Ausstellungsbesprechungen

Und ewig lockt die Malerei IV – Junge Malerei. Galerie Rainer Wehr, Stuttgart, bis 7. November 2009

Sein Augenzwinkern verrät den Schalk im Nacken, und wenn er – gemeint ist der Stuttgarter Galerist Rainer Wehr – seine Ausstellung »Und ewig lockt die Malerei« betitelt, kann man die Ironie gar nicht überhören: Als die Zeiten noch pathetisch waren, lockte ewiglich das Weib, was sich heut schon zuweilen wie eine Drohung anhört, und wer auf selber Sinnhöhe den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier« in die Erinnerungsspur bekommt, ist gewappnet.

Doch angesichts der jahrelang schon und immer wieder totgesagten Malerei und angesichts der pulkmäßig über den Markt gejagten jungen (und nicht nur) Leipziger Malerschüler wird der kunstsinnige Betrachter stutzig über den Titel, der in Serie nun seine vierte Auflage erlebt. Dem knitzen Galeristen ist es ernst mit seinem Anliegen, gehört er doch zu den hellwachen Ausstellungsmachern, die die Stuttgarter Galerienszene so vielfältig gestalten. So darf man der Handvoll relativ junger Künstlerinnen und Künstler, die dem kleinen Reigen der malerischen Ewigkeit jeweils angehören, ein Krönlein reichen – so manchem wird womöglich ein Lorbeer draus (für Tim Eitel, der auf der ersten und schönsten Welle der neuen Leipziger Schule mitritt, hat Wehr vor Jahren Starthilfe geleistet).

Der »Senior« ist der 1976 geborene Sebastian Ruhland, der bereits eine Ausbildung zum Kirchenmaler vorweisen konnte, bevor er 2005 das Kunststudium in Nürnberg aufnahm. Seine feinmalerischen Stillleben sind klein im Format, ihre technische Brillanz strahlt jedoch eine würdevolle Eleganz aus. Simon Häske, Eva Seelbach und Tobias Zaft sind alle Jahrgang 1981, womit sich die Gemeinsamkeit schon erschöpft: Der Wasmuth-Schüler Häske pflegt einen magischen bzw. phantastischen Realismus, lässt Wasserfluten in großartiger Dramaturgie über geheimnisvolle Stege rauschen, wodurch er den Betrachterblick zu bannen versteht. Seelbach kommt von der Fotografie her, wagt sich aber am deutlichsten vom Realismus weg – sie überzeugt mit irritierenden Figurensilhouetten. Zaft, der in Stuttgart u.a. bei Holger Bunk studiert hat, setzt sich mit viel Witz und kritischen Untertönen mit China auseinander; statt Pinsel und Spachtel setzt er lieber Plexiglasscheiben und Flachbildschirme für Videoloops ein. Bei Chevalier in Stuttgart und bei Daniel Richter in Wien erhielt Steffen Kugel seine künstlerische Ausbildung, der er sich sozusagen mit einem kunterbunt-expressiven Neokubismus entzog. Das »Nesthäkchen« ist Mona Ardeleanu, geboren 1984, die einen Studienparcours über Stuttgart, Karlsruhe, Wien und München hingelegt hat und neben Eva Seelbach – so verschieden ihr Ansatz – die stärkste Position belegt: Ihren Stil hat sie bei ihren Lehrern, u.a. Ackermann, Daniel Richter und Kneffel, folgerichtig verfeinert. Nicht immer ergründbare, knäuelhafte Flecht- oder Stoffballen heben sich mit fotografischer Akkuratesse von einem dunklen Hintergrund ab, und wenn sie nicht gerade Tiere unmittelbar auf die Leinwand bringt, veratmen auch die stilllebenhaften Elemente eine Lebendigkeit, dass man glaubt, selbst Teil im Orbit dieser künstlichen Welten zu sein.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Di, Do, Fr: 14.30 bis 18.30 Uhr
Mi: 14.30 bis 19.30 Uhr
Sa: 11 bis 14 Uhr
 

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