Meldungen aus der Forschung

Von wegen dunkles Zeitalter: Forum Kunst des Mittelalters – Ein Bericht

Ins Schwitzen kam dieser Tage, wer alle Vorträge beim Forum Kunst des Mittelalters in Halberstadt mitnehmen wollte. Neben sämtlichen Gattungen der westlichen Kunstgeschichte wurde selbst der reichhaltige Schatz des osteuropäischen bzw. orientalischen Bereichs nicht ausgespart. Rowena Fuß war für Sie vor Ort.

Um gleich im Orient zu bleiben: Einen nicht nur inhaltlich hervorragenden Vortrag über die Lichtregie im byzantinischen Sakralbau konnte man am Freitag von Lioba Theis hören. Das Thema Licht spielte in der sakralen Welt des byzantinischen Reiches eine weitaus größere Rolle als in der westlichen Christenheit. Das „lebendige“ Licht aus Öllampen war ein wichtiger Bestandteil des Kultes und der Liturgie. Theis führte mittels ihrer Power Point-Präsentation aus, wie eine ausgefeilte Lichtregie in der Istanbuler Hagia Sophia und der Theotokoskirche Art und Umfang der Beleuchtung an bestimmten Festtagen regelte. Dies, verbunden mit dem Spiel von Licht und Schatten an den Fenstern und Reflexionen durch die Mosaike sowie der gemalten Ikonen, trug dazu bei, dass sich die Gläubigen in einer anderen Sphäre wähnten.

Zuletzt fügte sie an, dass die Licht- und Erleuchtungstheologie der Ostkirche in der Gotik auch von westeuropäischen Baumeistern übernommen wurde. Die Schriften des Pseudo-Dionysos Areopagita warfen so nicht nur sprichwörtlich Licht auf die östliche Architektur, sondern fanden ebenfalls im Initialbau der französischen Gotik, St. Denis, Anwendung im erweiterten Chorumgang und den von Fenstern durchbrochenen Wänden.

Im Anschluss ergänzte der Vortrag von Maria Parani, dass eben jene Theologie des Lichts einen Einfluss auf die Wandmalereien innerhalb des östlichen Kirchenbaus hatte. Licht wurde zum Symbol für Christus den Erlöser. Dementsprechend findet sich eine Lichtquelle, oft in Form einer Kerze, bei Aposteldarstellungen. Sie dient hier als Inspiration bei der Abfassung ihrer Schriften. In einem anderen Fall ist der Bischof symbolisch von Licht umgeben sobald er auf seinem Thron sitzt, da dieser oft von zwei gemalten Kandelabern flankiert wird. Licht als das ewige Licht Gottes findet sich schließlich auch in Begräbnisszenen, wo es darauf verweist, dass der Allmächtige selbst in dessen schwerster Stunde beim Gläubigen ist.

An den Vortrag von Lioba Theis knüpfte inhaltlich das Referat von Hauke Horn an, der über die architektonische Entwicklung des Halberstädter Doms sprach. Insgesamt sind vier Bauphasen zu verzeichnen, die sich von den 1220er Jahren bis zur Weihung der ganzen Kathedrale 1491 erstreckten. Die Besonderheit des Doms besteht darin, dass mit dem Westbau begonnen und bis ins 15. Jahrhundert eine gotische Gestaltung beibehalten wurde. Im Gegensatz zum Erzrivalen um den Bischofssitz Magdeburg orientierte man sich stärker an französischen Vorbildern wie am offenen, allerdings reduzierten Strebewerk und Chorumgang deutlich wird.

Die Wanderung von Künstlern und Ideen beschrieb wiederum Ursula Nilgen. Als bestes Beispiel dient wohl aktuell die Ausstellung zum Naumburger Meister, die noch bis zum 2. November besichtigt werden kann.

Eine spannende Verbindung zum 21. Jahrhundert schuf auch Susan Marti, die am Beispiel der Schweizer Museumslandschaft referierte, wie man mit dem Mittelalter mehr Menschen ins Museum bekommt. Neben der richtigen Objektauswahl sind erklärende Objekttexte, die auch den Gebrauch desselben konzis erklären, unerlässlich. Daneben punkten ein Rahmenprogramm, das beispielsweise Ritterturniere oder ein mittelalterliches Markttreiben einschließt.

Zum Abschluss durfte auch die Fachkritik nicht fehlen. Diese übernahm Peter Cornelius Claussen, der sein eigentliches Referatsthema, die Paradoxie zwischen Form und Inhalt von Reliquienschreinen, dazu nutzte, um das Argumentieren mit Texten statt dem kunsthistorischen Gegenstand zu rügen. Derart erhellt warten wir nun mit Spannung auf die Fortsetzung des Forums in wenigen Jahren!

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