Vortrag 06.06.2009, 17:00 Uhr
Das Wissen um Unumkehrbarkeiten gehört zur Moderne. Die Künste in der Moderne haben freilich stattdessen eher das Umkehrbare stark gemacht. Gegen die Zumutung des Unabänderlichen waren und gaben sie sich verpflichtet auf das Credo des Noch-einmal-ganz-anders-machen-könnens. Und ebenso wurde das Alltagsleben mit Möglichkeiten oder wenigstens Versprechungen des Umkehrbaren versehen. Vor diesem Hintergrund erscheint es aufschlussreich, Kunstwerke zu untersuchen, die diesem Trend zuwider laufen. Dabei stellt sich die Frage, was genau jüngere Künstlerinnen und Künstler zu Werken motiviert, die – so wie eine Einbahnstraße – unmissverständlich nur in einer Richtung funktionieren. Und was es bedeutet, wenn Werke munter zur Selbstversiegelung schreiten. Oder wenn vom Betrachter alias Benutzer eines Werkes zwar Entscheidungen getroffen, etwaige Handlungen vorgenommen werden können, diese jedoch dem Tappen in eine Falle oder unweigerlicher Zerstörung des Werkes gleichkämen. 'Folgenentlastung’, jenes Zauberwort des Glaubens an Umkehrbarkeit, an die Möglichkeit, etwas ?ausbügeln’ zu können, wird in solcher Kunst als illusionär verhöhnt. Zu klären bleibt dann stets am Einzelfall, ob zeitgenössische Kunst dabei nur sarkastisch die ehemals auf sie gesetzten Hoffnungen als unerfüllbar zurückweist. Oder ob hier mittels veranschaulichter Unumkehrbarkeit vielmehr neuerliche Verbindlichkeit und Konsequenz behauptet werden soll.
Christian Janecke, Professor für Kunstgeschichte an der HfG Offenbach und Herausgeber eines Sammelbandes in der FUNDUS-Reihe, nämlich: Performance und Bild – Performance als Bild, spricht im Kunstverein Harburg über Irreversibilität, also KUNSTSACKGASSEN.
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