Ausstellungsbesprechungen

Triennale Linz 1.0 – Gegenwartskunst in Österreich, Kunstmuseum Lentos, Offenes Kulturhaus Oberösterreich, Landesgalerie Linz, bis 26. September 2010

Die österreichische Stadt Linz, die es im deutschsprachigen Ausland nicht so leicht hat, sich neben Wien und Salzburg zu positionieren, hat sich im Sommer mächtig ins Zeug gelegt und eine Triennale ins Leben gerufen, die gleich an drei Ausstellungsstätten zeigt, was sie an zeitgenössischer Kunst zu bieten hat. Günter Baumann hat sie für Sie besucht.

Das wunderschöne Kunstmuseum Lentos, das Offene Kulturhaus Oberösterreich (OK) und die Landesgalerie zeigen Arbeiten von mehr als 100 Künstlern, die sich bevorzugt im experimentellen Terrain bewegen – auch wenn alle Häuser einem je eigenen Konzept folgen, das erst übergeordnet zu einem Ganzen findet, positioniert sich die Stadt als eine starke Stimme im Konzert der Künste. Im rasanten Programmstaccato sorgten die Ausstellungsmacher für den jungen Drive – in Dachhöhenlage lockte alltäglich die Blaue Stunde, Künstler belebten in regelmäßigem Rhythmus die luftige Region, dazu gab es Filme und andere Veranstaltungen, die einmal mehr bewiesen, dass die nicht nur alpenländische Gegenwartskunst ein gewaltiges Potential hat. Dabei ist es zu bedauern, dass viele der hervorragenden und zugegeben auch noch recht jungen Teilnehmer(innen) in Deutschland nicht allzu bekannt sind. Die in Wien lebende Russin Anna Jermolaewa gehört als renommierte Künstlerin sicher zu den Ausnahmen. Das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern, wenn sich etwa die Linzer Triennale ein weiteres Mal ins Gedächtnis bringt – und das scheint noch gar nicht garantiert, hat es doch ein vergleichbares Projekt bislang noch nicht gegeben; geboren wurde es wohl im Kulturhauptstadtjahr 2009, und nun wird man sehen, wie es weiter geht.

Wie auch immer, schon dieses Mal sollte man wachen Auges ins Nachbarland schauen. Der erstmals gesuchte Preisträger der Triennale, der von einer Jury aus einer vom Publikum gewählten »Short list« der Künstler nominiert wurde, ist Ralo Mayer (geb. 1976), dessen Öko-Installationen zwischen politischer Science-Fiction und mathematischem Prozesscharakter angesiedelt sind. Das ist schon spektakulär, doch findet sich eine ganze Reihe an phantastischen wie konzeptionellen Positionen. Die fragile Geometrie, die Sonia Leimer anbietet, ist so faszinierend wie die teilweise temporären Lichtarchitekturen von Thomas Baumann. Katharina Lackner lässt autobiographische Erzählpartikel in reduzierte Videozeichnungen einfließen, während Markus Krottendorfer in großen Zügen das Ende der Welt in Fotoinstallationen inszeniert. Die fotografischen Arbeiten sind Legion, worunter die verfremdeten Versatzstücke aus Werbung und Realität von Caroline Heider auffallen, die philosophiegetränkten Landschaften von Gerd Hasler oder auch die melancholischen Fotos von Barbara Musil. Von atemberaubender Intimität ist das schwarz-weiß gehaltene Langzeitporträt »Gosia« des französisch-österreichischen Künstlers Philippe Gerlach.

Weitere Informationen

Der Katalog stammt aus dem Verlag für moderne Kunst in Nürnberg, der sich in Typographie und Layout immer wieder erfreulich experimentierfreudig gibt, um sich von der größeren Konkurrenz abzuheben. Zwanglos haben sich hier Ausstellungskonzept und Buchgestaltung auf sehr anspruchsvolle Weise gefunden.

Martin Hochleitner/Stella Rolling/Martin Sturm (Hrsg.): Triennale Linz 1.0. Verlag für moderne Kunst Nürnberg 2010. Erhältlich nur vor Ort oder unter http://www.vfmk.de.

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