Termin

Georges Braque – Der Zauberer und die Vögel

Ausstellung 18.09.2016–18.12.2016

Kunsthaus Apolda Avantgarde, Apolda, Deutschland

Mit der Erfindung des Kubismus revolutionierte Georges Braque (1882-1963) zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kunst. Gemeinsam mit Pablo Picasso befreite er diese von der bloßen Nachahmung der Natur und der Gegenstände. Doch auch nachdem Braque den Kubismus nach dem Ersten Weltkrieg hinter sich gelassen hatte, blieb er seinen Prinzipien treu, indem er betonte, man dürfe „nicht nachahmen, was man erschaffen will“. Für Braque stand stets die Beschäftigung mit dem Raum, den er zerlegte, aufteilte, faltete, umgestaltete und neu entwarf im Vordergrund. Beeinflusst von neuesten Erkenntnissen der Wahrnehmungstheorie, der Physik und der Psychologie empfand er den Raum nicht länger als feststehende Größe, sondern als Ergebnis der Beziehungen, die die Dinge zueinander haben. Braque öffnete damit einen halluzinierten, emotionalen Wahrnehmungsraum. In diesem Zusammenhang formulierte er, dass er keine Anekdoten erzählen, sondern neue „Bildwirklichkeiten“ schaffen wolle. „Im Voraus konzipierte Ideen gibt es für mich nicht. Jedes neue Bild ist ein Glücksspiel, eine abenteuerliche Reise ins Unbekannte.“ Georges Braque empfand sich nie als Umstürzler, aber als einen langsam und hartnäckig arbeitenden Reformator.

Erst in den frühen 1930er Jahren begann Braque sich intensiv der Grafik zu widmen und schuf im Laufe der Jahre bedeutende Buchillustrationen zu Hesiods Théogonie, René Chars Lettera Amorosa und Guillaume Apollinaires Wenn ich dort stürbe. Später beschäftigte er sich mit dem tibetischen Yogi und Lehrmeister Milarepa aus dem 11. Jahrhundert sowie mit dem Standardwerk des Zen-Buddhismus Zen in der Kunst der Bogenschießens von Eugen Herrigel. Dabei betonte Braque stets, dass er kein Buddhist sei, der Buddhismus seinem Wesen jedoch sehr nahe stünde. In einem Gespräch äußerte er einmal: „Man muss von den Dingen durchdrungen sein, man darf die Beziehung zu ihnen nie abbrechen und man muss sie dann Bild werden lassen, wenn sie wollen.“ Braque nannte die Kunst in einem Atemzug mit der Zauberei, da sie für ihn dem Unbewussten näher stand als der Ratio: „Weil unser Gefühl weit mehr von der Logik als vom Unbewussten, das die Welt beherrscht, geformt worden ist, entgeht uns die Zauberkraft der Kunst […]. Wäre der Künstler nicht tatsächlich ein Zauberer, wie lächerlich würde seine Beschäftigung mit Zeichen erscheinen! Aber diese Zeichen stehen für den Menschen, der sie erfand, und mit ihm und durch ihn für die ganze Welt.“

In seinem Spätwerk war Georges Braque fasziniert vom Motiv des Vogels. Nachdem er diesen in seinen berühmten „Atelierbildern“ Mitte der 1940er Jahre auftauchen ließ, stellte er ihn in seinen späten Grafiken zunehmend in den Mittelpunkt: Oftmals versteckt er sich in großen Blättern und duftenden Blüten, doch häufig bildet er auch das zentrale Motiv, das zahllose Metamorphosen durchgeht. Die Vögel, die den Raum – eine endlose, dichte Materie – durch ihren Flügelschlag durchschneiden und erfahrbar machen, waren für Braque kein Symbol, sondern veränderten die Qualität des Raumes durch Dynamik und Beweglichkeit. Braque betrachtete sie als Elemente, die den Raum einer fühlbaren und optischen Umformung unterzogen und es ermöglichten, die Begrenzung durch die Materie zu umgehen. „Es gilt“, so Braque, „die Temperatur zu finden, in der die Dinge knetbar sind“.

Mit 110 Grafiken, bedeutenden Buchillustrationen und Keramiken Georges Braques schließt die Schau Georges Braque. Der Zauberer und die Vögel an die bereits im Kunsthaus Apolda Avantgarde gezeigten Ausstellungen über Pablo Picasso und Henri Matisse an, indem sie den dritten in Frankreich lebenden Reformer der Kunst anhand seiner Grafiken porträtiert.

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