Ausstellungsbesprechungen

Willi Baumeister: Im Rampenlicht – Baumeister als Bühnenbildner

So groß können kleine Ausstellungen sein. Terminlich etwas eingeklemmt zwischen der spektakulären Meckseper-Ausstellung und der groß angelegten Dix-Schau präsentiert das Kunstmuseum Stuttgart Willi Baumeister (1889-1955) als Bühnenbildner. Vom Umfang her könnte man sich die theaterbezogenen Entwürfe, Fotos und Skizzen gut in einer Kabinettausstellung ausmalen. Dass das Museum als erfreulich offenes System konzipiert worden ist, entfällt die bauliche Kuschelecke eines Kabinetts.

Aber Willi Baumeister wäre auch nicht einer der bedeutendsten Nachkriegskünstler in Deutschland gewesen, wenn er sich – und sei es postum – da auch wohl gefühlt hätte. Nun blieb nichts anderes übrig, als ihm sozusagen zwischen Tür und Angel seinen Auftritt zu gestalten.


Ein schönes Unterfangen ist es geworden, was freilich nicht verwundert: erstens beherbergt das Kunstmuseum das Baumeister-Archiv, das ungeahnte Schätze birgt wie eben die Arbeiten des Bühnenbildners Baumeister, zweitens hält selbst ein kleines Segment des Baumeisterschen Werks das hohe Niveau der Erwartungen daran, und drittens ist die Ausstellung nicht nur eine hübsche Entdeckung oder ein Lückenfüller, sondern den Auftakt für eine neue systematische Beschäftigung mit dem Künstler, was in dem opulenten Katalog deutlicher wird als in der locker zusammengestellten Theaterschau der besonderen Art: Auf dem Umschlag des Begleitbandes prangt gut sichtbar die Ziffer »01« über dem Titel: Hier ist eine Reihe am Entstehen, die das Baumeister-Archiv samt dem dort untergebrachten Baumeister-Werk von über 1000 Zeichnungen, 240 Grafiken, rund 150 Gemälden sowie Film- und Tondokumenten nach und nach zu Tage fördern wird. Auch wenn es für die Publikationsreihe eine Ausschreibung gegeben hat, ist es wenig überraschend, dass mit der Agentur L2M3 von Sascha Lobe und Frank Geiger eines der besten Büros für Buchgestaltung (und anderes mehr) das Rennen machte.

 

Zu sehen ist in Stuttgart bis Anfang Dezember nicht der weithin bekannte Meister der Abstraktion, sondern – wie der Titel schon sagt – der Bühnenbildner Willi Baumeister, der quasi aus dem Schatten seiner selbst ins Rampenlicht tritt. Entworfen hat er schon 1919 ein Bühnenbild für das Stuttgarter Theater, 20 Jahre später waren es acht Arbeiten, die ihre Fortsetzung nach 1945 fanden mit weiteren zehn Projekten, die über die Bühnengestalt auch die Kostümgestaltung umfassten – das letzte Bühnenbild stammt aus dem Jahr 1953. Baumeister bediente das Sprechtheater (Tollers »Die Wandlung«, Kommerells »Kasperlspiel«) ebenso wie das Ballett (»In Liebeszauber« von Manuel de Falla) und die Oper (Händels »Ariodante«). Das Spannende der Ausstellung besteht in der Wechselwirkung der Medien, den Übergängen von Malerei zur Inszenierung, von Fläche zum Raum und nicht zuletzt in den Möglichkeiten des Malers im Umgang mit Architektur und Tanz. Da Baumeister in diesem Metier ein Seiteneinsteiger in die Zunft war, konnte er so frei walten, dass sich heute Bob Wilson & Co. ganz zeitgemäß auf ihn als Vorreiter berufen können. Dokumentiert ist das alles in Szenenfotos und Skizzen, aber auch in hinreißenden Modellen, die das Engagement und die spielerische Perfektion Baumeisters klar veranschaulicht.

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Öffnungszeiten

Di, Do, Sa, So 11 – 18
Mi/Fr 11 - 21 Uhr

 

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