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Tagung: Selbstentwurf. Das Architektenhaus als Porträt von der Renaissance bis zur Gegenwart, vom 3. bis 5. März 2016 in Einsiedeln

Im Haus des Architekten verdichten sich seine technischen Kenntnisse und sein gestalterisches Schaffen zu einem besonderen Bau, der zugleich Heim und Ort der Selbstpräsentation ist. Das Kolloquium widmet sich dem Architektenhaus und seiner Architektur aus Sicht der Kunst- und Architekturgeschichte.

In dem vom Architekten für sich selbst entworfenen und gestalteten Wohnhaus verdichten sich in einzigartiger Komplexität Aspekte des künstlerischen Schaffens, eines oft ostentativen Selbstbezuges und der Verortung in kulturellen und sozialen Gefügen. Die seit dem 15. Jahrhundert in gebauter oder publizierter Form überlieferten 'Architektenhäuser' besitzen nicht selten einen experimentellen Charakter, da ohne das Korrektiv des Bauherrn innovative Techniken angewandt sowie ungewohnte Formen und Strukturen realisiert werden können. Gleichzeitig spielen diese Bauten eine wichtige Rolle für die Selbstdarstellung des Architekten und müssen seine Architekturkonzepte ebenso vollkommen transportieren wie seine Vorstellungen von der sozialen und kulturellen Rolle des Baumeisters – sei es in der höfischen Sphäre der frühen Neuzeit, im Kontext des freien Marktes oder der Massenmedien. Die Architektenhäuser können daher als Manifest, als kritisches Gegenbild zu bestehenden Konventionen oder als utopischer Ausblick entworfen sein, sie sind "Instrumente eines Diskurses" (Jörg Stabenow 2000).

Auf dem Kolloquium in Einsiedeln sollen die kunsthistorischen Forschungen zum Architekten- und Künstlerhaus um aktuelle Fallbeispiele architektonischer Standortbestimmungen bereichert werden. Den methodischen Rahmen bieten Theorien und pointierte Begrifflichkeiten der jüngeren kunsthistorischen Forschungen zum künstlerischen Selbstporträt. Kunsthistoriker wie Ulrich Pfisterer und Valeska von Rosen verstehen derartige Werke als "Selbstentwurf" (Ulrich Pfisterer/Valeska von Rosen 2005), welcher der Selbstbefragung, Selbsterkundung und Selbstvergewisserung dient.

PROGRAMM

Donnerstag, 03. März 2016

18.00 Uhr
Julian Jachmann (Einsiedeln):
Führung durch die Bibliothek und Ausstellung

19.00 Uhr Abendvortrag
Hans-Peter Schwarz (Berlin):
"… non visse da pittore, ma da principe…" – Künstler- und Architektenhäuser der frühen Neuzeit

Freitag, 04. März 2016

9.00 Uhr
Begrüßung; Einführung:
Dietrich Boschung (Köln) / Julian Jachmann (Einsiedeln)

9.30 Uhr
Valeska von Rosen (Bochum):
Querüberlegungen: Künstlerische Standortbestimmungen im Selbstbildnis

Sektion I: Utopie, Hof und Memoria: Das Architektenhaus in der frühen Neuzeit

11.00 Uhr
Berthold Hub (Wien):
Filarete baut sich ein Haus: Ein utopischer Selbstentwurf des Architekten der Renaissance

11.45 Uhr
Martin Pozsgai (Einsiedeln):
Das Haus des Hofarchitekten im 18. Jahrhundert

14.00 Uhr
Thomas Schauerte (Nürnberg):
Mein Haus. Meine Kirche. Mein Grab. Die Brüder Asam als Architekten ihrer Memoria

Sektion II: Experiment und Inszenierung: Das Architektenhaus in der Moderne

14.45 Uhr
Brigitte Reuter (Bremen):
Der Architekt und sein Haus. Eine Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts zwischen freier Marktwirtschaft und künstlerischer Selbstverwirklichung

15.30 Uhr
Christiane Keim (Bremen):
Meisterhäuser – Musterwohnungen. Zur medialen Inszenierung von Architektenhäusern in den 1920er Jahren

16.45 Uhr
Jörg Stabenow (Augsburg):
Selbstporträt als Künstler. Zur Inszenierung von Künstler-Rollen in Architektenhäusern des 20. Jahrhunderts

17.30 Uhr
Eckhard Herrel (Frankfurt/Main):
Moderne für den Selbstgebrauch. Die fünf Wohnhäuser Ernst Mays

Samstag, 05. März 2016

9.00 Uhr
Matthias Noell (Zürich):
Architekt ohne Werk – Architektur ohne Form: Theo van Doesburg und das Experiment der Konkreten Kunst

9.45 Uhr
Jasper Cepl (Dessau):
"Lebensraum, Laboratorium, Weltvorstellung und Testfall zugleich" — Oswald Mathias Ungers und seine Häuser

Sektion III: Selbstentwurf in der Praxis

10.30 Uhr
Elli Mosayebi und Christian Inderbitzin (EMI Architekten, Zürich):
Das Haus in den Bäumen. Ein Wohnhaus in Zürich-Hottingen

11.45 Uhr
Martin Rauch, (Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Schlins, Österreich):
Haus Rauch – ein Modell moderner Lehmarchitektur

12.30 Uhr
Lukas Huggenberger (Huggenbergerfries Architekten, Zürich):
Selbstentwurf oder Kontextbezug?

13.15 Schlussdiskussion

Kontakt:
Julian Jachmann (julian.jachmann[at]gta.arch.ethz.ch), Dietrich Boschung (dietrich.boschung[at]uni-koeln.de)

Mehr Informationen: www.morphomata.uni-koeln.de/veranstaltungen/aktuelle-veranstaltungen/selbstentwurf/

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