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Von der „Kunst für alle“ zum „Geheimtipp“: Die Galerie Karlheinz Meyer im Porträt

Ein wenig versteckt im Hinterhof des Hauses Nr.7 in der Lachnerstraße finden wir die Galerie Karlheinz Meyer. Diese zählt zu den Galerien der ersten Stunde in Karlsruhe und kann auf eine über 40-jährige Geschichte zurückblicken. Sie zeigt zeitgenössische Kunst der letzten 50 Jahre, vorrangig Minimal Art und Konzeptkunst mit Papierarbeiten, Malerei und Fotografie. Seit ihrer Gründung zählt sie zu einer der festen Adressen für zeitgenössische Kunst in Karlsruhe. Denise Kamm gibt Ihnen einen Einblick.

»Ursprünglich«, so Karlheinz Meyer, »hatten wir gar nicht geplant, eine Galerie zu betreiben. Wir wollten zunächst nur den finanziellen Rahmen dafür liefern«. »Wir«, das sind Karlheinz und Christel Meyer. Die Leidenschaft für zeitgenössische Kunst entdeckte Meyer, der in Karlsruhe Bauingenieurswesen studierte, bereits in der Schule. Während seines Studiums nutzte er die Chance und knüpfte Kontakte zu Studenten der Akademie, besuchte Ausstellungen und Ateliers. Nachdem die Studenten der Akademie sich immer wieder darüber beschwert hatten, dass es keine Ausstellungsmöglichkeiten in Karlsruhe gebe, beschlossen Meyer und seine Frau Abhilfe zu schaffen, indem sie einen Galerieraum, damals einen Schaufensterladen am Lidellplatz, mieteten. Als die beteiligten Kunststudenten sich vom Projekt zurückzogen, entschieden sich Meyers dazu, die Galerie, auch ohne Erfahrung auf dem Kunstsektor, selbständig zu führen. Das haben sie, mit Ausnahme einer selbst verordneten Pause von 1980 bis 1987, bis heute getan. Was mit einem Sprung ins kalte Wasser begann, entwickelte sich zur Profession.

Als das Ehepaar im Mai 1970 seine Galerie grafikmeyer ins Leben rief, tat es dies mit der Absicht, zeitgenössischer Kunst ein Forum zu geben. Junge Künstler sollten die Chance erhalten, ihre Kunst zu zeigen, getreu dem in den 60er Jahren populären Motto: »Kunst für alle«. Dies galt nicht nur im Hinblick auf die Ausstellungsmöglichkeiten, sondern auch in Bezug auf den Erwerb. Kunst sollte für Interessierte zugänglich und erschwinglich sein.

»Das Klima in Karlsruhe war ein anderes«, sagt Meyer. »In ganz Deutschland gab es vielleicht zehn Galerien für zeitgenössische Kunst. Kunsthistoriker waren kaum für solche Kunst ausgebildet, und die ersten Publikationen, angestoßen durch Persönlichkeiten wie Klaus Honnef, erschienen gerade erst«.

Und tatsächlich hat sich viel verändert seither. In Karlsruhe konnte sich eine aktive Kunstszene entwickeln mit einer Vielzahl an Galerien und nicht zuletzt einer eigenen Kunstmesse. Bis es soweit kam, waren Meyers, neben der damals ebenfalls existierenden Galerie Rotloff, weitgehend konkurrenzlos.
In ihren ersten Ausstellungen zeigten sie eine Reihe von Papierarbeiten von Studenten der Kunstakademie. Bald mit ersten Problemen konfrontiert – die Studentenarbeiten fanden auf Messen wenig Interesse –, mussten sie ihren Fokus verlagern.

Es wurden zunehmend andere Künstler und verstärkt Malerei ins Programm aufgenommen. So zeigte die Galerie in ihrer frühen Phase bereits Werke von Künstlern wie Sigmar Polke, Ben Vautier, Georg Baselitz, Marcel Broodthaers und Joseph Beuys, mit denen Meyer auf Ausstellungen in Kontakt gekommen war. Nach einer siebenjährigen Pause startete die Galerie 1987 mit Werken der Kanadier „General Idea“ und Günther Förg einen neuen Anlauf und erweiterte so ihre Positionen um Fotografie und Installationskunst. Meyer trennte sich von einigen der etablierten Künstler. Stattdessen nahm die Galerie weiterhin junge Positionen ins Programm auf, wie die Raumfotografien Candida Höfers, Rauminstallationen Jonathan Meeses oder die großformatige Interieurmalereien Julius Grünewalds.

Das Konzept der Galerie hat sich mit der Zeit gewandelt und neuen Anforderungen angepasst, eines ist jedoch immer gleich geblieben: Für Meyer ist es ein Grundprinzip, nur Kunst auszustellen, die ihn geistig herausfordert und von Künstlern, zu denen er eine, wie er es gern nennt, »geistige Antenne« besitzt. Gattungsfragen, die kunstgeschichtliche Einordnung oder der Bekanntheitsgrad des Künstlers haben ihm nie wirklich etwas bedeutet. Das einzelne Werk, die Details, das sei es, was ihn interessiere und da sei er schon mal »wie ein Jäger«. Er verdeutlicht dies anhand zweier Werke Günther Förgs. Diese gehen auf die Bilder Bonnards, Darstellung einer Frau und jene eines Tisches zurück. Die Schnelligkeit und Leichtigkeit mit der Förg damals seine Paraphrase schuf, der Malprozess und die Flüchtigkeit des Moments, beeindruckten.

Neben diesem persönlichen Bezug spielen die Kontinuität und Qualität im Werk eines Künstlers für Meyer eine Rolle. Das Gefühl, »dass das Kunstwerk noch in zwanzig, dreißig Jahren Ansehen besitzt« ist ihm wichtig. Meyer ist der Überzeugung, dass Qualität für sich spricht, energisches Werben ist ihm zuwider. Mit leichtem Schmunzeln erklärt er, er betrachte sich mittlerweile als »Geheimtipp«. Wer wirklich Interesse an den vertretenen Künstlern hat, der kommt ohnedies zu ihm. Dabei zitiert er Polke: »Was Gutes findet man, was Gutes kommt nie zu spät«.

Zuletzt waren Meyers auf der art Karlsruhe mit Werken unter anderem von Tjorg Douglas Beer vertreten. Die positive Resonanz dort hat die beiden in ihrer Arbeit erneut bestätigt und zur Fortsetzung ihrer Galerietätigkeit bewegt.

Im Bewusstsein, dass sich der Kunsthandel heute zunehmend auf den Messen und im Internet abspielt, sowie aus logistischen Gründen, haben sich Meyers aktuell von den großen Galerieräumen in der Lachnerstraße getrennt. Die neuen Räume befinden sich nun in der Ernststraße 88 in Karlsruhe und können bei Interesse nach telefonischer Vereinbarung besichtigt werden.

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