Ausstellungsbesprechungen

True Romance - Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute

Man muss sich schon sehr sicher sein, das Thema ganz im Griff zu haben, um nicht einzubrechen. Das scheinbare Echtheitszertifikat einer »True Romance« klingt schon verdächtig; stutzig macht dann der Untertitel, der dem Ganzen einen theoretischen Touch gibt: »Allegorien der Liebe von der Renaissance bis heute«, da fühlt man sich etwas auf der sicheren Seite. Aber die Schau selbst nimmt die Sache in die Hand!

Spannt man den Bogen von Max Klinger bis zu Mel Ramos, merkt man schnell, wie ironisch die echte Romanze hier gemeint ist. Doch ist die Ausstellung weit entfernt, alles auf die salopp leichte Schulter zu nehmen – auch hier bietet sich eine Spannbreite an zwischen Wilhelm Lehmbrucks wunderschönen »Liebenden Köpfen« und dem titellosen Cy-Twombly-Bild, das mit den Bezugsworten »Venus + Adonis« spielt.

Wer meint, die Liebe sei ein Jahrtausende altes (oder noch älteres) Durchhaltegefühl, dürfte sich täuschen. Auch Gefühle haben ihre kulturgeschichtlichen Wurzeln und ihre Entwicklungsvielfalt. Da ist es eine kluge Entscheidung gewesen, den kreativen Liebesdiskurs mit Petrarcas »Laura« zu beginnen – einer Kunstfigur aus der Renaissance.

Mit Petrarca »beginnt«, so ist im Katalog zu lesen, »die große Tradition neuzeitlicher europäischer Lyrik aus dem Geist einer komplizierten, gebrochenen Subjektivität« (Karlheinz Stierle). Als Aufgabe der schönen Kunst wird die Liebe erst zum echten Gefühl, aber zugleich auch Objekt unerfüllter Träume und des Kommerzes. Diese hochkomplexe Stimmungslage trägt die ganze Schau über Zeiträume und Medien hinweg.

Ein Auszug aus der gewaltigen Teilnehmer(innen)-Liste spricht für sich und nimmt den letzten Rest von Skepsis: Marina Abramovic / Ulay, Carl André, David Armstrong, Richard Artschwager, Erwin Blumenfeld, Mark Boyle / Joan Hills, KP Brehmer, Cecily Brown, Klaus vom Bruch, Sophie Calle / Gregory Shephard, Luis Camnitzer, Heinrich Campendonk, Chris Cunningham, Carola Dertnig, Jim Dine, Albrecht Dürer, Nicole Eisenman, Tracey Emin, Valie Export, Katharina Fritsch, Giorgione, Nan Goldin, Félix Gonzáles-Torres, Douglas Gordon, Joseph Heintz d. Ä., John Hilliard, Carsten Höller, Pieter de Hooch, Takahiko Iimura, Robert Indiana, Runa Islam, Christian Jankowski, Anna Jermolaewa, Allen Jones, Isaac Julien, Janice Kerbel, Martin Kippenberger, Ernst Ludwig Kirchner, Gustav Klimt, Max Klinger, Käthe Kollwitz, Jean-Jacques Lebel, Wilhelm Lehmbruck, Dora Maar, Ursula Mayer, Will McBride, Ryan McGinness, Tracey Moffatt, Mariko Mori, Mark Morrisroe, Kolo Moser, Mariella Mosler, Edvard Munch, Tim Noble/Sue Webster, Chris Ofili, Anna Oppermann, Parmigianino, Max Pechstein, Raymond Pettibon, Elizabeth Peyton, Michelangelo Pistoletto, Sigmar Polke, Richard Prince, Franz Radziwill, Mel Ramos, Lois Renner, Ulrike Rosenbach, Dante Gabriel Rossetti, Franz von Stuck, Ena Swansea, Johann Heinrich Tischbein d. Ä., Cy Twombly, Petrus Wandrey, Peter Weibel, Adriaen van der Werff u.a.m.

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Im Gesamtbild geht es rund: schmachtend und zitternd, cool-distanziert und betroffen! Frei nach dem Motto »Wo die Liebe hinfällt«, aber das alles auf einer reflektierenden Ebene. Die Ausstellung verlässt man, wie man sie begonnen hat, eine Lösung der innewohnenden Frage – Was und wo ist die »true romance« – gibt sie nicht, zum Glück. Und das allen wortwörtlichen Aufrufen, von Isaac Julien oder fast schon ikonisch: Robert Indiana, zum Trotz. Aber schon das wäre eine der vielen Erfahrungen, um die man hier reicher wird. Aber die verrät man nicht.

 

Weitere Informationen

 

Öffungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Mittwoch 10.00 bis 20.00 Uhr

 

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