Die Tagung möchte eine Brücke schlagen zwischen den inhaltlichen Deutungen, die die klassische Kunstgeschichte, aber auch die anderen Kulturwissenschaften zumeist vornehmen, und den Untersuchungen am Material. Bild- und Quellenkunde treten dabei in Dialog mit Materialkunde. Ziel ist es, gemeinsam neue Perspektiven zu erarbeiten.
Die vestimentären Wissenschaften sind relativ jung und ihre Methoden oszillieren zwischen den Disziplinen der Bild-, Sprach- und Kulturwissenschaft bzw. den empirisch-materialkundlichen Analysen und deren Deutungen. Während Mode in Bild (Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur) und Schrift meist vor dem Hintergrund der Kunst- und Geschichtswissenschaften betrachtet werden, konzentrieren sich die Forschungen am Textil oder Kleiderensemble dagegen auf den Umgang mit technologischen Untersuchungsmethoden. Nicht selten ist festzustellen, dass die unterschiedlichen Erkenntnisinteressen autonome Forschung generieren, Synergien und Synthesebildung jedoch bisweilen auf der Strecke bleiben. Das »Cross-Reading«, das Verzahnen der Quellenlektüre etwa bedarf einer besonderen Gründlichkeit und unterschiedlicher disziplinärer Kenntnisse, die es zu diskutieren gilt. Allen Disziplinen gemeinsam stellt sich die Frage nach der Eingrenzung und Definition der Trias von Bild-Kleidung-Mode. Wir möchten im Rahmen einer multidisziplinär aufgestellten Tagung die Reflektion der angewandten Methoden und damit eine Selbstverortung der Disziplinen forcieren.
Die Tagung macht sich zur Aufgabe, Synergien von Bild-, Kleider- und Accessoireforschung zu gewinnen, indem Wissenschaftler_innen, für die Bekleidung und Mode in ihren Forschungsobjekten thematisch Relevanz hat, aus den verschiedenen Disziplinen der Geisteswissenschaften und empirischen Wissenschaften zusammenkommen. Im Zentrum der Debatte stehen methodische und methodologische Fragestellungen, die sich mit der Rekonstruktion von Kleidung und ihrer medialen Bedeutung befassen.
Donnerstag, 18. Februar
Ort: Heilig-Geist-Kapelle, Spandauer Str. 1, 10178 Berlin
18:00 Uhr Eröffnungsvortrag und Empfang
Horst Bredekamp (Exzellenzcluster »Image Knowledge Gestaltung. An Interdisciplinary Laboratory«): Introduction | Einführung
18:15 Uhr
Aileen Ribeiro (Courtauld Institute of Art, London): How real is dress in art?: Wie real ist Kleidung im Bild?
Freitag, 19. Februar 2016
Ort: Humboldt Graduate School, Festsaal, Luisenstr. 56, 10115 Berlin
09:30 Uhr
Registrierung
KleiderBilder als heuristisches Problem
10:15 Uhr
William Kynan-Wilson (Aalborg Universitet): Limitations and possibilities – Ottoman costume albums as sources of clothing | Grenzen und Möglichkeiten – Osmanische Trachtenbücher als Kleiderquellen
Form und Norm zwischen Bild und Realie
11:00 Uhr
Juliane von Fircks (Johannes Gutenberg-Universität Mainz): Der Pourpoint des Charles de Blois. Männermode im 14. Jahrhundert | The pourpoint of Charles de Blois. Fourteenth century men’s fashion
11:45 Uhr
Thomas Weißbrich (Deutsches Historisches Museum, Berlin): Des Königs Rock zwischen Sein und Schein | The emperor’s new clothes between appearance and reality
Textilien im Porträt
14:00 Uhr
Karen Hearn (University College, London): From the life? Representing textlies in Tudor portraits | Nach der Natur gemalt? Die Darstellung von Textilien in Bildnissen der Tudor-Zeit
14:45 Uhr
Marcia Pointon (University of Manchester): Enduring characteristics and unstable hues: Men in black in French painting in the 1860s and 1870s | Dauerhafte Eigenschaften und unbeständige Farbtöne: Schwarz gekleidete Männer in französischen Gemälden der 1860er und 1870er Jahre
Gender, Kleidermode und ihre visuelle Inszenierung
16:00 Uhr
Barbara Schmelzer-Ziringer (Berlin): Modegeschichte als Machtgeschichte in Bildern. Zur Genese der vergeschlechtlichten bürgerlichen Silhouetten zur Zeit des höfischen Absolutismus | On the evolution of gendered bourgeois silhouettes in the age of courtly absolutism
