Ausstellungsbesprechungen

Thomas Kaemmerer, Zwischenreich

In der Ausstellung »Zwischenreich: Ein Lehrer und seine Schüler« stehen erstmals die Arbeiten der Künstler Thomas Kaemmerer, Martin Lammert und Frank Wiebe nach Jahrzehnten den Bildern von Klaus Fußmann gegenüber. Dabei bilden besonders die unterschiedliche Herangehensweise an die Themen Natur und Mensch sowie die differenzierte Arbeitsweise in Genres wie dem Stillleben, der Landschaft oder dem weiten Feld des Porträts das Zentrum der Präsentation.

Das Werk Klaus Fußmann umfasst ein klassisch zu nennendes Themenrepertoire, das er sich phasenweise erarbeitet. Neben Porträts begegnen wir Landschaften, Blumen, Interieurs, vor allem aber Stillleben. Die meisten der Arbeiten Fußmanns fallen durch ihre dynamische Gestaltungsweise auf. Das Arbeitsgerät – ob Pinsel oder Spachtel – wurde entschlossen und mit sicherer Hand über die Leinwand gezogen und hat dabei reliefartige Strukturen hinterlassen, die sowohl bei den Landschaften als auch bei den Stillleben eine »biomorphe« Oberflächenstruktur erkennen lassen. Auf diese Weise kommt zu dem Spiel der Farben und Formen, das Spiel zwischen Licht und Schatten auf der Leinwand. Indem die Konturen verschwimmen, sich langsam auflösen, werden die Gegenstände nach und nach abstrakter und so in eine »neue Dimension« überführt, wie Claus Steinrötter es treffend formuliert. Die Dinge erhalten einen ganz eigenen Charakter, der uns als Betrachter vor den Arbeiten verharren lässt, uns gedanklich stimuliert.

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Thomas Kaemmerer dagegen malt scheinbar alltägliche Dinge, doch indem er sie mit akribischer Genauigkeit gestaltet, wecken sie die Neugierde des Betrachters. Seine Stillleben zeigen überbordende Regale, Schränke, Silbergeschirr, Schüsseln und Flaschen, die durch ihre Präzision unsere Sinne verwirren. Es ist die Lust des Künstlerauges an Spiegelungen, Lichtreflexen oder am Wandel von Farben, wenn sie beispielsweise durch ein Wasserglas wahrgenommen werden. Kaemmerer geht sehend durch die Welt, nimmt scheinbare Marginalitäten wahr und transformiert sie auf die Leinwand, indem er sich in die Dinge hineinversetzt, sich in sie hineinfühlt. »Ob Malerei zu einer räumlichen Illusion führt«, so der Künstler, »ist sekundär. Es geht um die sinnliche Oberfläche, darum, dass man etwas fühlt.«

 

Auf jeden Fall werden wir durch Thomas Kaemmerers Arbeiten in eine magische Welt hineingezogen, in der den Gegenständen des Alltags ein zuvor nicht gekannter Glanz verliehen wird, so dass wir lernen, intensiver wahrzunehmen.

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In den Arbeiten von Martin Lammert dreht sich alles um den Menschen und um dessen Existenz. Der Mensch im Ich-Zustand, im Stadium der Metamorphose und der Auflösung. Seine Bilder, C-Prints, Zeichnungen und Plastiken loten die Grenzen des Körpers, des Raumes und der Wahrnehmung aus. Dabei dokumentieren seine Arbeiten, was sich hinter der Oberfläche verbirgt und legen die Veränderungen offen. Lammert formuliert sein künstlerisches Ziel mit den Worten: »Meine Arbeit besteht in dem Versuch in diesem Nichts aus Unbestimmtheit Sichtbarkeit zu entwickeln.« Vielleicht spielt gerade deswegen Licht bei Lammert eine solch elementare Rolle?

  

Frank Wiebes 2007 entstandene schwarze Bilder der Werkgruppe BLAX sind eine Weiterentwicklung der naturalistisch figurativen Arbeiten der letzten Jahre. Der Verzicht auf konkrete Darstellungen ist der Versuch, Natur in ihrem Wesen zu erfassen. Vor diesen Arbeiten stehend, wird deutlich, dass es dem Künstler um die hinter dem Bild stehende Welt geht, die erahnbar, aber nicht immer sichtbar ist. Dabei geht von diesen Bildern mit ihrem tiefschwarzen Grund, der partiell von leuchtenden Farben durchbrochen wird, eine ungemeine Sogwirkung aus. Und dass Kräfte in diesen Bildern wirken, verdeutlicht auch die Aussage Wiebes: »Ich suche das Wesen der Natur hinter dem Chaos der Natur. Die Strukturen und Texturen meiner Bilder beschreiben daher stoffliche Zustände, die aus einem ursprünglichen Chaos ungerichteter Kräfte hervorgegangen sind.« Sein Interesse an der Natur ist also nicht realistischer oder gar physikalischer Art, sondern es ist von Emotionen, die aus seinem tiefsten Innern heraus geboren werden, geprägt.

 

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Dem Kunstforum Markert-Gruppe ist mit der Gegenüberstellung der Arbeiten dieser vier Künstler eine wunderbare Ausstellung gelungen. Durch die geschickte Präsentation in den stimmungsvollen Ausstellungsräumen entwickelt sich ein äußerst fruchtbarer Dialog zwischen den doch sehr unterschiedlichen Arbeiten. Aber je mehr der Betrachter sich auf die Werke einlässt, desto besser begreift er, dass den »Lehrer und seine Schüler« auch vieles verbindet: Die Lust an und in der Kunst, das Bestreben, sich in Dinge »einzufühlen« und die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Fazit: Eine absolut gelungene Parallelausstellung, die Lust auf mehr macht!



Öffnungszeiten

Donnerstag 17-19 Uhr

Samstag 12-15 Uhr
und nach Vereinbarung


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