Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist China nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht ein Land der unbegrenzten Mythen und Möglichkeiten. Gerade von der explosionsartig expandierenden chinesischen Kunst ist jüngst viel zu hören.

China mit seiner fast fünftausendjährigen Kunsttradition hat in den ver-gangenen Jahrzehnten enorme Umwälzungen erfahren: Die überliefer-te, feinsinnige Tuschmalerei wurde in den 1950ern vom plakativen Agitprop des Sozialistischen Realismus abgelöst. Dieser wiederum wur-de seit den 1970ern durchaus kritisch mit westlichen Einflüssen vermischt und aufgebrochen. Eine der zentralen Strömungen zeitgenössischer chinesischer Kunst zeichnet sich seitdem durch die Aneignung von und Auseinandersetzungen mit der Pop-Art aus. In der Auseinandersetzung mit westlichen künstlerischen Ausdrucksmitteln gewannen chinesische Künstler in kurzer Zeit globale Kompetenzen. Einen erheblichen Vorbildcharakter hatten dabei die Werke Andy Warhols oder die Begegnung mit dem amerikanischen Pop Art-Künstler Robert Rauschenberg 1985 in Peking.

Der Stellenwert, den die chinesische Gegenwartskunst innerhalb der Umformung des Staates zur modernen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft gegenwärtig einnimmt, ist nicht zu unter-schätzen. Kunst „Made in China“ hat Anschluss an die internationale Kunstszene gefunden. Chinas Künstlerinnen und Künstler spielen in der Außenwahrnehmung des modernen Chinas und innerhalb der Kommunikationsprozesse zwischen China und dem Westen eine gewichtige Rolle. Und das Wirken zeitgenössischer chinesischer Künstler hängt nicht zuletzt mit einer neuen Orientierung und Identität der chinesischen Gesellschaft zusammen.
Mit der Ausstellung „All the Great Modern Things – Chinese Pop“, die in der Kunsthalle Dominikanerkirche vom 24. Oktober (Eröffnung: 18.30 Uhr 19 Uhr) bis 3. Januar gezeigt wird, ermöglicht das Osnabrücker Ausstellungshaus auf höchstem Niveau einen Einblick in diese dem westlichen Betrachter vertraut scheinende, aber doch ganz neuartige Bewegung mit einigen der prominentesten Vertreter wie Chen Wenbo, Li Yuduan, Ma Jun, Zou Cao und Huang He.