16:45 Uhr
Änne Söll (Ruhr-Universität Bochum): Tyrann oder Pantoffelheld? Die modische Ratgeberliteratur für Männer der 1920er Jahre und ihr Verhältnis zum neu-sachlichen Männerporträt | Tyrant or henpecked husband? Fashion advice literature for men in the 1920s and its relation to New Objectivist image of masculinity
17:30 Uhr
Anne K. Reimers (University for the Creative Arts, Rochester/University College, London): Temporality, style and the vocabulary of fashion in 1920s German arts criticism | Zeithaftigkeit, Stil und Modewörter in der deutschen Kunstkritik der 1920er Jahre
Samstag, 20. Februar 2016
Textile und vestimentäre Quellen
09:30 Uhr
Clare Rose (Royal School of Needlework, London): Textile and texts – Sources for studying 18th-century quilted petticoats | Textilien und Schrift – Quellen für die Erforschung von abgesteppten Röcken des 18. Jahrhunderts
10:15 Uhr
Johannes Pietsch (Bayerisches Nationalmuseum, München): Historische Gewänder als Primärquellen der Kleidungsforschung | Historic garments as primary sources for dress research
Quellenkritik zwischen Bild und Schrift
11:30 Uhr
Leoni Heeger (Halle): Bilder in Zahlen – Die statistische Untersuchung von Kleidung in mittelalterlichen Bildquellen | Pictures in numbers: The statistical analysis of clothing in medieval visual sources
12:15 Uhr
Janine Jakob (Universität Zürich): Edler Putz macht Damen. Mode zwischen Mandat und Alltagspraxis in Basel, Zürich und Luzern 1650–1790 | The clothes make the lady. Fashion between mandate and everyday practice in Basel, Zurich and Lucerne 1650–1790
KleiderBilder und Kleiderordnungen I
14:30 Uhr
Giulia Galastro (University of Cambridge): Forbidden finery: Sumptuary laws in action in sixteenth-century Genoa | Verbotener Aufputz: Angewandte Luxusgesetze in Genua im 16. Jahrhundert
15:15 Uhr
Wilm Grunwaldt (Humboldt-Universität zu Berlin): Von der Vorschrift zum Vorbild. Popularisierung policeylicher Kleiderordnungen in moralischen Wochenschriften | From regulations to role models. Popularization of public dress codes in moral weeklies
KleiderBilder und Kleiderordnungen II
16:30 Uhr
Astrid Ackermann & Stefanie Freyer (Friedrich-Schiller-Universität Jena & Universität Osnabrück): Fehler im (ständischen) System? Die Uneindeutigkeit vestimentärer Kommunikation | Mistakes in the (feudal) system? The ambiguity of vestimentary communication
17:15 Uhr
Tatjana Petzer & Martin Treml (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin): “Kleiderordnungen”: Versuch zu einer Figur kulturwissenschaftlicher Forschung | “Dress Codes”: Exploring a figure of cultural studies
Sonntag, 21. Februar 2016
Zeichen, Symbole und Bedeutungswandel im Bild
10:00 Uhr
Sara van Dijk (Rijksmuseum, Amsterdam): Portrait of a jewel. Bianca Maria Sforza’s jewellery in word and image | Porträt eines Edelsteins. Das Geschmeide der Bianca Maria Sforza in Wort und Bild
10:45 Uhr
Herbert Kopp-Oberstebrink (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin): Von der Culotte zum “existenziellen Anzug”, vom Hof in die akademische Welt. Stationen in der Karriere der Kniebundhose | From the culotte to the “existential suit”, from the court to academia. Stations in the career of knee-lenght trousers
11:30 Uhr
Mateusz Kapustka (Universität Zürich): Clothes for the Mission | Kleidung für die Mission
Konzept und Organisation
Sabine de Günther M.A., »Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor«
Prof. Dr. Philipp Zitzlsperger, Hochschule Fresenius, Fachbereich Design (AMD) und Associate Member, »Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor«
Tagungssprache
Die Tagungssprachen sind deutsch und englisch. Deutsche Vorträge werden simultan ins Englische übersetzt. Im Tagungsprogramm sind die Vortragstitel an erster Stelle in der Sprache aufgeführt, in der sie gehalten werden.
Um verbindliche, kostenlose Anmeldung bis zum 14. Februar 2015 wird gebeten: http://zeichen-und-symbole.bwg.hu-berlin.de/de.html#Anmeldung