössische Kunstinterventionen sollen einen Gegenwartsbezug herstellen, partizipative Prozesse das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinde stärken. ExpertInnen aus Architektur- und Kunstwissenschaft, Kirche und Denkmalpflege diskutieren, wie Kirche auf die Herausforderungen der Gegenwart reagieren sowie Raum und Gemeinschaft für die Zukunft gestalten kann.
Donnerstag, 15.03.2018
Gemeinschaft und Kultraum / Architektur und Raumkult
18.00-18.10 Uhr
Franz Gruber: Grußworte des Rektors
18.10-18.30 Uhr
Anna Minta: Einführung
18.30-19.30 Uhr
Joachim Fischer: Gebaute Welt. Architektur als „Interphänomenalität“
19.30 Uhr Apéro
Freitag, 16.03.2018
Raumkult: Auratische Orte der Gemeinschaftsstiftung
9.00-9.10 Uhr
Julia Rüdiger: Begrüßung und Moderation
9.10 -10.00 Uhr
Klaus Tragbar: „PRESENTE!“ Kult und Raum im Italien des Faschismus
10.00-10.50 Uhr
Lena Prents: Kulträume für ein Kultspiel? Schachpaläste in der UdSSR
10.50-11.20 Uhr Pause
11.20-12.10 Uhr
Marion Starzacher: „Das Konzept der Leere“ oder der endliche Raum
12.10-13.00 Uhr
Beate Löffler: Geborgte Heiligkeit, gebaute Romantik. Die japanische Hochzeitskapelle als auratischer Raum?
13.00-15.30 Uhr Mittagspause
14.15 Uhr
Besichtigung Mariendom, Umbau liturgisches Zentrum, Führung Jörg Matthies
15.30-16.20 Uhr
Linda Schiel: Transformation und Manifestation. Ritual in Tadao Andos Chichu Art Museum
16.20-17.10 Uhr
Maxi Schreiber Bildungsideale und Bibliotheksarchitektur im transatlantischen Dialog
17.10-17.30 Uhr Pause
17.30-18.30 Uhr
Brigitte Sölch: Stadt und Museum. Partizipative Forumsvision der 1950er bis 1970er Jahre
Samstag, 17.03.2018
Kultraum: Sakralbau und seine Verheutigung
9.00-9.20 Uhr
Maximiliane Buchner: Einführung und Moderation
9.20 -10.10 Uhr
Irene Nierhaus: WOHNraum Kirche? Schnittstelle zwischen ästhetischen Praktiken des Alltäglichen und des Sakralen
10.10-11.00 Uhr
Veronika Eufinger: Citykirchenprojekte – Räume urbaner kirchlicher Präsenz zwischen Anpassung und Abgrenzung säkularer Umwelten
11.00-11.30 Uhr Pause mit Apéro
11.30-11.45 Uhr
Annegret Kehrbaum: Temporäre Kunst im Kulturaum: Transzendenz-Erleben als Wahrnehmungsdialog von Kultur und Religion
11.45-13.30 Uhr
Kirchenraum und Gemeinschaft. Podiumsdiskussion
Organisation: Univ.-Prof. Dr. Anna Minta, Dr. Maximiliane Buchner, Dr. Jörg Matthies, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, KU Linz
Informationen unter: ku-linz.at/kunstwissenschaft/raumkult-kultraum
Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldung erbeten bis 11. März 2018 unter m.buchner(at)ku-linz.at oder j.matthies(at)ku-linz.at.