Workshop: Leerstellen graphischer Künste – Funktion, Ästhetik und Bedeutung des nicht bezeichneten Raumes, am 18. und 19. Januar 2018 in Florenz

Das Kunsthistorische Institut in Florenz widmet sich in einem Workshop der Leere. Oder genauer gesagt: ihrer Rolle in Zeichnung und Graphik der Frühen Neuzeit als Gegensatz zu dem durch Linien bezeichneten Raum.

Dass sich Zeichnung und Druckgraphik aus dem Setzen und Nicht-Setzen einer Spur konstituieren und damit kompositorische Gefüge aus Verdichtung und Entzerrung entstehen lassen, ist die wohl einfachste Explikation dieser Gattungen. Innerhalb dieses grundlegenden Dualismus nimmt die freie Fläche nicht zwangsläufig die untergeordnete Rolle gegenüber der zeichensetzenden Linie im Nebeneinander von Form und Nicht-Form ein. Ziel des auf die Frühe Neuzeit ausgerichteten Workshops ist es, der nicht bezeichneten Stelle in ihren verschiedenen Ausdrucksformen und Funktionen als aktiv bildbestimmendes Element nachzugehen. Die Beiträge des Workshops widmen sich, ausgehend von grundsätzlichen Fragen zu konkret physischen Eigenschaften des blanken Papiers, semantischen wie gleichermaßen bildtheoretischen Ausdifferenzierungen des Phänomens der Leerstelle je nach Technik und Sujet des Werkes. Dabei richtet sich der Blick unter anderem auf Helle bzw. Dunkel des urstofflichen Nichts sowie auf atmosphärische Landschaftsräume als offene Stellen potenzieller, metaphysischer wie künstlerischer Reflexionen. Ferner wird untersucht, wie und mit welchen ästhetischen Implikationen in der Druckgraphik eine Freistellung der Figur unterschiedlichen Motivationen geschuldet sein kann oder welche Leerstellen kunsthistorische Betrachtung selbst hervorbringt. Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Beziehung von Bild und Text(-auslassung).

Programm

Donnerstag, 18. Januar 2018

14:30 Uhr
Begrüßung: Gerhard Wolf
Einführung: Lisa Jordan und Elvira Bojilova

Moderation: Maria Aresin

15:00 Uhr
Iris Brahms (Freie Universität Berlin): Luft, Licht, Leere, Leinen, Lapsus. Konnotationspotentiale von Papier auf Zeichnungen um 1600

15:30 Uhr
Heiko Damm (Johannes Gutenberg-Universität Mainz): Mut zur Lücke. Zur Ästhetik der Aussparung im zeichnerischen Werk von Luca Giordano

16:00 Uhr Pause

Moderation: Samuel Vitali

16:30 Uhr
Anna Christina Schütz (Universität Stuttgart): Himmlische Leere. Die unbezeichnete Fläche auf gezeichneten Landschaften um 1500

17:00 Uhr
Huigen Leeflang (Rijksmuseum, Amsterdam): The printmaker Hercules Segers and his experiments with surface and space

17:30 Uhr Pause

Moderation: Jessica Richardson

18:00 Uhr
Renzo Baldasso (Arizona State University): The Aesthetic of White in the Early Black Art

18:30 Uhr
Lisa Pon (Southern Methodist University): Blank Forms: Print, Paper, and the Invitation to Inscribe

Freitag, 19. Januar 2018

Moderation: Felix Jäger

10:00 Uhr
Franz Engel (Humboldt-Universität zu Berlin): Negative Präsenz. Die Persistenz des Chaos im Bildgrund

10:30 Uhr
Margareta Ingrid Christian (University of Chicago): Luftraum: Empty Space in Riegl’s Studies on the Baroque

11:00 Uhr Pause

Moderation: Irene Gilodi

11:30 Uhr
Stephanie Porras (Tulane University): Graphic absence, the excerpt and the print collection

12:00 Uhr
Anja Wolkenhauer (Eberhard Karls Universität Tübingen): Die Fragilität der Medienmischung (Der Text als Leerstelle)

11:30 Uhr Pause

14:30 Uhr
Besuch des Gabinetto dei Disegni e delle Stampe degli Uffizi (nur für Vortragende) mit Marzia Faietti, Roberta Aliventi, Laura Da Rin Bettina, Michele Grasso und Pierluca Nardoni

Tagungsort: Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut | Palazzo Grifoni Budini Gattai | Via dei Servi 51 | 50122 Florenz
Kontakt: Ester Fasino | Abteilung Gerhard Wolf | dirwolf@khi.fi.it
Organisation: Elvira Bojilova und Lisa Jordan

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