Kunstbücher für junge Leser

Wenzel, Angela: Paul Cézanne - Ein Leben für die Malerei, Prestel Verlag, München 2005.

Wie vermittelt man Kindern die Besonderheit und Einzigartigkeit eines großen Künstlers wie Paul Cézanne?

Mit dieser Frage hat sich die erfahrene Museumspädagogin Angela Wenzel in ihrer jüngsten Publikation beschäftigt. „Paul Cézanne – Ein Leben für die Malerei“ setzt die Kinderbuchreihe „Abenteuer Kunst“ des Prestel Verlags fort und ist außerdem das erste Kinderbuch zu dem so genannten „Vater der Moderne“ auf dem deutschen Buchmarkt. Als spannenden Aufhänger benutzt die Autorin das Künstlerleben von Paul Cézanne. Dieses war geprägt von dem alltäglichen und einsamen Kampf mit den Ausdrucksformen der Malerei und von Besessenheit. Es bietet daher zahlreiche Ansatzpunkte für die kunstpädagogische Vermittlungsarbeit. 

Vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte Paul Cézannes wird dessen Herangehens- und Arbeitsweise beschrieben. In spielerischer Weise bringt das Buch den Kindern die stilistischen Mittel und Feinheiten des Malvorgangs näher und versucht damit den künstlerischen Prozess zu entmystifizieren. Mit Hilfe großformatiger Farbabbildungen und einfacher Kurztexte werden die verschiedenen Sujets Porträt, Landschaft, Akt und Stillleben einzeln vorgestellt. Dabei sind die repräsentativen Bildbeispiele so ausgewählt, dass sie sowohl Cézannes Hauptmotive widerspiegeln als auch dem kindlichen Interessenspektrum entsprechen.

Nach einer kurzen Einleitung zu Paul Cézanne entführt das Buch seine Leser nacheinander in die Jugend, das mittlere Alter und die reiferen Jahre des Künstlers. Damit vermittelt es das Wesen dieses eigenbrötlerischen Mannes und zeigt den schwierigen und von Selbstzweifeln geprägten Weg eines Malers auf. Besonderes Augenmerk wurde bei den prägnanten Texten zu den einzelnen Sujets auf die Beschreibung des Malprozesses gelegt. Wie entsteht eigentlich ein Bild, welchen Maluntergrund wählte Paul Cézanne, wie lange dauert es, bis ein Porträt vollendet ist? Dabei wird das Malen als Arbeitsvorgang ebenso wie der Beruf des Malers als harter Broterwerb dargestellt und auch die Problematik des möglichen Scheiterns wird anhand eines unvollendeten Gemäldes thematisiert.

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Wo und wie findet zum Beispiel der Maler seine Motive? Cézanne fand sie etwa auf seinen Wanderungen durch die provençialische Landschaft, bei denen er seine gesamten Malutensilien für die Freilichtmalerei bei sich trug. Ein integriertes Bilderrätsel soll dabei verdeutlichen, wie ein Künstler in der freien Natur Formen entnimmt und sie für seine Kunst nutzt. Auf jeder Doppelseite wird so einer bestimmten Frage nachgegangen oder es ist ein Rätsel zu lösen. Auf diese Weise regt die Autorin über Such- und Fragespiele die Interaktion der Kinder an und ermöglicht Denkprozesse, die zu weiteren Fragestellungen und damit zu einer Steigerung des Interesses an Kunst führen können.

Geschickt weiß Angela Wenzel die verschiedenen künstlerischen Mittel einzeln vorzustellen und anhand von Beispielen bewusst zu machen. Etwa die Beziehung zwischen Vorder- und Hintergrund im Bild, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Öl- und Aquarellmalerei, die Leuchtkraft der Farben, die Problematik der gut durchdachten und oft inszenierten Komposition eines Gemäldes, die Modulation der Farben, die Problematik von Licht und Schatten und die von Cézanne z.T. missachtete Perspektive. All diese gestalterischen Grundlagen hat die Autorin in kleinen Einheiten spannend verpackt. Ein wenig kurz kommt dabei die für die Kunst Paul Cézannes bedeutende Wirkung der Farben und deren harmonischer Zusammenklang. Dagegen wird jedoch durchaus deutlich gemacht, dass in Cézannes reifem Werk das malerische Helldunkel von scharfer Kontrastwirkung absolut gesetzter Farben und chromatischer Stufungen abgelöst wurde. Zu guter Letzt wird auch ein Blick in das Atelier des Künstlers geworfen, um so den Bezug der Bilder zu der umgebenden Wirklichkeit aufzuzeigen.

Eine Vielzahl an Fragen führt dazu, die Kinder zum Nachdenken über die Bilder Cézannes anzuregen. Dadurch erscheint das Leben und Œuvre des Künstlers als spannender Hintergrund einer ganzheitlichen Kunstvermittlung, die sich schließlich auch auf andere Künstler übertragen ließe. Verwendung fanden berühmte Bilder Cézannes, die als kunsthistorisch sehr bedeutsam eingestuft werden: so z.B. „Die großen Badenden“ (1900-05), ein Gemälde, welches der Künstler selbst als sein Hauptwerk bezeichnete. In der Auswahl ihrer Themen hat sich die Autorin bemüht, Bezüge zu der kindlichen Lebewelt zu finden, wie etwa mit verschiedenen Selbstporträts des Künstlers, den Porträts der Familie oder mit dem kleinen Gipsjungen „Gipsputto“ (1895). Die zahlreichen großformatigen Abbildungen, die sowohl aus ganzen Gemälden als auch aus einzelnen Bildausschnitten bestehen, sind in ihrer Qualität dem Ziel des Buches durchaus angemessen.

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Auch wenn es in einem Kinderbuch schwierig ist die Einzigartigkeit und Besonderheit von Paul Cézanne für die weitere Entwicklung der Moderne herauszustellen, so ist es Angela Wenzel mit Hilfe der zahlreichen Beispiele dennoch gelungen Cézannes künstlerische Ausdrucksformen zu vermitteln. Damit bildet das Buch für Kinder und Erwachsene eine interessante und empfehlenswerte Fortsetzung der Buchreihe „Abenteuer Kunst“.

 

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